Schock für Red Bull am Morgen in Hockenheim: Jo Bauer, der Technische Delegierte der FIA, hält den Red Bull für illegal. Was in seinem technischen Kommuniqué so kompliziert klingt und ist, dass selbst Fachleute wie Sauber-Teammanager Beat Zehnder und Adrian Sutil nicht sofort verstanden, worum es ging, heißt im Klartext: Bauer wirft Red Bull vor, wieder mit einem seit diesem Jahr verbotenen angeblasenen Diffusor zu fahren.

Durch neue elektronische Einstellungen habe der Red Bull gerade im mittleren Drehzahlbereich weniger verfügbare Leistung gehabt, die Leistung sei aber trotzdem produziert worden - und woanders hin gegangen, sprich, in die produzierten Abgase - so interpretierte Christian Danner die technischen Aussagen.

Horner kalt erwischt

"Dieser Paragraph 5.5.3, auf den Bauer sich da bezieht, ist eine unheimlich komplizierte Sache, der wurde genau dazu geschaffen, um das Anblasen zu unterbinden", sagte Danner gegenüber Motorsport-Magazin.com. Wenn man Red Bull einen Regelverstoß nachweisen könne, dann wäre das eine sehr ernste Sache. "Ich glaube aber nicht, dass hier vor Ort schon irgendwas passiert. Denn die ganze Sache ist viel zu kompliziert, als dass die Sportkommissare das hier vor Ort auf die Schnelle entscheiden können."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner wurde jedenfalls kalt erwischt. Als ihm Motorsport-Magazin.com das Dokument 45 der FIA unter die Nase hielt und fragte, ob er das schon kenne, sagte er überzeugend "Nein", las das Papier sehr konzentriert durch - um dann mit einem "Excuse me" wie von der Tarantel gestochen in Richtung Red-Bull-Techniktrucks zu verschwinden...

Keine schnelle Lösung

ORF-Experte Alexander Wurz ist sich noch nicht sicher, ob Red Bull wirklich massive Probleme bekommt: "Ich habe, als ich draußen an der Strecke stand, nichts Besonderes gehört, was auf extremes Anblasen hindeuten würde", sagte er uns. "Und diese ganzen Paragraphen sind irgendwie auch Gummiparagraphen. Vielleicht kann Red Bull ja auch nachweisen, dass sie sich im Rahmen des Erlaubten bewegen."

So oder so steht wohl so schnell keine Lösung ins Haus. "Es gibt zwei Möglichkeiten", erklärt Ex-GP-Fahrer Marc Surer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Entweder sie streichen ihnen die Zeiten aus dem Qualifying - dann starten sie von ganz hinten. Oder Red Bull muss das Auto vor dem Rennen umbauen - das wäre dann ein Verstoß gegen die Parc-Fermé-Regel." Auch dann würden Sebastian Vettel und Mark Webber ihre Startplätze verlieren. "Eins ist klar: Jo Bauer schreibt so etwas nicht, wenn er nicht hundertprozentig sicher ist."

Eine schnelle Lösung am Hockenheim-Wochenende ist nicht zu erwarten. "Sollte die zweite Variante eintreten, wird Red Bull dagegen Einspruch einlegen - dann dürfen sie vorne starten und es geht vor das FIA-Berufungsgericht in Paris", so Surer. Dieses würde aber wohl kaum vor dem nächsten Rennen am kommenden Wochenende in Ungarn tagen. "Somit hätten wir mal wieder ein schwebendes Verfahren..."