Wie konnte der Startunfall passieren?

Der von Platz acht gestartete Romain Grosjean hatte den vor ihm losfahrenden Lewis Hamilton in Richtung Boxenmauer gedrängt. Als er den McLaren-Piloten touchierte, löste er eine Kettenreaktion aus. In der Folge schleuderten beide durch das Feld und kollidierten mit Fernando Alonso und Sergio Perez. Dabei schoss Grosjean gefährlich nah an Alonsos Kopf über die Front des Ferrari. "Wenn ich mir die TV-Bilder ansehe, dann hätte es auch anders ausgehen können - Grosjean kam mir extrem nahe", erklärte der Spanier, der nach der Kollision über Nackenschmerzen klagte. "Als ich in die Kurve einbog, fühlte ich mich, als würde ich von einem Zug gerammt werden. Es war ein extrem harter Schlag."

Während Hamilton sich nur ungern zu dem Vorfall äußern wollte und lieber auf die TV-Bilder verwies, fand sein Teamchef deutliche Worte. "Als ich den Unfall sah, wollte ich die Worte, die ich in dem Moment im Kopf hatte, lieber nicht gedruckt sehen", meinte Martin Whitmarsh. "Ich dachte wirklich, dass ich an Lewis Hamilton vorbei war und es genug Raum für beide Autos gab. Ich habe nicht versucht, ihn absichtlich abzudrängen", beteuerte Grosjean. "Ich wollte niemanden in die Mauer drücken - ich bin nicht hier, um das Rennen in der ersten Kurve zu beenden. Es tut mir sehr, leid und ich bin froh, dass niemand verletzt ist."

Wer profitierte vom Startunfall am meisten?

Es war ein wahres Chaos, das während des Unfalls in La Source kurz nach dem Start des Belgien Grand Prix ausbrach. Fahrern wie Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Romain Grosjean, Sergio Perez oder Kamui Kobayashi kostete der Massen-Crash das Rennen, doch es gab durchaus einige Profiteure, die sich den Unfall zunutze machen konnten.

Kimi Räikkönen war nur ein kleiner Nutznießer, da er seinen Platzgewinn auf Position zwei wohl auch ohne den Unfall gehabt hätte, weil er bereits dort lag, als es vor dem Einschlag in die Kurve ging. Dahinter konnten aber einige Fahrer wirklich gut innen durchschlüpfen, so schaffte es Nico Hülkenberg von Startplatz elf direkt auf drei nach vorne und sein Teamkollege Paul di Resta schaffte es von Startplatz neun auf Platz vier.

Und auch Jubilar Michael Schumacher war einer der Gewinner. Er spielte seine Routine aus und konnte sich vom 13. Startplatz direkt auf den fünften Rang verbessern. Und auch Toro Rosso legte schon am Anfang den Grundstein für die doppelte Punkte-Ankunft. Daniel Ricciardo gewann in der ersten Runde zehn Positionen, Jean-Eric Vergne rückte neun Plätze nach vorne. "Ich konnte rechts nach innen durch die Haarnadel gehen und kam als Sechster raus", erzählte Ricciardo. Nicht ganz so glücklich war übrigens Sebastian Vettel. "Nach der ersten Kurve war ich wohl der Einzige, der sich nicht verbessert hat", sagte er.

Auf welcher Grundlage wurde Grosjean gesperrt?

Romain Grosjean wurde nach dem Belgien GP bestraft, da er Lewis Hamilton beim Start vorsätzlich von der Strecke gedrängt und eine Kollision verursachte hatte. Die FIA führte zudem an, dass der Lotus-Pilot seinen Boliden in einer Art und Weise bewegt hatte, die andere gefährdete. "Die Stewards erachten diesen Vorfall als einen äußert ernsten Verstoß gegen die Regeln, der bei anderen Verletzungen hätte hervorrufen können", so die FIA in einem offiziellen Statement.

