Zum 62. Mal macht sich die Formel 1 auf, um im königlichen Park von Monza den Großen Preis von Italien auszutragen. Die nordöstlich von Mailand gelegene Bahn gilt als Schnellste im Kalender, sodass die Rennen hier in der Regel nur etwas mehr als 75 Minuten dauern und im Autodromo Nazionale einige Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt wurden. Sowohl die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit in einer Runde als auch in einem Grand Prix wurde in Monza erzielt und auch der offiziell höchste jemals in der Formel 1 gemessene Topspeed wurde hier in den Asphalt gebrannt - 2004 trieb Antonio Pizzonia seinen Williams-Boliden auf 369,9 km/h.

2008 machte Sebastian Vettel nicht nur Dietrich Mateschitz glücklich, Foto: Sutton
2008 machte Sebastian Vettel nicht nur Dietrich Mateschitz glücklich, Foto: Sutton

Ein Blick in die Statistik offenbart, dass Monza den deutschen Piloten gut liegt, denn so ist Michael Schumacher mit fünf Triumphen Rekordsieger und auch Heinz-Harald Frentzen konnte sich in die Siegerlisten eintragen. Sebastian Vettel feierte 2008 hier seinen ersten und Toro Rossos bisher einzigen Rennsieg und schrieb damit Geschichte, da er der jüngste Gewinner aller Zeiten war. In Monza kam es jedoch auch zu vielen Tragödien und zahlreiche Piloten verloren ihr Leben, darunter auch die Weltmeister Jochen Rindt und Alberto Ascari. Das letzte Todesopfer gab es im Jahr 2000 zu beklagen, als ein Streckenposten nach einer Kollision von einem umherfliegenden Rad getroffen und tödlich verletzt wurde.

Kurven mit klingenden Namen

Die 5,793 Kilometer lange Strecke wartet mit zahlreichen Passagen auf, deren Namen die Herzen von Motorsportfans höher schlagen lassen. Unmittelbar nach Start und Ziel wartet mit der Variante del Rettifilo bereits eine Schlüsselstelle, wo es vor allem nach dem Rennauftakt immer wieder zu Kollisionen kommt, sodass hier durchaus Parallelen zu Spa bestehen. Es folgt durch die Curva Grande die Anfahrt zur Variante della Roggia, vor der sich eine gute Möglichkeit zum Setzen von Überholmanövern bietet. In dieser Passage lieferten sich Fernando Alonso und Sebastian Vettel im Vorjahr ein gleichermaßen spektakuläres wie viel gelobtes Duell, bei dem der Heppenheimer am Ferrari-Pilot vorbeizog und damit die Basis für seinen Sieg legte.

Nach den beiden Lesmo-Kurven folgt die Variante Ascari, bei deren Anfahrt es unter einer Brücke hindurch geht, über die der mittlerweile verfallene Ovalkurs mit seinen Steilkurven verläuft. Eine lange Gerade leitet schlussendlich zur Parabolica, die über einen engen Eingang verfügt und immer weiter wird, je näher der Kurvenausgang kommt. Sie führt die Piloten zurück auf Start und Ziel, wo in der DRS-Zone der Heckflügel geöffnet werden darf, der aufgrund der Streckencharakteristik aber ohnehin nahezu flach ist - Low-Downforce lautet der Schlüssel für ein erfolgreiches Wochenende.

Von den Anforderungen erinnert das Layout von Monza weiterhin an eine Oval-Strecke, da die langen Geraden nur von zwei Schikanen unterbrochen werden und mit dem Lesmo-Doppelknick sowie der Parabolica lediglich zwei wirkliche Kurven existieren. Aufgrund dieser Charakteristik erreichen die Boliden vier Mal pro Runde Geschwindigkeiten jenseits der 330 km/h.

Enorme Belastung für das Material

Ein Relikt aus der Vergangenheit, Foto: Sutton
Ein Relikt aus der Vergangenheit, Foto: Sutton

Wegen der vielen langen Geraden und des daraus resultierenden hohen Vollgasanteils von mehr als 75 Prozent, stellt Monza für die Teams eine ganz besondere Herausforderung dar. Neben den Bremsen, die beim Verzögern vor den Schikanen auf das Äußerste belastet werden, kommt auch den Reifen eine entscheidende Rolle zu. "Unsere Reifen müssen dem hohen Speed sowie enormen Seitenkräften standhalten", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Hinsichtlich der Dimension der Energie, die auf die Pneus einwirken, rangiert Monza hinter Spa an zweiter Stelle."

Der hohe Vollgasanteil treibt den Spritverbrauch zwar in die Höhe, dafür spart die auf extrem geringen Luftwiderstand ausgelegte Aerodynamik aber Kraftstoff ein. Durch den unverwechselbaren Charakter der Strecke ergibt sich somit eine paradoxe Situation: In Monza wird so viel Treibtstoff wie auf keiner anderen Rennstrecke eingespritzt, durch die hohe Geschwindigkeit liegt der Verbrauch pro Kilometer allerdings im unterdurchschnittlichen Bereich.

Bei den Piloten genießt die oberitalienische Strecke viele Sympathien, da sie zu den wenigen noch im Kalender verbliebenen Traditionskursen zählt, über ein einzigartiges Layout verfügt und zudem die Tifosi äußerst begeistertungsfähig sind - erst recht, wenn einer ihrer vergötterten Boliden nach 53 Umläufen vorne steht. "Wenn ich an Monza denke, bekomme ich sofort einen imaginären roten Schleier vor meine Augen", schwärmte Michael Schumacher. "Hier schlägt das Rennherz Italiens, hier atmet alles Ferrari, hier muss ich unweigerlich an die tolle Zeit dort denken."