So langsam kehrt Robert Kubica zurück auf die Bildfläche des Motorsport-Zirkus: Nachdem es um den Polen im Anschluss an seinen schweren Rallye-Unfall im Februar 2011 sehr ruhig geworden war und sein Management im Zuge der Erholungsphase des 27-Jährigen auch die mediale Berichterstattung über den Zustand ihres Schützlings auf ein Minimalniveau herunterfuhr, feierte er knapp anderthalb Jahre nach seinem lebensbedrohlichen Crash Anfang September sein Comeback im Rennauto. Bei der Ronde Gomitolo di Lana konnte Kubica gleich bei seiner Rückkehr einen viel umjubelten Sieg feiern - nur ein Wochenende später verunfallte er bei einer ähnlichen Veranstaltung aber erneut, wenn auch diesmal ohne schlimmere Folgen.

Anschließend kamen kritische Stimmen auf, warum der Pole sich erneut der Gefahr im Rallye-Auto aussetzen würde und dass er nichts dazugelernt habe. Die Wahl seines Fahrzeugs verteidigte Kubica nun aber gegenüber italienischen und französischen Medien. Er stellte klar: "Im Moment bin ich schon wieder in der Lage ein Rallye-Auto zu fahren - für Einsitzer reicht es aber noch nicht." Trotzdem wollte er das Kapitel Formelsport noch nicht als geschlossen betrachten. "Es ist lediglich so, dass ich momentan noch zu sehr eingeschränkt bin, um so ein Auto auf einer Strecke zu fahren - und dabei rede ich noch nicht einmal von der Formel 1, einfach nur von Monoposto-Boliden jeglicher Art", so der Pole. Ob er das dafür nötige Bewegungsspektrum bald wiedererlangen könne, wusste er noch nicht.

Der Glaube ist da

"Es bedarf dafür sicher auch eines bisschen Glücks und hängt alles nicht nur von mir alleine ab", glaubte Kubica. "Es mag vielleicht schlecht klingen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und der Glaube allein kostet nichts", gab sich der ehemalige F1-Pilot kämpferisch. "Ich glaube noch an eine Rückkehr, gleichzeitig bin ich aber auch realistisch: Der Weg, den ich noch vor mir habe, ist immer noch lang - es gibt noch sehr viel zu tun." Sollten seine Comeback-Pläne letzten Endes nicht aufgehen, wäre er aber keinesfalls am Boden zerstört. "Es ist nicht so, dass ich mich komplett verloren fühlen würde, wenn es mit der Rückkehr in die Formel 1 nicht klappt."

Umjubeltes Comeback: Robert Kubica in Italien, Foto: Sutton
Umjubeltes Comeback: Robert Kubica in Italien, Foto: Sutton

Aufbauende Worte für den Polen gibt es derweil von Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen. Auf ein mögliches Comeback Kubicas angesprochen, meinte der Finne: "Wenn es ihm gelingt, wieder vollends gesund zu werden, wird er sicher wieder einen Platz finden - dann ist die Zukunft offen." Für Häkkinen stand fest: "Er war ein guter Fahrer und ist das auch immer noch. Außerdem ist er immer noch jung genug. Er kann also in die Formel 1 zurückkehren... warum denn auch nicht?" Die Königsklasse stehe talentierten Piloten immer offen gegenüber. Man dürfe aber trotzdem nicht vergessen: "Es ist ein sehr harter Sport, heute vielleicht sogar noch mehr als früher. Selsbt wenn man komplett fit ist, ist es sehr schwer - wenn man also ein Problem hat, macht es das noch schwerer."

Keine besonderen Bande für den Fall einer Rückkehr scheinen derweil zwischen Kubica und seinem letzten Arbeitgeber Lotus-Renault zu bestehen. "Ich habe manchmal mit seinem Management Kontakt, sonst aber auch nichts", erklärte Lotus-Teamchef Eric Boullier. "Über seinen Zustand wurde ich schon lange nicht mehr informiert", meinte der Franzose. Nach einem Jahr Wartezeit hatte man den Vertrag mit dem Polen schlussendlich aufgelöst. Dieser scheint das der Truppe aus Enstone aber nicht übel genommen zu haben. Vielmehr äußerste sich Kubica positiv über seinen ehemaligen Arbeitgeber und zeigte sich angetan von den Fortschritten, die das Team in der jüngsten Vergangenheit erzielt habe.

"In meinem ersten Jahr dort war es ja noch Renault, allerdings unter der Leitung von den Genii-Capital-Investoren." Damals habe er in einer schwierigen Phase des Umbruchs mit dem Team ein wenig auf verlorenem Posten gestanden, erinnerte sich Kubica. "Wir haben die Saison mit dem alten Auto begonnen, haben aber dennoch bald ganz respektable Resultate eingefahren, obwohl wir ein kleineres Budget und einige Verzögerungen bei der Wagenentwicklung hatten", meinte er mit Blick auf die Saison 2010. Im Winter habe man noch nicht einmal gewusst, ob das Team auf Grund der Ausstiegsgedanken von Renault überhaupt weiter existieren könne. Nun habe sich das Blatt aber gewendet und die Abspaltung vom französischen Hersteller habe sich sogar positiv auf das Renngesehen ausgewirkt.

Lob für Lotus

"Ich denke, das zahlt sich jetzt aus. Man konnte bereits vor zwei Jahren sehen, wo die Stärken dieses Teams liegen und zwar darin, dass Lotus ein reines Rennteam ist. Davon gibt es in der F1 heutzutage nicht mehr viele", meinte Kubica. "Wenn man sich die Top-Teams anschaut, stellt man fest, dass es sich um große Hersteller handelt... die fast alle Probleme damit haben, so viele Leute und Faktoren unter einen Hut zu bringen. Lotus ist hingegen ein Team voller reiner Rennleidenschaft. Das ist ein großer Vorteil." Dass man trotz des guten Pakets 2012 mit dem E20 noch keinen Sieg habe einfahren können, überraschte den Ex-Piloten zwar, Sorgen um seine ehemaligen Kollegen machte er sich deshalb aber noch lange keine.

"Wenn Räikkönen sich einmal weiter vorne qualifizieren könnte und Grosjean es schaffen würde, auch im Rennen mit ihm mitzuhalten, dann würden sie ja jetzt schon gewinnen", glaubte Kubica. Im Falle des jungen Franzosen, der zuletzt nach seinem Spa-Crash gesperrt und viel kritisiert worden war, meinte der 27-Jährige: "Ich kann sagen, dass Grosjean jemand ist, den ich sehr gut kenne und der sehr klug ist - leider hat er heuer aber auch viele Gelegenheiten hergeschenkt." Woran das läge, wusste auch Kubica nicht. "Ich bin überrascht, aber vielleicht kommt er mit dem Druck noch nicht so gut zurecht. Die Formel 1 ist komplexer als man denkt. Selbst wenn man ein Teil von ihr ist, ist es nicht einfach, alles zu verstehen - von denen, die kein Teil von ihr sind, einmal ganz zu schweigen."