Von Jetlag oder Müdigkeit nichts zu spüren: Daniel Ricciardo präsentierte sich den Journalisten am Donnerstag vor dem Singapur Grand Prix gut erholt und bestens aufgelegt. "Ich bleibe ja auch auf europäischer Zeit", klärte der fidele Australier auf. "Aber mir gefällt das - es ist ein ziemlich cooles Gefühl, um drei Uhr morgens alleine am Pool zu liegen, wenn alle anderen schon lange im Bett sind", lachte der 23-Jährige. Bisher verlaufe das Rennwochenende, einmal abgesehen von den komischen Uhrzeiten, aber ganz normal. Den Sitzcheck habe er schon absolviert, genauso wie diverse andere Einstellungsarbeiten am Boliden, die im Vorfeld eines Grand Prix mit dem Mechanikern immer so anstehen würden. Daher sei seine Laune auch wieder gut - anders als direkt nach Rennende vor zwei Wochen in Monza, verlor Ricciardo da doch in der letzten Runde auf Grund eines Defekts noch eine Platzierung in den Punkten. "Sonntagnacht war ich deshalb immer noch wirklich frustriert, aber man kann das dann ja nicht mehr ändern oder den Punkt zurückkriegen", verriet der Jungspund.

Die technischen Probleme von Monza habe sein Team mittlerweile aber behoben. "Klar war ich enttäuscht, aber es geht weiter und umso mehr freue ich mich nun auch auf das Rennen hier, denn hier will ich den Punkt zurückholen oder vielleicht sogar noch etwas mehr", kündigte Ricciardo an. Mit Blick auf die Streckencharakteristik und wie diese seinem Auto liegen könnte, wollte er sich aber noch neutral zeigen. "Ich sehe das weder positiv noch negativ - wir haben allerdings keine großartigen Updates am Auto, Wunder dürfen wir also nicht erwarten. Da es sich aber um einen Straßenkurs handelt, kann man als Fahrer vielleicht schon ein bisschen mehr den Unterschied ausmachen. Auf Kursen dieser Art bedarf es immer noch mehr Konzentration und die Strecke ist doch recht technisch, man hat also ganz einfach weniger Spielraum für Fehler."

Konservativ fahren

An seinen Singapur-Auftritt 2011 hat Ricciardo nicht nur gute Erinnerungen, Foto: Sutton
An seinen Singapur-Auftritt 2011 hat Ricciardo nicht nur gute Erinnerungen, Foto: Sutton

"Auch die Hitze macht es nicht so einfach und darauf muss man sich gut vorbereiten", fand Ricciardo, der anfügte: "Die Herausforderung ist folglich groß, auch wenn die Kurven doch ziemlich langsam sind." Ein paar schnellere Kurven wären seiner Meinung nach zwar schön, die Strecke gefalle ihm aber trotzdem. "Nur letztes Jahr habe ich das Rennen leider nicht so genießen können, weil ich das Auto bereits in der ersten Runde beschädigt hatte und ab da war es ein hartes Rennen", gab der Australier zu. Der Lichtblick sei aber: "Das Qualifying lief damals schon gut und ich denke, heuer bin ich einfach noch besser vorbereitet und habe ja auch ein besseres Auto und ein besseres Team um mich herum." Zu übermotiviert dürfe man es auf dem Marina Bay Circuit aber in jedem Fall nicht angehen, das habe er schon gelernt, versicherte Ricciardo. "Man sieht die Autos hier ja oft sehr hart über die Kerbs rumpeln und dann geht schnell auch einmal etwas kaputt."

"In der einen schnellen Qualifyingrunde kann man das vielleicht einmal machen. Aber das Rennen ist hier sehr lang, man sollte es also definitiv nicht zu aggressiv angehen und lieber ein bisschen konservativer fahren", so der Toro-Rosso-Pilot, der als Direktive ausgab: "Man muss einfach die richtige Balance finden und das hängt dann jeweils auch von der Position ab, auf der man sich gerade befindet. Auch gibt es hier fast immer ein Safety-Car", wusste der Mann aus Perth, der aus diesem Umstand schlussfolgerte: "Es gibt also eventuell ganz allgemein mehr Möglichkeiten und selbst wenn wir die Pace am Samstag noch nicht haben sollten, können wir am Sonntag trotzdem noch ein stärkeres Resultat haben." Punkte hielt er für möglich, denn insgesamt befinde sich das Team im Aufwind, was nicht zuletzt auch an der Verpflichtung von James Key als neuem Technikchef liege. "Ich habe James in Monza getroffen, als er schon einmal ein paar Tage mit dem Team verbracht hat", berichtete Ricciardo.

In der Fabrik sei er mit dem neuen Projektleiter zwar noch gewesen, weil er sich um Aerodynamik-Tests gekümmert habe. "Aber ich habe gehört, dass die Dinge soweit gut laufen. Noch kennt er ja nicht alle von uns, das dauert also immer ein bisschen - aber sein erstes Wochenende in Monza lief bereits gut und ganz allgemein haben wir uns von Freitag bis Sonntag dort immer ein bisschen gesteigert, was immer schön zu sehen ist", fand Ricciado. An den Fähigkeiten Keys gäbe es derweil ohnehin keine Zweifel. "Ich denke, er bringt eine Menge Erfahrung mit. Er hat ja bis vor kurzem noch mit Sauber zusammengearbeitet und auch dieses Team ist jetzt nach vorne gekommen. Sicher wird es noch ein bisschen dauern, aber ich denke, er hat die richtigen Werkzeuge in der Tasche, um das Team voranzubringen. Mit dem ersten Eindruck war ich jedenfalls sehr zufrieden", bestätigte der Australier.