Johnny, was sagst du dazu, dass Stirling Moss die moderne Formel 1 als nicht gefährlich genug bezeichnet?
Johnny Herbert: Stirling hat es wieder gesagt! In bestimmten Punkten stimme ich ihm zu. Gefahr ist aber vielleicht nicht das richtige Wort. Als noch eine weiße Linie die Strecke vom Kiesbett trennte, wusste jeder Fahrer genau, wenn er ins Grüne kommt, ist er weg. Das war die Balance. Mit den geräumigeren Auslaufzonen dieser Tage gibt es weniger Grasflächen und man kann problemlos wieder auf die Strecke zurückfahren.

Ist die Formel 1 also wie Moss sagt zu sicher?
Johnny Herbert: Ich stimme Stirling ein bisschen zu, aber gleichzeitig muss klar sein, dass wir in der Formel 1 Sicherheit brauchen. Die Sicherheitsstandards sind momentan fantastisch, aber wir alle wissen, dass immer noch etwas passieren kann. Charlie Whiting leistet sehr gute Arbeit und hört auf die Fahrer. In Hockenheim beklagte sich aber selbst Fernando Alonso im Funk, dass die Bedingungen im Qualifying zu schlecht waren. Dort war es so, aber das stimmt nicht in allen Fällen. Sie sind die besten Fahrer der Welt und sie sollten auch bei den schwierigsten Bedingungen fahren können.

Die Sicherheit dürfte gerade dir besonders am Herzen liegen, wenn ich an deinen Unfall denke...
Johnny Herbert: Wenn ich meinen Unfall in den heutigen Autos gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich ohne jede Verletzung ausgestiegen. Das bedeutet aber nicht, dass wir damit aufhören sollten, die Sicherheit zu erhöhen. Es gibt immer seltsame Umstände wie beim Unfall von Henry Surtees oder Felipe Massa.

Deshalb wird zurzeit auch an neuen sicherheitsrelevanten Entwicklungen geforscht - etwa der Cockpithaube. Was hältst du davon?
Johnny Herbert: Derzeit sehen sie sich die Cockpithaube an, es ist gut, dass sie nach Möglichkeiten suchen, aber ich glaube nicht, dass die Cockpithaube der richtige Weg ist - sie ist auf bestimmte Weise sehr positiv, aber andererseits auch sehr negativ. Das muss man ausgleichen. Insgesamt ist die Sicherheit sehr hoch. Die Teams arbeiten gemeinsam mit der FIA daran, das System funktioniert sehr gut. Wir dürfen nicht aufhören, müssen immer weiter nach Möglichkeiten suchen.