Die Top-3 lagen wenige Runden vor Schluss weniger als drei Sekunden auseinander; ein ideales Szenario für die Formel 1.

Alle drei Führenden hatten die gleiche Strategie mit weich/medium/medium gewählt, aber dieses Wochenende hat gezeigt, wie weit viele Teams damit gekommen sind, die Pirelli-Reifen zu verstehen, die manche zu Beginn der Saison als "Lotterie" bezeichnet hatten. Die meisten Teams, die fahren konnten wie sie wollten und eine offene Strategiewahl hatten, haben eine simple Zwei-Stopp-Strategie verfolgt.

Zahlreiche Teams entschieden sich für eine Zwei-Stopp-Strategie., Foto: McLaren
Zahlreiche Teams entschieden sich für eine Zwei-Stopp-Strategie., Foto: McLaren

Die Reifenauswahl für Hockenheim war weich und medium, genau wie in Melbourne und vier anderen Events in der Saison. In vielerlei Hinsicht waren die Strecke und ihre Ansprüche an die Reifen vergleichbar mit Melbourne, aber es zeigte sich, wie viel Fortschritt manche Teams gemacht haben und wie ein oder zwei immer noch mit der Balance der Reifentemperatur kämpfen; das beeinflusst ihre Strategie und wie viel Eindruck sie bei einem Rennen hinterlassen können.

Zu einem früheren Zeitpunkt in der Saison erlebten manche Teams einen Temperaturunterschied von bis zu 20 Grad zwischen den Vorder- und den Hinterreifen, was die Balance durcheinanderbrachte. Ferrari, Red Bull und Lotus haben die größten Fortschritte bei der Ausbalancierung der Temperaturen gemacht, Sauber hat sich die ganze Zeit recht gut geschlagen, während McLaren kürzlich verloren hat, aber nun wieder näher herankommt, und Mercedes nach wie vor signifikante Probleme zu haben scheint.

In Deutschland war der Leistungsunterschied zwischen dem weichen und dem Medium-Reifen nicht allzu groß. Es war eine Frage dessen, was man bevorzugt, auch wenn einige Teams, die mit dem weichen Reifen gut zurechtkommen, den Eindruck hatten, dass die weiche Mischung über einen Stint etwa zwei Sekunden schneller ist. Er war sicherlich in den ersten Runden eines Stints schneller als der Medium und wirft die Frage auf, ob Vettel Alonso bei den ersten Stopps hätte attackieren können.

Erwartungen vor dem Rennen

Die Erwartung vor dem Rennen war, dass der weiche Reifen unter Rennbedingungen ähnlich schnell sein würde wie der Medium, auch wenn er im Qualifyingtrim 0,7 Sekunden langsamer war. Die weichen Reifen sollten bis zu 21 Runden halten, die Mediums 24. Das trieb die Teams dazu, über eine weich/medium/medium-Strategie nachzudenken, welche die Podestplatzierten verwendeten, aber es gab auch einen Spielraum für weich/weich/medium, und wir haben gesehen, dass das in der Tat etwas schneller war. Mit einem derart engen Kampf an der Spitze bis zum Ende hätten wir etwas anderes sehen können, wenn einer von ihnen gepokert hätte.

Der Kampf der drei Piloten an der Spitze

Alonsos Ingenieur Andrea Stella sagte, dass der einzige Zeitpunkt, an dem sie sich am Sonntag Sorgen machten, nach dem ersten Stopp war, als der Medium-Reifen Zeit brauchte, um zu arbeiten. Alonso war in Runde 18 in die Box gekommen und Vettel blieb zwei weitere Runden draußen.

Hätte Red Bull mit einer anderen Strategie gewonnen?, Foto: Sutton
Hätte Red Bull mit einer anderen Strategie gewonnen?, Foto: Sutton

Alonso absolvierte einen 23 Runden langen mittleren Stint, während Vettel nur 21 Runden drehte. Wenn man sich ansieht, was Räikkönen im mittleren Stint auf den weichen Reifen zeigte, dann wäre hier wohl eine Chance für Red Bull gewesen.

Als er sah, dass Alonso auf den Medium-Reifen ging, hätte Vettel vor den Ferrari-Piloten kommen können, indem er auf weiche Reifen gewechselt hätte, aber aller Wahrscheinlichkeit nach hätte Alonso reagiert und am Schluss einen Stint auf weichen Reifen absolviert, während Vettel dazu gezwungen gewesen wäre, die Medium-Reifen aufzuziehen und das hätte das Ganze dann wieder ausgeglichen. Es ist nur eine kleine Differenz, aber es wäre interessant zu sehen gewesen, wenn Red Bull das ausprobiert hätte.

