1. - S wie Startaufstellung

Neu ist in Monza, dass nichts neu ist. Mit Lewis Hamilton steht zum dritten Mal in Folge ein McLaren-Pilot auf der Pole Position. Damit war zwar zu rechnen, allerdings war dahinter die Überraschung perfekt. Ein Ferrari auf drei - nicht ungewöhnliches, wäre es nicht Felipe Massa. Sein Teamkollege und der WM-Führende Fernando Alonso nur auf Position zehn. "Etwas an der Aufhängung brach, aber das Auto ist noch im Parc Fermé, bis wir es zurückhaben, wissen wir es nicht genau", zeigte sich der Spanier ratlos, der davon sprach, dass die Pole heute einfach gewesen wäre.

Ratlosigkeit auch bei den anderen Favoriten. Sebastian Vettel - seinerseits Sieger 2011 - steht nur auf Platz fünf - Mark Webber gar auf Position elf. "Ich denke, das ist unser Maximum, viel mehr war nicht drin, deswegen können wir ganz zufrieden sein", schilderte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Bitter verlief der Samstag für Force India. Mit einem Auto, das - wie Paul di Resta bewies - gut für die Top-4 war, kam Hülkenberg wegen eines Problems mit dem Benzindruck nicht über die erste Kurve hinaus.

2. - S wie Start

Auf kaum einer anderen Strecke im Kalender dauert die Anfahrt auf die erste Kurve so lange wie in Monza. Durch die Enge selbiger sind fast immer Startunfälle vorprogrammiert. "Das wird morgen eine unterhaltsame Ecke", scherzte Martin Whitmarsh. "Hoffentlich endet es nicht wie in Spa und alle kommen heil durch."

Wer zu welchem Zeitpunkt wo ist, hängt wie immer vom Start ab - und von der Seite der Startposition - dieser Meinung ist zumindest Michael Schumacher. "Durch die Strafe für Paul di Resta bekommen wir sogar noch einen Platz geschenkt und starten somit auf der besseren Seite", freute sich der siebenfache Weltmeister über Platz vier. Sein Landsmann Vettel sieht das wieder anders: "Die Seite ist nicht ganz so entscheidend, bis zur ersten Kurve fahren wir alle links. Wichtiger ist, einen guten Start zu erwischen. Beide Seiten sind recht sauber."

3. - S wie Strategie

Die kleine Überraschung in Monza waren die Reifen. Mit den Mischungen Medium und Hart war Pirelli angreist und Zweiterer ist der Favorit der Teams. "Wir müssen schauen, dass wir aus der Tatsache, dass der harte bei uns besser funktioniert, etwas machen können", überlegte Vettel, der noch einige frische Reifensätze zur Verfügung hat.

Wie oft werden die Piloten ihre Box ansteuern, Foto: Sutton
Wie oft werden die Piloten ihre Box ansteuern, Foto: Sutton

Ob diese zum Einsatz kommen, ist allerdings fraglich. Immer wieder geistert das Thema Einstopp-Strategie durchs Fahrerlager, was an der Boxengasse in Monza liegt, durch die die Piloten mehr als auf anderen Strecken verlieren. "In der Theorie sieht Einstopp hier besser aus - aber ich bin mir noch nicht so sicher, ob das überall so funktioniert, da deuten sich schon ein paar Probleme an", zeigte Bruno Senna im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf.

Mercedes-Teamchef Ross Brawn macht sich ebenfalls Sorgen um die Reifen: "Die letzten fünf bis zehn Runden könnten sehr wichtig sein. Wenn man zu früh auf den letzten Reifensatz wechselt, könnten die Chancen schlechter sein." Die Anzeichen stehen auf jeden Fall auf wenig Stopps, so fuhren die Piloten bei den letzten fünf Monza-Rennen nur Durchschnittlich 28,6 Mal ihre Box an. Genaueres wird aber wie immer erst das Rennen zeigen: "Ich glaube, niemand schließt im Moment zwei Stopps völlig aus", schloss Senna ab.

4.. - S wie Setup

Monza gleich Low-Downforce. Im Königlichen Park werden die Flügel in die waagerechte Position geklappt, das verlangt der Highspeed-Charakter der schnellsten Strecke im Rennkalender. Doch Vorsicht: Reiner Speed auf der Geraden ist nicht alles. "Man muss einen gewissen Kompromiss eingehen", erklärte Pastor Maldonado. "Ist man lieber schnell auf der Geraden oder macht man in den Kurven ein paar Zehntel gut. Kurven, wie Lesmo, Ascari und Parabolica verlangen nach einem gewissen Flow im Auto."