Romain Grosjean kam nicht ungeschoren davon, Foto: Sutton
Romain Grosjean kam nicht ungeschoren davon, Foto: Sutton

Zudem habe Grosjean in der Meisterschaft führende Piloten aus dem Rennen befördert, argumentierten Garry Connelly, Steve Chopping, Eliseo Salazar und Yves Bacquelaine. "Die Stewards haben zur Kenntnis genommen, dass das Team die Aktion des Fahrers als einen äußerst ernsten Fehler und als Fehleinschätzung einräumte", ließ die FIA verlauten. Weder Lotus noch Grosjean hätten eine Milderung der Strafe beantragt. So muss der Schweizer mit französischer Rennlizenz das Rennen in Monza als Zuschauer verfolgen und zudem 50.000 Euro berappen.

Wofür wurde Maldonado bestraft?

Pastor Maldonado hatte es am Belgien-Wochenende wieder einmal öfter mit den Stewards zu tun. Am Samstag verlor er nachträglich drei Startplätze, weil er im Qualifying Nico Hülkenberg behindert hatte. Dadurch fiel er von Startplatz drei auf Position sechs zurück. Am Sonntag legte er dann aber noch einmal nach.

"Mir ist die Kupplung aus der rechten Hand gerutscht", sagte der Venezolaner nach seinem Frühstart, der bereits direkt beim Start zu einem Kopfschütteln von Renndirektor Charlie Whiting führte. Weil er das Rennen dann nicht allzu viel später beendete und deswegen seine Strafe nicht absitzen konnte, entschieden die Stewards, er soll in Monza für dieses Vergehen fünf Startplätze zurückrücken.

Doch das war noch nicht alles. Als das Safety Car nach den Aufräumarbeiten nach dem Startunfall wieder abzog, dauerte es nicht lange, bis Maldonado auf der Strecke mit Timo Glock kollidierte und ein weiteres Mal den Unmut der Rennkommissare auf sich zog - und nicht nur den. Denn auch Glock litt darunter, verlor er so doch viel Zeit. Für Maldonado war das Rennen hingegen kurz darauf aus und das nächste Verfahren bei den Stewards anhängig. Die waren in Geberlaune und verhängten noch einmal fünf Startplätze plus für Monza.

Wie war eine Ein-Stopp-Strategie möglich?

Große Ungewissheit herrschte vor dem Rennen, weil keiner so richtig die Gelegenheit gehabt hatte, während der Trainings die Reifen im Longrun testen können. Daher gab es am Sonntag durchaus einige Bedenken bei den Teams, Red Bull ging sogar davon aus, dass bis zu drei Boxenstopps nötig sein werden, um das Rennen vernünftig durchzustehen. Daher waren die ersten Runden einmal rein zum Erkenntnisgewinn vorgesehen, um danach festzulegen, wie es überhaupt weitergehen soll.

Sebastian Vettel war von den Reifen selbst überrascht, Foto: Sutton
Sebastian Vettel war von den Reifen selbst überrascht, Foto: Sutton

"Durch die lange Safety Car-Phase zu Beginn des Rennens wurden die Parameter erneut verschoben. Viele Teams passten ihre Strategien schnell den Gegebenheiten an, um das Beste aus der neuen Situation zu machen", sagte Pirelli Motorsport Direktor Paul Hembery. In weiterer Folge bestimmte dann vor allem Sebastian Vettel, dass auch Jenson Button nur einen Stopp machte und bei seinem Plan blieb, wie es ihm auch über Funk gesagt wurde. Bei beiden Fahrern war Reifen-Management angesagt, wobei Vettel eigentlich früher stoppen wollte und es wohl auch hätte müssen, wäre er nicht so gut an seinen Gegner vorbeigekommen.

"Wir haben nicht erwartet, dass die Reifen so gut halten", sagte Vettel dann auch. "Die meisten Leute dachten an zwei oder drei Stopps und nur einer schien außer Reichweite, aber nach einigen Runden war klar, dass die Reifen gut halten würden und die Pace nicht so schlecht ist." Weil er so lange draußen blieb und viel Boden gutmachte, wollte McLaren dann Jenson Button auch so lange wie möglich draußen lassen. Die Stopps der Beiden lagen nur eine Runde auseinander.

