Selbst die italienische Presse wird sich schwer tun, die richtigen Superlative für die jetzige Form von Fernando Alonso zu finden. "Wiedermal hat Fernando gezeigt, wie talentiert er ist: Das war eine Qualifikationslehrstunde von unserem Fahrer", jubelte Stefano Domenicali. Pat Fry schloss sich dem an: "Fernando hat mal wieder ein fantastisches Qualifying hingelegt und das Beste aus dem Fahrzeug herausgeholt, und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr!" Unter den schwierigen Bedingungen behielt der Spanier stets einen kühlen Kopf und stellte den F2012 auf die Pole Position.

"Es war nicht leicht, die ständig wechselnden Streckenverhältnisse zu managen", kommentierte Domenicali den Regen. Fry stimmte ihm zu und verwies auf einen strategischen Coup, der von vielen übersehen wurde: Ferrari holte Alonso zur Hälfte von Q3 rein und schickte ihn auf neuen Regenreifen wieder raus. "Ich kann nicht sagen, ob das das entscheidende Manöver war", so Fry. "Wir haben gestern gesehen, dass die Reifen sehr schnell zum Überhitzen neigen. Aber wir müssen auch bedenken, dass die Strecke bereits schneller war, als Fernando seinen zweiten Versuch in Angriff genommen hat."

Massa vermasselt wichtigste Runde

Felipe Massas Fehler kam bei Pat Fry nicht gut an, Foto: Sutton
Felipe Massas Fehler kam bei Pat Fry nicht gut an, Foto: Sutton

Eine Enttäuschung erlebte hingegen Felipe Massa, der nur auf Rang 14 kam und durch die Strafe gegen Perez noch auf P13 aufrückt. Domenicali verteidigte den Brasilianer: "Es tut uns leid für Felipe, der nicht den richtigen Grip auf seiner einzigen Runde, in der er eine ausreichend gute Rundenzeit für Q3 hätte fahren können, fand. Das ist schade, denn er wäre in Q3 definitiv konkurrenzfähig gewesen, wie es vor zwei Wochen in England der Fall gewesen ist." Massa blieb in Q2 noch einige Runden draußen und verbesserte sich trotz immer schlechter werdender Strecke. Am Ende reichte es für den Brasilianer aber nicht mehr.

Pat Fry stimmte Domenicali größtenteils zu, baute aber auch unterschwellige Kritik ein, die es bei Ferrari so bislang noch nicht zu hören gab: "Felipe hätte mit um die vorderen Plätze kämpfen können, aber er brachte es nicht fertig, auf seiner ersten Runde in Q2 das Optimum aus den Intermediates herauszuholen und danach waren die Bedingungen so schlecht, dass es nicht mehr möglich war, sich zu verbessern, um nicht eliminiert zu werden." Vielleicht spielte hier eine Rolle, dass er beinahe auch Alonso die Runde durch den Fehler verbaut hätte. Der Brasilianer täte also gut daran, im Rennen bestmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben.

Für dieses möchte Domenicali trotz der Favoritenrolle keine Vorhersagen treffen: "Es ist schwer, Prognosen für morgen abzugeben, denn es gibt zu viele Unsicherheiten bezüglich des Verhaltens der Reifen im Longrun. Wir werden versuchen, unser Potenzial voll auszuschöpfen, wohlwissend, dass unsere Gegner sehr stark sind." Vor allem der Zuverlässigkeit käme dabei eine wichtige Rolle zu, was Ferrari nie vergesse. Pat Fry brütet unterdessen noch über der Strategie: "Wie viele Boxenstopps es geben wird? Ähm, gute Frage, ich würde sagen zwischen einem und vier" grinste er.