Als Williams am 17. Januar 2012 die Verpflichtung von Bruno Senna bekanntgab, wussten viele in der F1-Welt nicht wie sie damit umgehen sollten. Nur wenige Monate zuvor hatte Williams die Partnerschaft mit Renault wieder aufleben lassen, mit denen man in den Neunzigerjahren gemeinsam das Geschäft dominierte. Nun auch den Namen Senna mit Williams-Renault verknüpft zu sehen, war für viele Nostalgiker das Tüpfelchen auf dem i.

Motorsport-Magazin.com Reporter Frederik Hackbarth traf Bruno Senna in Italien, Foto: Frederik Hackbarth
Motorsport-Magazin.com Reporter Frederik Hackbarth traf Bruno Senna in Italien, Foto: Frederik Hackbarth

Gleichsam geht es neben den großen Erfolgen auch um eine der tragischsten Paarungen der Königsklasse, verunglückte mit Ayrton Senna der absolute Superstar der Szene bei seinem erst dritten Rennen für das Team am 1. Mai 1994 in der Tamburello-Kurve in Führung liegend tödlich. Bruno war damals gerade einmal zehn Jahre alt und stand selbst vor dem Start in eine Motorsportkarriere. "Wenn ihr denkt, ich sei gut, dann wartet einmal bis mein Neffe Bruno kommt", betonte Ayrton einst.

Die schönste Zeit

Doch nach jenem verhängnisvollen Rennsonntag in Imola kam alles anders. Das Jahrhunderttalent Senna ließ sein Leben, der Sport und eine ganze Nation stürzten kollektiv in Trauer und die Familie der Rennlegende erstarrte im Schockzustand. Zwei Jahre nach dem Tod des Onkels verlor Bruno bei einem Motorradunfall auch noch seinen Vater, den Mann von Ayrtons Schwester Viviane. Motorsport war anschließend tabu. Doch die Begeisterung für den Motorsport brach bei Bruno nie ab - und irgendwann hatte seine Familie ein Einsehen.

Bei Williams sind die Erinnerungen an seinen Onkel natürlich präsenter denn je. Doch Senna überrascht als er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com verriet: "Ich erinnere mich nicht an den Rennfahrer, sondern an die Privatperson. Wir haben viel unternommen, gespielt, Witze gemacht... das war die schönste Zeit. Das Wichtigste ist, dass man die guten Dinge, die Ayrton getan hat, für die Welt bewahrt und nicht den traurigen Part. Heute sind immer noch so viele Leute tief von ihm berührt und ich denke es ist das, was wir am Ende des Tages davon mit nach Hause nehmen sollten."

Erinnerungen an einen Champion

Mit dieser Einschätzung steht der 28-Jährige nicht alleine da. "Er war ein ganz einfacher und ruhiger Mann. Er mag auch ein begnadeter Pilot gewesen sein, aber noch viel besser war er als Mensch", erinnert sich Anna Luisa Tosoni, Besitzerin des Hotels Castello in Castel San Pietro Terme. Es ist jenes Hotel, in dem Ayrton Senna zwischen 1989 und 1994 immer abstieg, wenn er in Imola weilte. Senna war erst mit McLaren, später mit Williams Gast und verbrachte hier, in Zimmer 200, seine letzte Nacht. Heute erinnert nur noch ein Karton voller unzähliger Zeitungsausschnitte, Erinnerungen und Fotos an den Besuch des Weltstars.

Hotelbesitzerin Anna Luisa Tosoni erinnert sich noch gut an ihren prominenten Gast, Foto: Frederik Hackbarth
Hotelbesitzerin Anna Luisa Tosoni erinnert sich noch gut an ihren prominenten Gast, Foto: Frederik Hackbarth

"Er war eine großzügige Person. Wann immer er gekommen ist, hat er uns Karten für das Fahrerlager mitgebracht, obwohl wir ihn nie darum gebeten haben", denkt Tosoni an den charmanten Rennfahrer zurück. "Selbst als ich wegen der Geburt meines ersten Kindes im Krankenhaus lag, hat er trotz seines vollen Terminkalenders am Rennwochenende noch daran gedacht, mir einen großen Blumenstrauß zu schicken."

Bruno Senna will die Geschichte seiner Familie in positivem Sinne fortführen. "Dieser Familienname ist immer ein großer Anlass zu Stolz. Ayrton war nicht nur für mich, sondern für so viele Leute auf der Welt ein Vorbild und eine Inspiration. Es ist ein Privileg, meine Referenz und mein größtes Idol in der eigenen Familie zu haben und diesen Namen zu tragen, ist Grund genug, immer auch ein breites Lächeln zu zeigen."