Was kann man aus so einem Wochenende wie Hockenheim, wo am Ende die Zahlen auf dem Papier alles andere als gut aussehen, noch an Positivem mitnehmen? Auf jeden Fall die Tatsache, dass der Speed an sich bei uns stimmt. Am Anfang des Rennens, als mein KERS noch funktioniert hat, bin ich bei meiner Aufholjagd nach dem Zwischenfall mit Grosjean die gleichen Zeiten gefahren wie die Spitze - und auch danach, ohne KERS und mit dem beim ersten Stopp ganz leicht beschädigten Unterboden, waren die Rundenzeiten schon noch wirklich ordentlich. Nur ganz zum Schluss konnte ich den neuen Soft-Reifen nicht mehr wirklich nutzen, weil ich dann auf Petrov aufgelaufen und hinter ihm hängengeblieben bin. Der war auch auf neuen Reifen - und ohne KERS war da halt kein Vorbeikommen.

Aber es ist natürlich schon frustrierend, trotz des guten Speeds wieder ohne Punkte zu bleiben, wenn man genau weiß, dass ohne die Berührung mit Grosjean und den Reifenschaden in der ersten Runde, der mich zusammen mit dem nicht gerade optimalen Stopp danach über eine Minute gekostet hat, locker welche drin gewesen wären. Und das war ja nun wirklich nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass ich so etwas hatte.

Sicher, solche Dinge passieren schon mal, wenn es eng wird - ob das diesmal unbedingt hätte passieren müssen, ob Romain da rüber ziehen musste, sei einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass es immer wieder auf das Gleiche hinausläuft: Würde ich es endlich mal schaffen, im Qualifying weiter vorne zu stehen, dann wäre das Risiko, in solche Zwischenfälle verwickelt zu werden, wesentlich geringer.

Wobei ich zum Qualifying sagen muss, dass das manchmal wirklich an eine Lotterie grenzt, das richtige Reifentemperaturfenster zu erwischen. Selbst bei den Intermediates - man hat ja gesehen, ich war nicht der einzige, der Probleme hatte, Nico Rosberg und Grosjean hat es auch erwischt. Wir haben bei der Datenanalyse herausgefunden, was es war: Etwas zu niedrige Bremstemperatur beim Wegfahren aus der Box - und das hat dann einen Schneeballeffekt ausgelöst, kein richtiges Vertrauen in die Bremse am Anfang, deshalb war ich da sehr vorsichtig, dann geht die Bremstemperatur erst recht nicht hoch, man ist in der Aufwärmrunde nicht aggressiv genug, weil man nur rutscht, damit ist dann auch die Reifentemperatur etwas zu niedrig - und es geht gar nichts mehr. Ich bin am Freitag, bei mehr Wasser auf der Strecke, zwei Sekunden schneller gefahren als im Qualifying. Da hatte die Temperatur gestimmt, war so, wie bei Pastor am Samstag...

Senna wünscht sich noch ein gutes Resultat vor der Sommerpause, Foto: Sutton
Senna wünscht sich noch ein gutes Resultat vor der Sommerpause, Foto: Sutton

Jetzt kann ich nur hoffen, dass in Ungarn endlich mal alles zusammenpasst. Insgesamt entspricht die Streckencharakteristik dort ein bisschen dem letzten Sektor von Hockenheim, wo wir ja sehr gut aussahen. Das ist schon mal vielversprechend. Allerdings werden die Temperaturen sicher anders sein - es soll ja das ganze Wochenende sehr heiß werden. Normalerweise ist das für uns auch nicht gerade ein Nachteil, wobei andere wie Sauber vielleicht noch ein bisschen besser sind, was das Reifenschonen bei Hitze angeht.

Was auf dem Hungaroring noch eine entscheidende Rolle spielt, ist, dass er einen sehr welligen, unebenen Streckenbelag hat. Darauf muss man sich einstellen, ich habe unsere Ingenieure auch schon mal gebeten, da in der Vorbereitung im Bereich Dämpfer und Aufhängungen noch mal einiges an Entwicklung zu machen - mit den Daten, die wir aus den letzten Jahren haben...

Ich kann einfach nur hoffen, dass die Pechsträhne jetzt endlich mal aufhört. Wir haben bei uns in Brasilien eine Redensart, dass man "ein Bad in groben Salz" nehmen müsse, um ständiges Pech los zu werden. Sozusagen, um das Negative "abzurubbeln". Vielleicht müsste ich mal ausprobieren, ob das wirklich was hilft...