Lewis Hamilton auf Pole in Singapur - überraschend?
Kai Ebel: McLaren musste man auch hier auf dem Zettel haben, vor allem Hamilton. Singapur ist ein Stadtkurs, da kommt es auch auf den Fahrer an - Lewis kann die schnelle Runde sehr gut zusammenbringen, das hat er heute wieder einmal bewiesen. Die Frage ist, ob er das auch über die Renndistanz konservieren kann. Mich hat eher Pastor Maldonado auf P2 umgehauen, das ist ja schon fast eine Unfall-Garantie für den Start. Dahinter lauert Sebastian Vettel, da wird einem schon ein bisschen bange.

Glaubst du, dass bei Sebastian heute etwas schief gelaufen ist?
Kai Ebel: Das ist schon komisch: In den drei Trainings war er jeweils Erster und im Qualifying dann Dritter. Sebastians Runde war mit Sicherheit nicht optimal, da hätte noch etwas mehr kommen können. Anderseits: Diesmal ist seine Startposition besser als in den vergangenen Rennen und er steht vor Fernando Alonso. Das ist auch wichtig. Der Red Bull kommt mit den langsamen Kurven hier sehr gut zurecht, aber ich glaube, dass Sebastian im Mittelteil mit den langen Geraden Zeit einbüßt. Da fehlen ihm ungefähr sieben km/h Topspeed. Fraglich, wie er das im Rennen kompensieren will; wenigstens startet er auf der sauberen Seite.

Ferrari scheint hier langsamer zu sein als Red Bull, oder?
Kai Ebel: Tatsächlich ist der Ferrari langsamer als Red Bull und McLaren. Fernando Alonso sieht das allerdings sehr entspannt. Er konnte in dieser Saison ja bereits beweisen, dass das Hamster-Prinzip funktioniert: Er sammelt seine Punkte und führt die Weltmeisterschaft komfortabel an. Er weiß, dass er nicht um jeden Preis gewinnen muss. Während sich seine Konkurrenten um den Sieg streiten, fährt er in aller Ruhe seine Punkte ein. Mit dieser Taktik wird er auch hier wahrscheinlich wieder Recht behalten.

Was hältst du von der Mercedes-Strategie, im Q3 auszusetzen?
Kai Ebel: Beide Mercedes-Fahrer haben gesagt, dass sie sich gegen eine gezeitete Runde entschieden haben, weil sie eh nicht viel weiter vorn gelandet wären. Stattdessen bevorzugen sie die freie Reifenwahl. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass der neue Auspuff gerade einmal für die Plätze neun und zehn reicht. Der Anspruch muss doch höher sein. Ich glaube, dass es hier in Singapur auch mit DRS und richtiger Strategie sehr schwierig ist, sich im Rennen nach vorn zu arbeiten.