1. - S wie Startaufstellung

Zum fünften Mal in dieser Saison startet Lewis Hamilton als Erster in einen Grand Prix. Nur Sebastian Vettel und Fernando Alonso gelang ebenfalls das Kunststück, mehr als einmal von der Pole Position zu starten. Williams-Mann Pastor Maldonado komplettiert nach einer starken Qualifyingrunde, die jedoch lange nicht an die Bestzeit herankam, die zweite Startreihe. Reihe zwei nehmen Sebastian Vettel und Jenson Button ein, erst dahinter folgt WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, der bemängelte, der Ferrari sei das ganze Wochenende über zu langsam gewesen.

Lewis Hamilton startet zum fünften Mal in dieser Saison von der Pole., Foto: Sutton
Lewis Hamilton startet zum fünften Mal in dieser Saison von der Pole., Foto: Sutton

Auf Platz sechs fand sich dagegen ein glücklicher Paul di Resta wieder, der sein bestes Qualifyingergebnis einstellte. Mark Webber und Romain Grosjean, der nach seiner Strafe wieder starten darf, bilden die vierte Startreihe. Michael Schumacher und Nico Rosberg schonten im Qualifying ihre superweichen Reifen und starten von den Plätzen neun und zehn. Um fünf Plätze strafversetzt werden in Singapur Pedro de la Rosa und Bruno Senna jeweils aufgrund eines Getriebewechsels.

2. - S wie Start

Mit Platz zwei im Qualifying sorgte Pastor Maldonado für eine Überraschung - und für Zündstoff. "Mich hat Pastor Maldonado auf P2 umgehauen, das ist ja schon fast eine Unfall-Garantie für den Start. Dahinter lauert Sebastian Vettel, da wird einem schon ein bisschen bange", erklärte Formel-1-Reporter Kai Ebel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Hamilton und Maldonado haben in der Tat keine rosige Vergangenheit, in Valencia hatten sie kurz vor Rennende eine unliebsame Begegnung. "Ich will ihm nicht in die Quere kommen und er wird das mit mir hoffentlich auch nicht wollen", meinte Hamilton. Auch Vettel bewies unlängst beim Italien GP, dass er ungern zurücksteckt. Für einen turbulenten Start ist in den ersten zwei Reihen also alles angerichtet.

Auch dahinter ist Action programmiert. WM-Leader Fernando Alonso ist als schneller Starter bekannt, auch Michael Schumacher kann in der ersten Runde eines Rennens zahlreiche Positionen gutmachen. "Die Strecke fühlt sich auf der Ideallinie nicht dreckig an, allerdings ist neben der Linie eine Menge Staub. Die ersten Runden werden interessant, wenn viel neben der Ideallinie gefahren wird", prognostizierte Jenson Button. Mit Argusaugen beobachtet wird Romain Grosjean, der die Karambolage in Belgien ausgelöst hatte und in der Folge für ein Rennen gesperrt wurde. "Wenn ich mich gut vorbereite, dann wird der Start auch gut verlaufen", war der Lotus-Pilot überzeugt.

3. - S wie Strategie

Eine entscheidende Rolle kommt bei der Ermittlung der optimalen Strategie für das Rennen in Singapur der Boxengasse zu. Diese ist besonders lang und darf nur mit 60 km/h befahren werden, weshalb durch einen Boxenstopp viel Zeit verloren geht. Deshalb werden die Teams versuchen, mit einem Stopp weniger auszukommen als die Konkurrenz. Der limitierende Faktor sind dabei erneut die Reifen. Damit diese lange halten, muss von Anfang an alles richtig gemacht werden.

"Da die Streckentemperaturen in Singapur oftmals geringer als die Temperaturen der Umgebung sind, war es für die Piloten wichtig, die Reifen gut aufzuwärmen, um auf der sich ständig verändernden Strecke im Qualifying das Beste herauszuholen", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery nach dem Zeitfahren.

