Am Ende sprang ein hervorragender siebter Platz heraus - dass Bruno Senna sich auf dem Hungaroring dieses Wochenende wohlfühlen würde, war jedoch bereits früh abzusehen. "Schon vor dem Rennen war er mit den Plätzen drei und vier in seinen beiden Trainings sehr stark und auch im Qualifying lief es gut", erklärte Williams-Chefstreckeningenieur Mark Gillan in Bezug auf seinen Schützling, der standesgemäß im ersten Freien Training für Testpilot Valtteri Bottas ausgesetzt hatte. Umso höher sei vor diesem Hintergrund Sennas Gesamtleistung in Ungarn einzustufen. "Er hatte hier sein bisher stärkstes Wochenende für uns", lobte Gillan.

Lediglich in Q3 am Samstag habe der 28-Jährige vielleicht nicht ganz die Runde zusammenbekommen, die er haben wollte. "Aber sonst war das alles ganz stark. Im Rennen hatte er einen tollen Start, einen guten ersten Stint und auch am Ende hat er super Arbeit geleistet und seine Position hervorragend verteidigt", erklärte der Williams-Techniker in Bezug auf den Brasilianer, der trotz seines Reifennachteils seinen siebten Platz in den Schlussrunden vor Mark Webber ins Ziel rettete. Dafür gab es von Gillan ein dickes Extralob: "Wir sind sehr zufrieden mit ihm. Bruno hat wirklich einen großartigen Job gemacht und hatte hier ein ganz, ganz starkes Wochenende."

Eine Achterbahnfahrt

Mit Blick auf die allgemeine Performance seines Teams stellte der Brite fest: "Es ist immer ein bisschen eine Achterbahnfahrt. Man muss ja eigentlich da beginnen, wo wir letztes Jahr standen, als wir es mit knapper Not ein paar Mal in die Punkte geschafft haben, es aber immerhin zum Jahresende 2011 hin schon besser wurde." Klar sei dieser Tage: "Als Team wissen wir, dass wir immer versuchen müssen in die Punkte zu kommen und uns dafür auch in Q3 qualifizieren sollten. Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht schaffen sollten." Dementsprechend groß sei auch immer die Enttäuschung, wenn einem dieses Unterfangen nicht gelinge.

Bruno Senna hielt gegen Rennende Mark Webber auf Distanz, Foto: Sutton
Bruno Senna hielt gegen Rennende Mark Webber auf Distanz, Foto: Sutton

"An diesem Wochenende haben wir es nun erstmals mit beiden Autos in Q3 geschafft. Und trotzdem waren wir gestern sogar ein bisschen enttäuscht, weil wir und auch die Fahrer das Gefühl hatten, dass hier sogar noch ein kleines bisschen mehr im Auto stecken würde", so Gillan mit Blick auf die Startplätze acht und neun. Anders als bei Senna lief der Sonntag für Pastor Maldonado dann weniger gut. "Pastor erwischte keinen guten Start. Er hatte zu viel durchdrehende Räder und wir müssen erst noch verstehen, woran das lag", klärte der Techniker auf. "Dann war er einfach in einer Position, von der aus es auf so einem Kurs, auf dem man kaum überholen kann, schwierig ist, nach vorne zu kommen."

"Trotzdem war er schneller als die Force India und hat hart attackiert." Dabei geriet Maldonado leicht mit Di Resta aneinander. "Den Preis dafür hat er in Form einer Durchfahrtsstrafe bezahlt, was natürlich enttäuschend war", ärgerte sich Gillan. Dass sein Pilot auf Grund der Häufung an Zwischenfällen und Strafen gegen seine Person nun aber komplett seinen Fahrstil umstellen müsse, glaubte der Chefstreckeningenieur nicht. "Pastor hat versucht alles herauszuholen, das ist sein Job. Er fährt wie er fährt und das macht ihn sehr schnell. Klar muss man vorsichtig sein, aber beim Rennfahren gehören Risiken dazu und keiner macht gerne oder absichtlich Fehler", nahm er seinen Piloten in Schutz.

Luft nach oben

Allgemein sei man momentan trotzdem sehr zufrieden mit den aktuellen Resultaten und der Form des Teams. "Auch hatten wir hier am Wochenende unseren schnellsten Boxenstopp überhaupt. Die Mannschaft hat also gut gearbeitet, was absolut für sie spricht", lobte Gillan, der anfügte: "Ich bin zuversichtlich, dass unsere Arbeit sich in die richtige Richtung auswirkt, auch in Sachen Updates. Wir sind ständig daran, uns zu verbessern." Einräumen wollte er aber: "Wenn man auf den Gesamtstand blickt, muss man sagen, dass die Punkteausbeute nicht immer zufriedenstellend war und wir nicht alle unsere Chancen genützt haben."

"Wir waren als Team aber immer ziemlich aggressiv, auch in Sachen Strategie und da passieren eben Fehler - das ist alles ein Lernprozess, nicht nur bei unseren Fahrern, denn auch wir am Kommandostand müssen einen besseren Job machen. Aber der Fortschritt ist dennoch da und wir wissen, dass wir gut aussehen werden, wenn wir diese kleinen Sachen erst einmal behoben haben", war sich der Williams-Mann sicher. Als Schlüssel zum Erfolg machte er nach wie vor das Reifenverständnis aus. "Da das Reifenfenster immer so klein ist, muss man sich sehr schnell anpassen - und das Auto eben darauf bestmöglich vorzubereiten und daran anzupassen, ist das Ziel."