Zumindest lieferte Michael Schumacher in seiner Presserunde am Donnerstag Abend nicht gerade ein Musterbeispiel höchster Konzentration und Wissens ab. Den Zeitunterschied zwischen Singapur und Mitteleuropa bezifferte er mit "acht oder sieben Stunden" - es sind sechs. Der Punkteabstand zwischen einem ersten und einem zweiten Platz - sieben Punkte, 25:18, war ihm auch nicht geläufig. "Ich dachte, es sind fünf", erklärte der Deutsche.

Den Schauplatz des tragischen Imola-Wochenendes 1994 mit den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger verlegte er nach Silverstone, den Ort seines eigenen Unfalls mit dem Beinbruch 1999. Und dass er davon sprach, Fernando Alonso sei zuletzt in Monza doch sehr defensiv gefahren, löste bei einigen Journalisten auch erstaunte Blicke aus. "Seit wann ist es defensiv, wenn man versucht, Sebastian Vettel in der Curva Grande außen zu überholen?"

Sauber-Spekulationen

Aber das Durcheinander ist auch beträchtlich - kein Wunder, dass da auch ein 43-jähriger Routinier aus dem Konzept gerät. Nachdem immer klarer wird, dass man bei Mercedes offensichtlich lieber Lewis Hamilton von McLaren abwerben will und Schumacher in Zukunft eher eine Management- und Markenbotschafter-Position bekommen soll. Wenn Hamilton tatsächlich kommt, werden die Spekulationen immer wüster.

Da allgemein bekannt ist, dass der siebenmalige Weltmeister eigentlich lieber weiterfahren als aufhören würde, haben sich zum Beispiel ein führender deutscher und ein Schweizer Medienkollege zusammengetan und versuchen, Schumi für nächstes Jahr ins Sauber-Team zu schreiben. Dort lieferte Peter Sauber - für ein bisschen PR auch dankbar - gleich das passende Zitat: "Ich würde ihn jederzeit sofort nehmen!"

Wie realistisch das ist, darf freilich bezweifelt werden. Dass Mercedes Schumacher, der durchaus schon einen langfristigen Vertrag als Markenrepräsentant haben dürfte, so einfach zu Sauber gehen lässt, ist mehr als unwahrscheinlich. Immerhin fährt Sauber mit Ferrari-Motor und ist seit der unfriedlichen Trennung von Mercedes als Motorenlieferant 1994 mit den Stuttgartern mehr als verfeindet.

Vorstellbar & unvorstellbar

Und dass Schumacher es sich antut, bei einem - wenn auch guten - kleinen Mittelklasseteam anzuheuern, nachdem klar ist, dass Mercedes ihn als Fahrer nicht mehr will, kann man sich auch kaum vorstellen. Das wäre dann wohl der endgültige Image-GAU für einen siebenmaligen Weltmeister. Dass Hamilton McLaren gegen Mercedes eintauscht, ist allerdings durchaus vorstellbar. Nicht nur, weil ihn seine eigene Management Agentur rund um Simon Fuller dazu drängt.

Die würde dann endlich mal gut verdienen. In England will man wissen: Fuller hat mit Hamilton nicht den üblichen Vertrag über 15 oder 20 Prozent vom Gesamteinkommen, sondern einen über 50 Prozent von allen privaten Sponsordeals. Und bei McLaren sind den Fahrern schon seit ewigen Zeiten Privatsponsoren fast komplett verboten - bei Mercedes wird das wesentlich lockerer gehandhabt. Dazu kommt Fuller will Hamilton als großen Hollywoodstar vermarkten - das geht mit einem Weltkonzern wie Mercedes besser als mit McLaren.