Der Reifenhersteller rechnet mit zwei bis drei Boxenstopps im Rennen. "Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es möglich ist, eine innovative Reifenstrategie zu wählen, um von außerhalb der Top-10 auf das Podium zu fahren", bemerkte Hembery. Im vergangenen Jahr absolvierten die besten vier Piloten jeweils drei Boxenstopps. Paul di Resta setzte dagegen auf nur zwei Reifenwechsel und arbeitete sich damit von P10 auf Rang sechs nach vorne.

"Wir haben keinen sehr hohen Reifenabbau auf den Superweichen, aber wir verlieren schnell Grip", mahnte Jenson Button. Auch Nico Hülkenberg verweist auf die empfindlichen Pirelli-Pneus. "Das ist hier eine Hinterreifen-Killerstrecke durch die langsamen Kurven. Der Schlüssel morgen wird sein, mit den Reifen haushalten zu können, im richtigen Moment zu pushen, sie im richtigen Moment zu streicheln und die passende Strategie zu haben. Ich könnte mir vorstellen, dass zwei Stopps schwer werden", prognostizierte der Force-India-Pilot.

4. - S wie Strecke

Der Marina Bay Street Circuit ist als Stadtkurs nicht unbedingt die überholfreundlichste Ecke. Auf der anderen Seite ist es nicht ganz so schlimm wie in Monaco. Dennoch wird jeder Überholvorgang außerhalb der Box wohl ein gewagtes Manöver sein. Das spielt natürlich Polesetter Lewis Hamilton voll in die Hände. "Überholen ist schwierig, durch DRS geht es vielleicht etwas besser. Es bleibt aber schwierig und man kann recht leicht verteidigen", erklärte der McLaren-Pilot.

In Singapur stehen die Wände besonders nah., Foto: Sutton
In Singapur stehen die Wände besonders nah., Foto: Sutton

Der Schlauch durch die 23 Kurven könnte aber anderweitig für Entscheidungen sorgen. Denn die Natur der Strecke und die hohen Temperaturen belasten Reifen, Getriebe und auch die Piloten aufs Äußerste. Daher ist durchwegs Konzentration gefragt und wer die nicht halten kann, kann sich recht schnell in der Mauer finden. "Wir fahren bei extremen Temperaturen, im Cockpit ist es noch heißer. Das ist hart und im Helm lässt es sich nicht so einfach atmen. Wir werden müde, die Körpertemperatur steigt auf 40 bis 41 Grad, man fühlt sich, als ob man alles langsamer macht, die Reflexe und die Reaktion lassen nach. Am Ende des Rennens muss man sich gut konzentrieren", sagte Fernando Alonso dazu.

Ansonsten sind die Anforderungen der Strecke wie für einen Straßenkurs üblich. Dank kurzer Geraden und langsamer sowie ein paar mittelschneller Kurven ist gute Traktion gefragt. "An einigen Stellen ist der Belag sehr wellig, das muss man bei der Abstimmung bedenken. Außerdem muss man die Bremsen im Auge behalten, denn sie haben zwischen den Kurven kaum Zeit zum Abkühlen", meinte Giampaolo Dall'Ara, der leitende Strecken-Ingenieur bei Sauber.

5. - S wie Safety Car

Bislang gab es bei jedem Rennen in Singapur eine Safety-Car-Phase, die im Schnitt sechs Runden dauerte. Ein Einsatz Bernd Mayländers könnte vor allem hier eine signifikante Auswirkung haben. Denn nach mehreren Runden hinter dem Safety Car könnten einige Teams in der Lage sein, auf einen Boxenstopp zu verzichten und sich dadurch einen Vorteil verschaffen. Durch einen Boxenstopp geht aufgrund der langen Anfahrt und der zudem mit 60 km/h geringen Geschwindigkeit viel Zeit verloren. Gerade Reifenflüsterer wie Sergio Perez könnten so mit einem Boxenstopp weniger auskommen und sich im Feld nach vorne arbeiten.