Trotzdem spielt Topspeed in Monza die größte Rolle, auf den langen Geraden erreichen die Piloten Geschwindigkeiten von bis zu 340 km/h. Auffällig: Im Qualifying tummelten sich fünf mit Mercedes-Aggregate versehene Boliden in den Top-10. Nur Vettel und Räikkönen schafften es mit Renault-Power in Q3. "Hier fehlt uns die nötige Power", glaubte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Williams-Pilot Maldonado wollte dies nicht bestätigen: "Das ist schwierig zu sagen, aber wir haben hier mehr Probleme als auf anderen Strecken. Ich weiß nicht, ob es am Motor liegt. Ein bisschen Performance fehlt uns schon."

5. - S wie Strecke

Monza - eine spezielle Strecke, in diesem Punkt sind sich alle im Fahrerlager einig. Der schnellste Kurs des Jahres wirkt wie eine einzige Gerade mit kurzen Unterbrechungen durch Schikanen und Kurven. Lediglich elf Kurven durchfahren die Piloten auf ihrem 5.793 km langen Weg rund um das Autodromo Nazionale di Monza. Viel einfacher macht es das aber auch nicht. "Geradeausfahren ist in der Regel nicht so die Kunst, aber im richtigen Moment den Anker zu werfen, sprich den Bremspunkt jedes Mal zu treffen, ist nicht so einfach", mahnte Vettel.

Am Ende der langen Start-Ziel-Geraden erreichen die Piloten rund 340 km/h, eine Geschwindigkeit, die den meisten Piloten im Auto aber nicht auffällt. "Die 300 sind schön, aber die nimmt man nicht so wahr - man fährt ja jede zweite Gerade über 300 km/h", verrät er Heppenheimer. Was aber alle Piloten wahrnehmen sind die Tifosi, die zu Tausenden die Strecke säumen und die Formel 1 leben. "Es ist das beste Rennen in Sachen Emotionen für uns", freute sich Fernando Alonso, der alle Italiener hinter sich weiß.

6. S wie Slipstream

Slipstream, oder auch Windschatten, spielte eine nicht unwichtige Rolle beim Qualifying in Monza. "Wir haben heute ein paar Teams gesehen, die sich den Windschatten zunutze machten, um die Performance ihrer Autos und Reifen zu steigern", sagte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Das kann hier eine Zehntelsekunde oder so ausmachen." Timo Glock heftete sich etwa an die Hinterreifen eines Landsmannes. "Ich hatte Schützenhilfe von Nico Rosberg", so Glock bei Motorsport-Magazin.com. "Er fuhr vor mir und gab mir Windschatten. Das hilft sogar bei 100 Metern Entfernung und bringt bis zu 10 km/h."

Der Windschatten muss richtig dosiert sein, Foto: Sutton
Der Windschatten muss richtig dosiert sein, Foto: Sutton

Ferrari versuchte sich im Qualifying ebenfalls an der Teamtaktik, scheiterte jedoch. Button verzichtete gleich auf den Trick, schließlich ist der McLaren momentan sowieso das stärkste Auto im Feld. "Ich finde, das ist sehr schwierig zu planen", sagte der Zweitplatzierte des Zeittrainings. "Und es ist noch schwieriger, das richtig hinzubekommen. Man muss sich zu sehr darauf konzentrieren, den richtigen Bremspunkt zu erwischen." Vettel wollte den Wind seinerseits nutzen, doch der Plan ging nicht auf: "Im letzten Run hatte ich Verkehr, wollte mir Windschatten holen, das hat aber nicht ganz geklappt. Den Vorteil, den ich mir dadurch geholt habe, habe ich durch die fehlende Reifentemperatur wieder verloren."

7. - S wie Spannung

Der Grand Prix von Monza wird laut, heiß und mit Sicherheit nicht so, wie sich das McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh wünscht. "Ich hoffe, das Rennen wird morgen weniger interessant als das Qualifying", lachte der Brite in Hinblick auf die reine erste Startreihe für die Chrompfeile. Diesen Gefallen werden ihm die Verfolger aber nicht tun. Felipe Massa kämpft auf Position drei um sein Überleben bei Ferrari - was wäre also besser, als in Monza die Kohlen aus dem Feuer zu holen und zu siegen.

Die WM-Spitze um Alonso, Vettel und Webber muss das Feld von hinten aufrollen und wird sich gegenseitig nichts schenken. "Ich denke, im Rennen sehen wir besser aus", zeigte sich Vettel in Bezug auf seinen RB8 optimistisch. Alonso seinerseits sah mit dem F2012 bis zu den Problemen in Q3 in Monza niemals schlecht aus. Ein harter Kampf um Meter, Position und Punkte scheint also programmiert.