Red Bull Racing kann auf eine bewegte erste Saisonhälfte zurückblicken, die am vergangenen Wochenende in Hockenheim mit der Überhol-Affäre zwischen Sebastian Vettel und Jenson Button sowie dem vermeintlich verbotenen Motor-Mapping ihren bisherigen Höhepunkt fand. Sportlich lief es indessen nicht immer nach Wunsch, denn Mark Webber und Vettel weisen bereits einen stattlichen Rückstand auf den WM-Führenden Fernando Alonso auf.

"Wir wissen, dass in dieser Saison alles sehr knapp ist und wenn eine Kleinigkeit schief geht, verliert man die Sieger-DNA für ein Rennen", erklärte Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im Gespräch mit der offiziellen Webseite der Formel 1. "Ich denke nicht, dass wir Schritte zurück gemacht haben, aber manche Dinge liefen nicht für uns", äußerte er sich zum bisherigen Saisonverlauf. Immerhin sei man bei den letzten Rennen stets an der Spitze gewesen, und wenn das nicht der Fall war, wurde das Maximum nicht ausgeschöpft.

Marko stießen vor allem die verlorenen Punkte aus Malaysia, Valencia und Hockenheim sauer auf, mit denen sich Red Bull mit Alonso auf Augenhöhe befinden würde. "Es spielt momentan alles Fernando in die Karten und für uns läuft es nicht glatt, wofür wir den Preis bezahlen", meinte er und verwies vor allem auf ein Quäntchen Glück, das zurzeit fehlen würde. Nun gelte es, in den nächsten Rennen so aggressiv wie möglich vorzugehen: "Wir müssen attackieren", gab der Österreicher die Marschroute aus und ließ eine weitere Spitze gegen Alonso los. "Niemand wird ständig von Fortuna geküsst. Ich denke, Alonsos Glücksserie wird früher oder später zu einem Ende kommen."

Das Potenzial der Fahrer und des Teams sei grundsätzlich da, um Erfolg zu haben, doch durch die Regeländerungen wurde Red Bull laut Marko härter als jeder andere Rennstall getroffen, da die Vorteile eliminiert wurden. "Wir müssen zurückkommen, was eine intensive Zeit für uns bedeutet." Ein Erfolgsfaktor des Teams rund um Adrian Newey ist die seit einigen Jahren andauernde Kontinuität, denn so arbeiten mehr als 50 Schlüsselkräfte bereits seit langer Zeit zusammen. "Das erklärt, weshalb wir noch immer an der Spitze stehen und uns von Rückschlägen erholen können", war sich Marko sicher. "Natürlich nutzen unsere Konkurrenten jede Chance, um Turbulenzen zu erzeugen, aber das ist Teil des Spiels."

Red Bull, Alonso und Hamilton

Wer wird nun Weltmeister? Für Marko steht lediglich fest, dass am Ende jenes Team ganz oben stehen wird, das die wenigsten Fehler begeht. "Alonso ist der einzige Fahrer, der bisher in jedem Rennen punkten konnte", hielt er fest. "Der Schlüssel ist also der Sieg, aber wenn das nicht möglich ist, dann eine gute Punktanzahl mitzunehmen." Ferrari und Alonso hätten bisher das Maximum aus ihrem Potenzial gemacht, während Vettel und Webber hingegen schon punktelos von Rennen abreisen mussten. "Das sagt alles", stellte Marko klar, der neben dem Spanier auch noch Lewis Hamilton auf der Rechnung hat. "Ich würde sagen, unsere beiden Fahrer und dazu Alonso und Hamilton sind die Topkandidaten für die Meisterschaft."