Red Bull und Ferrari haben in der kurzen Zeit, in der die Strecke in Hockenheim trocken war, nicht viel Rennvorbereitung auf den Reifen absolviert. Also haben sie den Medium-Reifen als den bevorzugten Rennreifen gewählt, und Ferrari hat Massa auf diesem Reifen rausgeschickt, nachdem er in Runde eins in die Box kommen musste, um seine Nase zu wechseln, also sammelten sie im ersten Stint Daten.

Die weichen Reifen bauten pro Runde am Sonntag 0,1 Sekunden ab, während die Medium-Reifen pro Runde 0,08 Sekunden einbüßten, also schenkten sie sich in Bezug auf den Abbau wenig. Es ging mehr um die relative Pace.

Räikkönen und Lotus in Form: Wenn sie sich nur gut qualifizieren würden

Es war ein weiteres starkes Ergebnis von Lotus mit Kimi Räikkönen, der als Vierter ins Ziel kam, aber den dritten Platz nach der Strafe gegen Vettel erbte. Sie haben erneut gezeigt, dass, wenn sie an die Spitze kämen, sie die Rennpace haben, um zu gewinnen. In Hockenheim haben sie Räikkönen in Runde elf früh an die Box geholt und sind auf den weichen Reifen geblieben. Dadurch konnte er Webber, Hülkenberg und Maldonado abfangen. Dann absolvierte er mit dem reifenschonenden Lotus einen 27 Runden dauernden mittleren Stint, in dem er Michael Schumacher überholte, was die Grundlage für seinen vierten Platz bildete.

Räikkönen war der am besten platzierte Pilot, der eine weich/weich/Medium-Strategie fuhr, die Lotus für die schnellste Strategie des vergangenen Wochenendes hielt. Es hat nicht bei allen funktioniert: Schumacher versuchte es, aber der weiterhin starke Verschleiß an der Hinterachse des Mercedes führte dazu, dass er einen dritten Stopp machen musste, was ihn den fünften Platz kostete. Er war außerdem gehandicapt, weil er nur einen Satz frischer Medium-Reifen für das Rennen zur Verfügung hatte.

Kobayashi verblüffte mit einer umgekehrten Strategie

Wir haben in der Pirelli-Ära eine Reihe von Fahrern gesehen, die mit einem schnellen Auto und einer zu allen anderen umgekehrten Strategie durch das Feld kamen, wobei das normalerweise darauf beruhte, dass sie sich aufgrund eines frühen Ausscheidens im Qualifying neue Reifensätze aufhoben.

Die Strategie von Kamui Kobayashi ging auf., Foto: Sutton
Die Strategie von Kamui Kobayashi ging auf., Foto: Sutton

Am Sonntag kam Kamui Kobayashi mit einer medium/medium/weich-Strategie von Rang 12 auf vier (nach Vettels Strafe) nach vorne - aber da das Qualifying nass war, hatte jeder neue Reifen zur Verfügung, also hatte er nicht diesen Vorteil. Also wie hat er das geschafft?

Der Sauber ist bei vollem Tank extrem schnell, deshalb hatte er einen starken ersten Stint und da er auf den Medium-Reifen gestartet war, konnte er seinen ersten Boxenstopp bis Runde 22 hinauszögern. Zu diesem Zeitpunkt war er bis auf Rang vier nach vorne gekommen und er kam als Neunter nach seinem Boxenstopp wieder auf die Strecke, aber in einer Angriffsposition mit zwei kurzen Stints von 21 und 24 Runden. Er überholte Webber und Perez im mittleren Stint und Hülkenberg im letzten Stint und erbte dann einen Platz von Schumacher, als dieser seinen dritten Stopp absolvierte.

Es sah sogar so aus, als könnte er Räikkönen in seinem letzten Stint auf weichen Reifen noch angreifen, aber seine Pace fiel am Ende ab. Nichtsdestotrotz kehrte der Japaner eindrucksvoll zu seiner Form zurück und er bewies, dass man mit einem schnellen Auto eine alternative Strategie umsetzen kann. Außerdem war es beeindruckend, wie einfach er überholen konnte. Dennoch muss sich Sauber wie auch Lotus damit befassen, dass sie sich nicht gut qualifizieren.