"Ich bin selbstbewusst. Ich habe eine Chance, weiter für Ferrari zu fahren", wird Felipe Massa nicht müde zu betonen. Doch angesichts der Fakten - seit dem Großen Preis von Südkorea 2010 stand er nicht mehr auf dem Podest - hören sich solche Aussagen des Brasilianers eher danach an, als versuche er, sich selbst zu überzeugen.

Die Marschroute seitens Ferrari ist klar vorgegeben: In der zweiten Saisonhälfte muss Massa seine Punkte-Ausbeute maximieren. 25 magere Pünktchen zu holen, während der Teamkollege 164 Punkte einfährt und die Fahrerwertung mit 40 Punkten Vorsprung anführt, wird Ferrari nicht mehr hinnehmen. "Felipe weiß, was er zu tun hat", stellte Teamchef Stefano Domenicali klar, und falls es Massa nicht klar ist, legte Domenicali noch einen kleinen Seitenhieb nach: "Wir haben keine Eile bei unserer Fahrerentscheidung."

Was übersetzt wohl heißen soll, dass Ferrari auch andere Fahrer im Auge hat - mögliche Kandidaten geistern in den Medien schon seit langem herum. Mit Mark Webber haben die Italiener bereits Gespräche geführt, doch der Australier hatte keine Lust, den Wasserträger von Alonso zu spielen. Und genau dieser Punkt ist Massas größte Trumpfkarte im Vertragspoker. "Wenn ich in der Nähe von Alonso oder vor ihm bin, dann werde ich natürlich alles in meiner Macht stehende tun, um ihm dabei zu helfen, die Meisterschaft zu gewinnen", erklärte Massa.

Wasserträger vs. Konstrukteurstitel

Der Brasilianer tut, was Ferrari ihm sagt, auch wenn das bedeutet, wenige Meter vor der schwarz-weiß karierten Flagge zu bremsen, um dem Teamkollegen den Sieg zu schenken. Sprüche wie "Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer" wird man von Massa niemals hören. Doch anders als Mark Webber bringt Massa auch nicht die nötigen Punkte nach Hause, um Ferrari in der Konstrukteurswertung zu helfen.

Ein Topfahrer allein reicht nicht aus, um beide Titel zu holen. Ein Blick auf die aktuellen WM-Stände untermauert dies: Während Alonso die Fahrerwertung anführt, liegt Ferrari in der Teamwertung nur auf Platz vier hinter Red Bull, McLaren und Lotus. Für einen Traditionsrennstall wie Ferrari ist diese Schmach nicht akzeptabel. Sollte Ferrari glauben, dass ein Fahrer aktuell auf dem Fahrermarkt verfügbar ist, der dem Team in allen WM-Bereichen helfen kann, dann spricht alles dafür, dass Massa seine Koffer packen kann.