Der Blick auf den WM-Stand beweist: McLaren kann sich derzeit noch so anstrengen - wirklich näher kommt man Fernando Alonso in der WM-Wertung eigentlich nicht, gewinnt doch mal der eine mal der andere der beiden Chrompfeil-Piloten. Drei Siege in Folge konnte man zuletzt holen - das gelang heuer noch keinem anderen Team. Auf Grund der Ausfälle von Lewis Hamilton in Spa und Jenson Button in Monza beträgt der Rückstand in der Fahrerwertung derzeit 37 respektive 78 Punkte. Teamchef Martin Whitmarsh weiß daher: Der MP4-27 kann noch so sehr das schnellste Auto im Feld sein - große Sprünge sind bei der Leistungsdichte 2012 nahezu unmöglich. Was man benötigt ist Konstanz.

Immerhin auf einem guten Weg dazu befinde sich seine Truppe - die Rolle als Mitfavorit auf den Titel, in die seine Mannen ob der aktuell überlegenen Pace ihres Pakets momentan gerne geschrieben werden, möchte der Brite jedoch von sich weisen. Dazu sei der Weg bis zur Spitze noch viel zu lang und beschwerlich. Ausruhen sei deshalb nicht angesagt - ganz im Gegenteil: Man müsse weiter nachlegen und die Entwicklung vorantreiben. "Es sind jetzt drei Siege und drei Pole-Positions auf drei unterschiedlichen Strecken. Und ja... noch vor einem Jahr hätte man dann vielleicht gesagt, dass wir nun den vollen Schwung haben und durchmarschieren werden", so Whitmarsh.

Aktuell nur Zweiter

Whitmarsh ist sich sicher: Der Vorsprung ist nicht so groß wie er scheint, Foto: Sutton
Whitmarsh ist sich sicher: Der Vorsprung ist nicht so groß wie er scheint, Foto: Sutton

2012 sei aber alles anders. "Mittlerweile ist es aber leider nicht mehr ganz so einfach", lachte der McLaren-Mann, der anfügte: "Es wäre dumm, wenn wir sagen würden, dass wir jetzt schon auf Kurs liegen." Aktuell sei man eben nur Zweiter - und zwar in beiden Meisterschaften. "Wir befinden uns im Moment im Aufwind und wir werden versuchen, das beizubehalten und weiter zu attackieren. Aber noch kann alles passieren", unterstrich er einmal mehr, dass man sich in einem schnelllebigen Geschäft wie der F1 seiner Sache nie ganz sicher sein darf. McLarens Form hatte sich nach der Einführung eines großen Rundum-Updatepakets zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim im Juli signifikant verbessert.

Mit überarbeiteten Luftleitblechen, Modifikationen an den Seitenkästen und verändertem Heckflügelprofil, konnte man der Konkurrenz zuletzt immer wieder die Grenzen aufzeigen - dass dies aber nicht so bleiben werde, davon zeigte sich Whitmarsh überzeugt. Gerade da nun Strecken folgen, auf denen eine höhere Downforce gefragt ist, glaubte der Teamchef an Rückschläge für seinen Rennstall. "Ferrari war ja schon hier in Monza sehr schnell, Mercedes auch. Red Bull erwischte einen schlechten Tag. Alles in allem ist es eine großartige Saison, wirklich fantastisch - aber wenn wir unser Auto für Singapur nicht weiterverbessern, dann wird sich das Blatt definitiv wenden."

"Der Druck ist also ganz klar da", machte Whitmarsh deutlich. "Wir glauben, dass wir für Singapur einige gute Updates haben, die dort an den Boliden kommen. Wirkliche Vorhersagen möchte ich aber noch nicht treffen." Fahrer, Teams und Fans würden heuer eine tolle Meisterschaft erleben. "Und alle, die dachten, das Titelrennen sei bereits gelaufen, mussten feststellen, dass dem nicht so ist", sagte der Brite. "Aber fest steht auch: Fernando ist sehr gut darin, Punkte zu hamstern - aus eigentlich so ziemlich jeder Situation heraus. Und genau das macht es so verdammt schwer ihn zu schlagen."