Bislang gab es in jedem Singapur GP einen Safety-Car-Einsatz., Foto: Sutton
Bislang gab es in jedem Singapur GP einen Safety-Car-Einsatz., Foto: Sutton

Mögliche Kandidaten für eine Mauerberührung und anschließende Safety-Car-Phase gibt es einige. "Ich hatte ein oder zwei enge Momente an diesem Wochenende, aber ich bin noch nicht eingeschlagen - das kommt dann im Rennen", scherzte Nico Hülkenberg. "Es ist halt immer diese Balance zwischen Risiko und Sicherheit", erklärte Bruno Senna, der an diesem Wochenende bereits mehrfach mit den Streckenbegrenzungen Bekanntschaft machte, gegenüber Motorsport-Magazin.com. Druck spielt bei diesen Fehlern laut dem Brasilianer keine Rolle. "Das hier, diese Präzision beim Abschätzen, das ist eher eine Frage der Suche nach dem absoluten Limit..."

6. - S wie Sonntagswetter

Der drohende Regen hängt wie ein Damoklesschwert über dem Marina Bay Street Circuit. Bisher öffnete der nächtliche Himmel über Singapur seine Schleusen zwar noch nie im Rennen, aber aufgrund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit, die für die tropische Region üblich ist, besteht jederzeit akutes Niederschlagsrisiko. Sollte es tatsächlich nass werden, weiß niemand so recht, wie es um die Sicht bestellt ist. Das Licht der zahlreichen Scheinwerfer, die die Strecke ausleuchten, könnte sich im Wasser spiegeln und für Verwirrung sorgen.

"Was wir noch nicht hatten, war richtiger Regen während des Rennens, nur mal eine nasse Strecke im Training", sagte Bruno Senna bei Motorsport-Magazin.com. "Hoffen wir mal, dass es auch diesmal nicht regnet." Auch wenn es trocken bleiben sollte, werden die äußeren Bedingungen sowohl Mensch als auch Maschine erheblich zusetzen. Die hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit Temperaturen um die 30 Grad macht es einerseits den Motoren schwer, frische Luft zu schnappen, aber auch die Kondition der Piloten wird auf das Äußerste gefordert, handelt es sich mit einer Dauer von knapp zwei Stunden doch um einen besonders langen Grand Prix.

7. - S wie Spannung

WM-Leader Fernando Alonso konnte den Singapur GP bereits zwei Mal für sich entscheiden, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel waren ebenfalls schon erfolgreich. Diese drei können auch für das morgige Rennen als Favoriten angesehen werden, hinzukommt Pastor Maldonado, der bereits einen Rennsieg auf der Kappe hat. Allerdings kam der Venezolaner seitdem kein einziges Mal mehr in den Punkten an - das sollte mehr als genug Motivation sein. "Ich freue mich für Pastor. Er hat sich dieses Jahr schon viel anhören müssen und er ist ein talentierter Fahrer", lobte Polesetter Hamilton.

61 Runden und 309,453 Renndistanz sind am Sonntag zu bewältigen - keine leichte Aufgabe auf dem engen Stadtkurs. HRT-Pilot Pedro de la Rosa, Vorsitzender der Fahrervereinigung GPDA, forderte bereits eine Verkürzung der Renndistanz. "Hier sind es 309 Kilometer, Monaco sind 260", hob der Spanier hervor. "Ich war in verschiedenen Meetings der GPDA und es ist der einzige Kurs in der Weltmeisterschaft, bei dem die Leute Charlie Whiting bitten, die Anzahl der Runden zu reduzieren."

Trotz der Forderungen müssen die Piloten in diesem Jahr die volle Distanz absolvieren. Wer die strapaziösen knapp zwei Stunden als Erster bewältigt, darf sich zur Belohnung mit Champagner kühlen.