Jaime Alguersuari, Co-Kommentator bei BBC 5 live und Testfahrer für Pirelli, kritisierte in seiner Kolumne Sebastian Vettel nach dessen Heimrennen scharf. "Sebastian Vettel war während des Deutschland GP in zwei kontroverse Vorfälle verwickelt - und in beiden lag er falsch", begann der ehemalige Toro-Rosso-Pilot.

Beide Vorfälle fanden mit McLaren-Piloten statt, der erste mit Lewis Hamilton, der aufgrund eines Reifenplattens früh zurückfiel und überrundet wurde. Als er sich zurückrunden wollte, reagierte Vettel verärgert und bezeichnete Hamiltons Aktion als dumm. "Hamilton hat absolut das Richtige getan", meinte Alguersuari dazu.

"Es stimmt, dass er mit dem Kampf um den Rennsieg nichts zu tun hatte, in dem Vettel versuchte Ferrari-Pilot Fernando Alonso zu attackieren. Aber wenn ein Rennfahrer versucht, etwas Boden gutzumachen, den er verloren hat, so an den Führenden vorbeigeht und sich damit wieder ins Rennen bringt, vielleicht ein paar Punkte einfährt, warum sollte er das dann nicht tun?", fragte der Spanier und bezeichnete Hamiltons Entscheidung als richtig. "Hamilton war in einem McLaren, er war zu diesem Zeitpunkt schneller als Vettel, er hatte frischere Reifen und er hat Vettel in keiner Weise gefährdet", argumentierte er. "Es war ein komplett legaler Zug." Zudem habe er nichts am Ausgang des Rennens geändert.

"Ich denke, Vettel war etwas ängstlich in Deutschland", erklärte Alguersuari. "Es war sein Heimrennen, er wollte gewinnen und er hatte nicht ganz die Pace, um Alonso anzugreifen, der sich sehr gut verteidigte. Es sah so aus, als hätte es Vettel zu eilig zu gewinnen. Er hat viel gepusht, einige Fehler gemacht und das Manöver, was er gegen Hamiltons Teamkollege Jenson Button fuhr, war ein weiteres Beispiel."

Button hatte Vettel durch einen früheren Boxenstopp überholt und ihm damit den zweiten Rang abgelaufen. "Es war, als ob Vettel nicht glauben wollte, dass Button vor ihm ins Ziel kommen könnte", meinte Alguersuari. In der vorletzten Runde überholte Vettel Button in der Haarnadelkurve, wobei er mit allen vier Rädern die Strecke verließ. "Es gibt Streckenbegrenzungen und Vettel hat diese nicht eingehalten. Der Zug war nicht legal und die Strafe, die ihn auf Rang fünf zurückversetzte, war fair", so der Spanier. "Aber es zeigt, wie sehr er die Situation forcieren wollte - und das hat ihn einige Punkte gekostet."

Vettel sei in seinen Augen normalerweise ruhig und gelassen, in Deutschland aber habe er ungeduldig gewirkt. "Er muss verstehen, dass es darum geht, Punkte für die Weltmeisterschaft zu sammeln", kritisierte Alguersuari. Als positives Beispiel nannte er Landsmann Alonso, der in Kanada und Silverstone trotz einer verpatzten Strategie ohne Fehler zu machen wichtige Punkte einfuhr. "Du musst wissen, wann deine Zeit ist und wann nicht - und Alonsos Verständnis dieser Prämisse ist der Grund, warum er in der Weltmeisterschaft führt. Er ist konstant und weiß, wie er mit Druck umgehen muss und wie wichtig es ist, regelmäßig zu punkten, besonders, da die Formel 1 jetzt so eng ist", betonte Alguersuari.