Fragt man die Formel-1-Piloten nach den Eigenschaften, die sie dem Autodromo Nazionale von Monza zuschreiben, fällt "High-Speed" so sicher, wie das Amen im Gebet. Auch wenn die Strecke schon lange nicht mehr über die Steilwandkurven des einstigen Ovalkurses verfügt, laden die vielen langen Geraden, die nur von Schikanen und schnellen Kurven unterbrochen werden, weiterhin zum Tempobolzen ein.

Schützenhilfe vom Landsmann

Antonio Pizzonia trieb seinen Williams im Jahr 2004 auf 369,9 km/h und stellte damit den bis heute offiziell gültigen Formel-1-Geschwindigkeitsrekord auf, der aufgrund der mittlerweile festgelegten Drehzahlbegrenzung wohl auch noch länger Bestand haben wird. Dennoch ist weiterhin jeder noch so minimale Tempovorteil von essentieller Bedeutung, weswegen im königlichen Park oftmals der Windschatten des Vordermanns gesucht wird, um sich gegenüber der Konkurrenz in eine bessere Postion zu bringen. Motorsport-Magazin.com hörte sich nach dem Qualifying im Fahrerlager um und entlockte den Piloten das eine oder andere Geheimnis.

Timo Glock schied zwar wie gewohnt in Q1 aus, wies aber lediglich drei Sekunden Rückstand auf die Spitze auf, was für Marussia-Verhältnisse eine gute Performance darstellte, zumal das russische Team nicht über KERS verfügt. Ganz aus eigener Kraft brachte er diese Leistung jedoch nicht zustande, sondern erhielt von einem Landsmann Unterstützung. "Ich hatte Schützenhilfe von Nico Rosberg", gestand Glock. "Er fuhr vor mir und gab mir Windschatten. Das hilft sogar bei 100 Metern Entfernung und bringt bis zu 10 km/h", erläuterte er die enormen Auswirkungen. "Ich hatte immer den optimalen Abstand, sodass ich auf den Geraden etwas Zeit gewonnen, in den Kurven aber nichts verloren habe", so Glock gegenüber Motorsport-Magazin.com.

McLaren nutzt den Verkehr

Alonso wurde nur Zehnter, Foto: Sutton
Alonso wurde nur Zehnter, Foto: Sutton

Einst perfektionierte Ferrari das teaminterne Hinterherfahren im Windschatten und auch heute plante der Rennstall aus Maranello diese Strategie zur Anwendung bringen. Fernando Alonso und Felipe Massa probten die Prozession in der dritten Session, konnten sie aufgrund der schlechten Performance des Spaniers aber nicht umsetzen. Im Gegensatz dazu nahm McLaren von dieser Taktik Abstand, da es laut Jenson Button unglaublich schwierig zu koordinieren sei, seinem Kollegen mittels Windschatten einen Vorteil zu verschaffen.

"Ich finde, das ist sehr schwierig zu planen", sagte der Zweitplatzierte des Zeittrainings. "Und es ist noch schwieriger, das richtig hinzubekommen. Man muss sich zu sehr darauf konzentrieren, den richtigen Bremspunkt zu erwischen." Darüber hinaus sei er auf die Hilfe seines Teamkollegen gar nicht angewiesen gewesen. "Ich glaube, wir haben es richtig gemacht und den Verkehr auf der Strecke ausgenutzt", berichtete der McLaren-Pilot. "In Q3 habe ich realisiert, wie viel der Windschatten bringt", erzählte er. "Ich habe mich von Vettel ziehen lassen und es hat einen überraschend großen Unterschied gemacht."

Sebastian Vettel ließ sich jedoch nicht nur dazu einspannen, einem Konkurrenten Flügel zu verleihen, sondern machte sich die aerodynamischen Gesetze ebenfalls zu Nutze. "Die letzte Runde habe ich so abgepasst, dass ich im Windschatten fahre. Auf der Geraden tut man sich dann leichter, in den Kurven allerdings nicht", erzählte der Heppenheimer. "Windschatten bringt mehr Speed auf der Geraden, und man tut sich leichter - vor allem, wenn man auf der Gerade nicht schnell ist." Dennoch ging der Plan des Red-Bull-Piloten nicht immer auf, wie er verriet. "Im letzten Run hatte ich Verkehr, wollte mir Windschatten holen, das hat aber nicht ganz geklappt. Den Vorteil, den ich mir dadurch geholt habe, habe ich durch die fehlende Reifentemperatur wieder verloren."