Lewis Hamilton hält nach seinem überzeugenden Sieg beim Großen Preis von Ungarn wieder einmal gute Karten im anstehenden Vertragspoker mit McLaren in der Hand. Parallel gibt sich der Brite jedoch scheinbar alle Mühe, seinen Preis nach oben zu treiben und eröffnet einen Nebenkriegsschauplatz nach dem anderen. Seine öffentlich zur Schau gestellte Bewunderung für die Pace der beiden Lotus-Boliden, die er direkt nach der Zieldurchfahrt in Ungarn im Hinterraum des Podiums beim Gespräch mit Kimi Räikkönen vollmundig in die Kameras posaunte, unterstrich abermals die sich haltenden Gerüchte, der Ex-Champ könnte McLaren in Richtung Enstone verlassen.

In Sachen McLaren-Verbleib wird aber so oder so wohl in erster Linie das Geld entscheiden. Diesbezüglich entwickelt sich in den letzten Wochen in den Medien ein amüsantes Wortduell zwischen Hamilton und Ex-Teamchef Ron Dennis, der mittlerweile im Vorstand der McLaren-Gruppe sitzt. Dieser hatte bereits vor Wochen verkündet, dass man den Piloten ob der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zukünftig nicht mehr so viel bezahlen werde. "Lewis ist sehr hochbezahlt. Und er verdient mit Sicherheit auch mehr als ich", erklärte Dennis mit einem Schmunzeln, um auch gleich den Druck zu erhöhen und klarzustellen, dass die Leute ohnehin einen falschen Eindruck von der Situation hätten.

Sticheleien & Spitzen

"Als ich mir das letzte Mal unsere Verträge angesehen habe, habe ich ihn bezahlt. Es liegt also an uns, ob wir ihn beschäftigen oder nicht, und nicht andersherum", so der Brite. Landsmann Hamilton stellte daraufhin fest, was er sowieso schon wusste: "Ron ist ein knallharter Verhandlungspartner." Trotzdem würden ihn die Sticheleien im Vorfeld des Vertragspokers kalt lassen. Die nächste Spitze nachzuschieben und zu betonen, dass ohnehin Martin Whitmarsh sein Boss sei und nicht Dennis, konnte sich der Budapest-Sieger parallel aber nicht verkneifen. Eben dieser Whitmarsh war vor dem Hintergrund des sich entfachenden Zwists redlich darum bemüht, die Wogen zu glätten.

McLaren-Pokale: Der eine fährt sie ein... der andere behält sie, Foto: Sutton
McLaren-Pokale: Der eine fährt sie ein... der andere behält sie, Foto: Sutton

"Ich denke nicht, dass die Dinge giftig werden", spielte er die Grabenkämpfe vor den Verhandlungen herunter und erklärte: "Viel mehr gehe ich davon aus, dass wir uns in den kommenden Wochen zusammensetzen werden und ein ordentliches Ergebnis erhalten. Einige dieser kleinen Probleme sind wirklich lösbar." Mit solchen kleinen Problemen spielt der Teamchef etwa auf die neuste von Hamilton hervorgebrachte Problematik an. Damit im Vorfeld der Vertragsverhandlungen mit seinem aktuellen Arbeitgeber nämlich nicht der Eindruck entsteht, man werde wohl temperiert und wenig angriffslustig in die Gespräche ziehen, versteift sich Hamilton derzeit auf einen ganz anderen Punkt: Es geht um die Trophäen...

Bei McLaren ist es seit Jahrzehnten üblich, dass die Originaltrophäen in den Besitz des Teams übergehen. Die Fahrer können lediglich eine Replik erhalten, was auf Grund der damit verbundenen hohen Kosten aber nicht mehr allzu oft passiert. Hamilton, seines Zeichens großer Freund von goldenen Pokalen, verriet zuletzt entnervt: "Ron wird sie nie hergeben wollen. Aber das ist schon in Ordnung, dann kriege ich ihn eben einfach beim Geld." Nachdem McLaren nun aber eben genau da einsparen will, pocht der 27-Jährige jetzt umso vehementer darauf, die Siegerpokale mit nach Hause nehmen zu dürfen. "Wenn ich zum Beispiel an die Silverstone-Trophäe 2008 denke... das ist die beste Trophäe, die ich je gesehen habe. Aber Ron behält jede Trophäe, was nicht gut ist und in Zukunft definitiv nicht mehr passieren wird", markierte Hamilton seinen Standpunkt.

Um seinen Willen durchzusetzen, ging der WM-Vierte nun sogar soweit, zu erklären, die Pokal-Frage sei der Dreh- und Angelpunkt seiner McLaren-Verhandlungen. Mit der seiner Meinung nach ungerechten Tradition müsse endlich gebrochen werden und seine Originalhelme wolle er in Zukunft auch gleich behalten, um endlich einmal ein Zeichen zu setzen. "Das sind die zwei wertvollsten Dinge. Bei den meisten Teams bekommen sie die Fahrer", maulte Hamilton und fügte selbstbewusst an: "Ich interessiere mich nicht dafür, ob sie mir meine Autos geben - aber für diese zwei Dinge schwitze und blute ich." Wie das Anzetteln eines solchen Kleinkrieges beim Team ankommen dürfte, kann sich jeder denken.

Prost brachte Dennis zur Weißglut

Dennis & Prost gemeinsam auf dem Siegerpodest: Eine gefährliche Mischung, Foto: Sutton
Dennis & Prost gemeinsam auf dem Siegerpodest: Eine gefährliche Mischung, Foto: Sutton

Dabei hat sich Hamilton mit Dennis doch ausgerechnet den schlechtesten Gegner für ein Duell um Siegertrophäen herausgesucht. Der ehemalige McLaren-Teamchef gilt seit jeher als Trophäenfetischist. Er war es, der die Abgabe-Reglung bei McLaren überhaupt erst einführt - und um eben jene Pokale rankt sich seitdem der ein oder andere Mythos. Rückblende: 1989 tobte bei McLaren bereits der legendäre Stallkrieg zwischen Ayrton Senna und Alain Prost. Frühzeitig in der Saison gab der Franzose deshalb seinen Abschied und Weggang in Richtung Ferrari bekannt. Als designierter Scuderia-Pilot gewann Prost dann den Großen Preis von Italien in Monza vor Ferrari-Star Gerhard Berger.

Anschließend wurde das 'rote Duo' von den Tifosi frenetisch bejubelt. Vor lauter überschwänglicher Freude warf Prost deshalb seinen Siegerpokal in die Zuschauer, demonstrierte somit seine Verbundenheit zum neuen Arbeitgeber und seinen wachsenden Groll gegenüber McLaren, Senna und Dennis, der mit entsetztem Gesichtsausdruck daneben stand und gar nicht glauben konnte, was er da sah. Über das anschließende Verhältnis des Teamchefs zu seinem Piloten braucht man nicht mehr viele Worte verlieren... denn die beiden taten das nach dem Vorfall auch nicht mehr. Und die Moral von der Geschicht': Lieber Lewis, das ist wahrlich eine Kerbe, in die Du im Sinne eines besseren Arbeitsklimas lieber nicht hineinschlagen solltest...