"Das Auto fühlt sich unkonstanter an als am Anfang des Wochenendes", schüttelte Timo Glock nach dem Zeittraining zum Großen Preis von Deutschland den Kopf. "Generell ist es zum Qualifying hin schon besser geworden und wir haben das ein oder andere gefunden - aber warum dann auf einmal jede Menge Top-Speed fehlt, ist schon ein bisschen fraglich", so der Deutsche, der ausgerechnet bei seinem Heimrennen in der Qualifikation von seinem Rookie-Teamkollegen Charles Pic geschlagen wurde. Mit Blick auf den Mangel an Höchstgeschwindigkeit seufzte Glock: "Jetzt müssen wir das nächste Problem analysieren - es läuft hier leider nicht so rund am Wochenende."

"Auch im Training war es schon nicht optimal, aber nun in Q1 noch deutlich mehr. Wir sind jetzt im Moment dabei, zu schauen, was es ist." Immerhin lokalisieren konnte der 30-Jährige den fehlenden Top-Speed: "Von Beginn der Geraden bis zum Ende - es kann das DRS sein aber auch etwas anderes." Am Freitag habe man dann die Daten angeschaut und Dinge am Set-Up verändert, dadurch sei das Auto ein bisschen besser geworden. "Auch an der Mechanik haben wir noch etwas gemacht und diese Kombination hat zumindest ein bisschen geholfen", so Glock.

Kollektives Wettrüsten macht es schwer

Besonders auf der langen Geraden fehlt dem Marussia in Hockenheim der Speed, Foto: Sutton
Besonders auf der langen Geraden fehlt dem Marussia in Hockenheim der Speed, Foto: Sutton

Rätsel gäbe es aber immer noch genügend: "In Silverstone war mein Auto auf der Bremse gut, dafür hatte Charles Probleme. Hier hat er nun Untersteuern und ich Übersteuern. Irgendwie müssen wir da genauer verstehen, was das Problem ist." Noch frustrierender sei die ganze Misere, da sie einen ausgerechnet beim Heimrennen heimsuche. "Da nimmt man sich eigentlich ja immer noch mehr vor", ärgerte sich der Wersauer und forderte von seinem Team: "Wir müssen die Fehler jetzt verstehen und aus ihnen lernen, denn sie dürfen einfach nicht noch einmal passieren."

Mit Blick auf die allgemeine Situation seines Rennstalls musste er feststellen: "Es stimmt leider, dass wir eher HRT im Nacken als Caterham vor der Brust haben. Fakt ist aber nun einmal, dass man in einem halben Jahr in der Formel 1 keine fünf Sekunden Rückstand aufholt. Diese hatten wir in Australien aber - wohlgemerkt mitsamt einem Auto, mit dem wir praktisch keinen einzigen Kilometer getestet haben." Seitdem sei viel passiert. "Jetzt sind es noch 3 oder 3,2 Sekunden - im Rennen oft sogar noch weniger. Das zeigt immerhin, dass wir deutlich aufgeholt haben, was für ein kleines Team wie dieses hier ja sehr schwer ist, da alle Teams vorne weiter entwickeln."

Fokus bald auf das neue Auto

Die Top-Teams würden schließlich fast bei jedem Grand Prix mit neuen Teilen nachlegen. "Wir nur alle paar Rennen", so Glock, der sich trotzdem positiv gestimmt zeigte: "Ich bin optimistisch, dass wir uns mit unseren Möglichkeiten weiterentwickeln. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir nächstes Jahr auf einmal um den Sieg mitfahren." In erster Linie gehe es darum, voranzukommen. "Und im Vergleich zur Spitze tun wir das", glaubte der Hesse. Schwierig sei aber natürlich das direkte Duell mit Caterham. "Wie wir, haben auch die immer neue Teile - dadurch machen sie auch immer einen Sprung nach vorne." Deshalb müsse man nun erst einmal kleinere Brötchen backen.

"Dieses Jahr ist nicht mehr so viel realistisch. Bis Jahresende vor Caterham und an Toro Rosso dran zu sein, ist viel zu optimistisch", fand Glock. "Wir müssen einfach schauen, dass wir uns rechtzeitig auf das neue Auto konzentrieren, uns gleichzeitig aber auch jetzt noch so viel wie möglich verbessern. Das ist unser einziges Ziel." Ans Aufgeben würde er nicht denken. "Jedes Rennen ist ein neues Rennen, jeder neue Tag gibt einem neue Möglichkeiten - deshalb bleibe ich natürlich motiviert. Wenn ich das nicht mehr wäre, hätte ich schon längst aufgehört oder würde etwas anderes machen", stellte Glock klar und fügte an: "Es ist auch nicht schwer, sich dafür zu motivieren... denn nicht jeder hat die Möglichkeit ein Formel-1-Auto zu fahren."