Updates, dieses Wort ist mit der Formel 1 fast so eng verbunden wie die Bezeichnungen Grand Prix oder Reifenwechsel. Ohne Neuerungen am Auto geht es nicht, zumindest dann nicht, wenn ein Team einigermaßen erfolgreich mitfahren will. Wurde in früheren Zeiten noch jede Menge Geld in die Entwicklung der Autos gestopft, so geht das mittlerweile dank Sparmaßnahmen nicht mehr, McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh spricht diesbezüglich von effizienter Update-Arbeit. Weil er und seine Mannschaft sorgsam mit ihren Mitteln umgehen wollen, ist vorerst auch das Doppel-DRS kein Thema. "Wir sehen einige Dinge an. Wie jedes Team haben wir bestimmte Ressourcen und Kapazitäten und wir schauen, was bringt uns den meisten Gegenwert für unser Geld", meinte er.

Die Dinge, an denen McLaren aktuell arbeitet, sind nach Whitmarshs Meinung jene, die genau das garantieren. "Darunter sind auch Sachen, die wir hier [in Hockenheim] haben. Sie sollen für unsere Investitionen mehr Leistung bringen. Es ist ein gutes Zeichen für die Formel 1, wenn die Leute über Effizienz reden und darüber, wo man das Geld investiert, damit man am meisten herausbekommt. Das ist ein normaler Geschäftsprozess. Das Doppel-DRS steht noch im Raum, aber wir glauben, wir können größere Verbesserungen für unsere Investitionen bekommen, wenn wir unser Geld woanders investieren", sagte Whitmarsh.

Trockenpace am wichtigsten

Gerne würde er noch mehr dafür tun, damit das Auto besser wird, er meinte, McLaren mache nicht alles, aber viel. Und da die Leistung des Autos in Hockenheim im Trockenen gut aussah, war er auch ermutigt. "Denn die meisten Rennen werden im Trockenen gefahren und das ist die Pace, die man haben will. Vor zwei Wochenenden waren wir auf Full Wets sehr schnell und auf Trockenreifen einigermaßen schnell, aber nicht schnell genug. Dieses Wochenende waren wir auf Intermediates und Trockenreifen schnell, aber auf Full Wets nicht schnell genug. Es ist eine interessante Herausforderung. Es geht wohl um Reifentemperaturen und Reifenhandhabung", erklärte der Teamchef.

Die Ingenieure haben noch einiges zu grübeln, Foto: Sutton
Die Ingenieure haben noch einiges zu grübeln, Foto: Sutton

Das ist aber nach wie vor ein Lernprozess, vor allem weil bei Regen eigentlich immer andere Bedingungen herrschen, da nie gleich viel Wasser auf der Strecke ist. Die Reifen machen es insofern nicht einfach, da sie nur einen sehr kleinen Bereich haben, in dem sie perfekt funktionieren. "Bei uns ging die größte Konzentration in den vergangenen Wochen darauf, mehr Grip am Heck zu finden, was mit mehr Abtrieb dort verbunden ist. Wir haben das gemacht. Weil nur wenig im Trockenen gefahren werden konnte, haben wir eine beschränkte Anzahl an Daten, aber die zeigen, dass wir einen Schritt gemacht haben."

Zwei tolle Fahrer

Ausreichend ist der Schritt aber noch nicht, immerhin ist es der Anspruch bei McLaren, dass man um den Titel mitfährt, dementsprechend will man sich schneller verbessern als die Konkurrenz, um so auch Boden gutzumachen. "Wir werden das weiter tun. Im Moment haben wir viel Schwung im Entwicklungsprogramm. Vom Großbritannien Grand Prix bis hier gab es einen großen Schritt und in unserem Programm sehe ich, dass weitere große Schritte kommen. Es sind noch viele Rennen. Morgen können wir im Trockenen stark sein, wir können Fortschritte machen, gute Punkte holen und angreifen. Wir haben zwei tolle Fahrer und es gibt keinen Grund, warum wir das nicht schaffen sollten. Wir sind entschlossen, in den weiteren Rennen Fortschritte an unserem Auto zu machen und unser Verständnis für die Reifen bei allen Bedingungen zu verbessern", sagte Whitmarsh.

Lewis Hamilton konnte schon einmal bestätigen, dass das Auto in Deutschland besser geworden war. Er fühlte mehr Grip und im Trockenen ein besseres Gefühl. "Wie viel schneller wir sind, das weiß ich nicht, weil wir keine direkten Vergleiche gemacht haben. Morgen folgt der Test für uns. Wenn wir morgen stärker sind, dann sollte das bessere Auto der Hauptgrund sein", meinte er. Für Jenson Button war es ebenfalls schwierig, genau zu quantifizieren, wie sehr das Auto besser geworden ist, er spürte aber eine Verbesserung. Allgemein hat der Grip zugenommen und die Abbauraten der Reifen haben sich ebenfalls verbessert. "Morgen werden wir im Rennen mehr sehen."

Das Verständnisproblem

Weil der McLaren aber so viel besser geworden ist, war das Qualifying in Hockenheim auch etwas frustrierend für die beiden Fahrer, denn dort bekamen sie im Nassen keine Temperatur in die Reifen, weswegen es nicht nach Wunsch lief. "Wir haben es aber mehrmals gezeigt, unter anderem mit Lewis in Silverstone in Q2 mit Full Wets - wenn das Auto funktioniert und der Reifen läuft, dann sind wir schnell. Wenn es läuft, dann geht es gut, so wie es auch sein sollte, da das Auto gut ist. Aber wir haben Schwierigkeiten, wenn wir ein einen gewissen Punkt kommen wie heute. Wir können ganz weg sein, wie hier in Q3. In Q2 war Lewis mit Intermediates sehr gut. Wir haben Probleme, zu verstehen, warum das so ist, aber wir tun alles, um es zu verstehen."

Und auch die Updates sind darauf ausgerichtet, wobei McLaren vom Gefühl her beim Update-Zyklus etwas hinter anderen Teams her hängt. Button gab zu, dass einige Teams in Valencia viel dabei hatten und sein Team nicht, dafür sei das aktuelle Update aber sehr gut. "Dieses Jahr ist es schwierig, gute Updates zu finden, denn die Regeln sind so eingeschränkt. Der angeblasene Diffusor ist nicht mehr so nützlich. Es ist schwierig, aber mit den Sachen hier bin ich sehr zufrieden, das war schon im Technischen Briefing nach dem vorigen Rennen abzusehen. Es geht in die richtige Richtung und in den nächsten Rennen kommt mehr. Wir konzentrieren uns nicht auf nächstes Jahr, sondern voll auf den bestmöglichen Job 2012."