Gibt es den vierten McLaren-Sieg in Folge? Vieles spricht vor dem Großen Preis von Singapur dafür, dass die Erfolgsserie der Truppe aus Woking auf dem Marina Bay Circuit weitergeht. Zumal die Technik-Abteilung für das 14. Saisonrennen ein weiteres großes Update angekündigt hat. Kleine Brötchen zu backen kam für Teamchef Martin Whitmarsh im Vorfeld des Rennens auf jeden Fall nicht in Frage. "Wir haben in der Fahrer-WM und in der Konstrukteurswertung noch gute Chancen auf den Titel. Ich erwarte, dass wir bereits in Singapur gute Punkte mitnehmen", gab der Brite die Marschrichtung vor.

Lewis Hamilton hat vor allem die Fahrerwertung im Visier. Nach zwei Siegen in den letzten drei Rennen darf sich der Weltmeister von 2008 wieder berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Der Brite ist davon überzeugt, dass er WM-Leader Fernando Alonso Paroli bieten kann und fiebert dem Aufeinandertreffen mit dem Kontrahenten bereits entgegen. "Die entscheidende Phase der Saison beginnt - es wird aufregend", sagte er. "Ich bin für Singapur sehr optimistisch. Ich glaube, wir sind in der Lage, mit Fernando um den Titel zu kämpfen."

Streckencharakteristik spricht für Red Bull

Hamilton wäre allerdings schlecht beraten, wenn er sich nur auf das Duell mit Ferrari konzentrieren würde. Das Weltmeister-Team ist auf seiner Spezialstrecke mit Sicherheit zu beachten. Das Imperium schlägt zurück - dieser etwas antiquierte Filmtitel dürfte das Motto sein, mit dem Red Bull den Grand Prix in Singapur angeht. In den Rennen nach der Sommerpause war der Rennstall von Dietrich Mateschitz vor allem im Qualifying nicht konkurrenzfähig. Hinzu kamen die weiterhin ungelösten Probleme mit der Lichtmaschine, die Sebastian Vettel in Monza bereits zum zweiten Mal in dieser Saison ausbremsten.

Spektakel bei Nacht: Der Singapur GP, Foto: Sutton
Spektakel bei Nacht: Der Singapur GP, Foto: Sutton

Die Aussichten für das Flutlichtspektakel auf dem kurvenreichen Stadtkurs stehen dennoch nicht schlecht. Die Strecke erfordert viel Abtrieb und eine gute Traktion - Eigenschaften, die seit jeher zu den Stärken der von Aerodynamik-Guru Adrian Newey gebauten Autos gehören. Vettel zumindest ist davon überzeugt, dass die Streckencharakteristik Red Bull in die Hände spielt. "Da sollten wir wieder bei der Musik sein", kündigte der 25-Jährige an, der darauf verwies, dass es im Vergleich zu Spa und Monza nicht so viele Geraden gäbe.

Des einen Freud, des anderen Leid: Ferrari dürfte der Abschied von den europäischen Hochgeschwindigkeitsrennen weit weniger leicht fallen als dem Vettel-Team. Auf dem Hungaroring, der letzten Strecke, auf der Abtrieb relevant für das Rennergebnis war, fuhren die roten Renner hinterher. Hoffnung machen dürfte den Roten wieder einmal der Alonso-Faktor. Dass er Rennen gewinnen kann, obwohl er nicht im besten Auto sitzt, hat der Spanier in dieser Saison bereits nachhaltig unter Beweis gestellt. Und die Statistik spricht ebenfalls für den WM-Favoriten, der bei zwei von vier Rennen in Singapur triumphierte.

Michael Schumacher hingegen trug sich auf dem Marina Bay Circuit noch nie in die Siegerliste ein. Allerdings stehen die Chancen nicht schlecht, dass Mercedes beim dritten Gastspiel des Rekordmeisters konkurrenzfähiger sein wird als zuletzt. Nachdem es lange Zeit keine neuen Teile an den Autos von Schumacher und Nico Rosberg gab, erfolgt in Singapur nun ein größeres Update.

Große Erwartungen setzt Mercedes vor allem in den Coanda-Auspuff, der bei den anderen Top-Teams schon seit Längerem State of the Art ist. Die neue Konstruktion soll dabei helfen, den zu hohen Verschleiß an den Hinterreifen einzudämmen. Die Weiterentwicklung könnte sich bereits auf dem südostasiatischen Stadtkurs von großem Nutzen erweisen. "Der Effekt des Auspuffs ist bei geringen Geschwindigkeiten wohl größer als bei hohen und das bringt wohl auch die Balance, die man für den Hinterreifen benötigt", erklärte Teamchef Ross Brawn.

Michael Schumacher gibt seine dritte Stipvisite, Foto: Sutton
Michael Schumacher gibt seine dritte Stipvisite, Foto: Sutton

Aber nicht nur Mercedes, auch die Konkurrenz arbeitet weiterhin mit Hochdruck daran, das letzte Fünkchen Performance aus dem aktuellen Paket herauszuquetschen. Lotus, bislang als einziges Top-Team noch ohne Saisonsieg, will beim Singapur GP erstmals einen neuen Heckflügel einsetzten, der für mehr Grip in den Kurven sorgen soll, ohne den Speed bei hochgeklapptem Heckflügel zu beeinträchtigen. Doch es gibt noch weitere Faktoren, die für das Team in schwarz-gold sprechen.

Reifen-Vorteil für Lotus?

Dass Pirelli die beiden weicheren Mischungen für das Rennen nominiert hat, spielt der Truppe aus Enstone ebenfalls in die Hände. "Das sollte uns helfen", bestätigte Technikchef James Allison. "Unsere große Trumpfkarte ist ein besseres Reifenmanagement in den Rennen. In Spa und Monza konnten wir das nicht ausspielen." Auf dem verwinkelten Stadtkurs hingegen kommen die Vorteile von Lotus wieder besser zum Tragen, das glaubt zumindest Kimi Räikkönen. "Monaco war nicht so gut, aber Valencia war bislang eines der besten Wochenenden", meinte der Finne. "Es gibt keinen Grund, warum Singapur anders sein sollte."