Warum war Sebastian Vettel so viel besser als im Qualifying?

"Der Samstagmorgen lief ziemlich gut, das Qualifying war beschissen und der Sonntag okay. Ich hatte gestern nicht den Grip und konnte den Speed nicht gehen, aber heute war es nicht mehr so. Am wichtigsten war, dass der Speed wieder da war", sagte Sebastian Vettel nach dem Rennen in Belgien. Warum es auf einmal so viel besser lief, war auch für Red Bull zunächst nur schwer zu erklären.

Klar war, dass am Sonntag einige Dinge anders waren als noch am Samstag. Einerseits: die Strecke hatte mehr Gummi drauf, dadurch bot sie auch mehr Grip und war dadurch angenehmer zu fahren. Ebenfalls anders waren die Temperaturen, es war um einiges wärmer. Wie so oft in diesem Jahr bewirkte diese Erwärmung ein anderes Verhalten bei den Reifen und im Gegensatz zu Samstag kam das Red Bull im Rennen mehr entgegen und dadurch war der Speed besser.

Wieso fiel Schumacher zurück?

Nach dem guten Positionsgewinn von Michael Schumacher beim Start hoffte man bei Mercedes bereits insgeheim auf ein Podest des Rekordweltmeisters beim Jubiläums-Rennen. Die Hoffnungen darauf beruhten auf der Annahme, dass er mit einem Stopp durchkommen würde. Der erste Stopp Schumachers fand auch nur eine Runde vor jenem von Jenson Button statt, der ebenfalls auf einer Ein-Stopp-Strategie unterwegs war.

Michael Schumacher hatte viel zu arbeiten, Foto: Sutton
Michael Schumacher hatte viel zu arbeiten, Foto: Sutton

Button und später auch Vettel konnten aber einigermaßen frei fahren, während Schumacher oft Gesellschaft hatte und dadurch seine Reifen mehr beanspruchen musste. Außerdem gilt der Mercedes nicht als unbedingt reifenschonend. Daher war irgendwann abzusehen, dass Schumacher nicht durchkommen würde. "Und daher haben wir uns zu einem weiteren Wechsel auf frische Reifen entschieden, um dann noch einmal damit anzugreifen. Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre ich meiner Meinung nach weiter zurückgefallen." Zusätzliche Erschwernis war noch, dass Schumacher seinen sechsten Gang verlor, so war dann mit frischen Reifen kein großer Angriff mehr möglich.

Warum bekam Red Bull für Webbers Boxenstopp keine Strafe?

Es drohte knapp zu werden, als Mark Webber bei seinem zweiten Stopp losfahren durfte und von hinten Felipe Massa heran schoss, der gerade seine Box ansteuern wollte. Es kam aber zu keiner Kollision, da Webber das Unheil schon kommen sah, etwas vom Gas ging und leicht nach rechts zog. Dennoch gab es einmal eine Untersuchung wegen eines Unsafe Release, weil die Crew den Australier bei unsicherer Lage losfahren ließ.

Doch die Stewards waren der Meinung, dass Webbers Reaktion ausreichte, um keine Strafe aussprechen zu müssen, egal ob die Situation potentiell hätte gefährlich werden können. "Die Stewards haben sich die Beweise angesehen, die darauf hindeuteten, dass der Fahrer des Autos Nummer 2 [Webber] die Ankunft des Autos Nummer 6 [Massa] in der Boxengasse bemerkt hatte und nach dem Loslassen absichtlich rechts blieb und kurz vom Gas ging, um es dem Auto Nummer 6 zu erlauben, ungestört in die Box zu fahren, bevor Auto Nummer 2 in die Fast Lane fuhr", begründeten die Stewards ihren Freispruch in einem äußerst langen Satz.