Mit 129 WM-Punkten führt Fernando Alonso die Formel-1-Weltmeisterschaft ein Rennen vor Halbzeit der Saison an - und das, obwohl sein Ferrari zumeist nicht das schnellste Auto war und gerade zu Saisonbeginn eigentlich weit hinter der Konkurrenz herhinkte. Nicht nur die Experten ziehen vor dem Spanier, der nach dem Regenrennen von Malaysia heuer auch seinen emotionalen Heim-Grand-Prix in Valencia gewinnen konnte, die Kappe und bescheinigen dem WM-Führenden regelmäßig, der kompletteste Pilot im Feld zu sein - auch von Alonsos Fahrerkollegen gibt es begeisterten Applaus.

So lobte beispielsweise Bruno Senna zuletzt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Fernando hat mich dieses Jahr bisher am meisten beeindruckt. Er hat bislang einen herausragenden Job abgeliefert und auch Rennen gewonnen, als das Auto eigentlich nicht dazu imstande war." Der Spanier selbst sieht die Lobeshymnen hingegen gelassen und betont, die Huldigungen bei aller Freude über die wohlwollenden Worte, dementsprechend einordnen zu können. "Wenn Leute über mich sagen, ich wäre einer der besten Piloten aller Zeiten, dann hat das keinen besonderen Einfluss auf mich", so Alonso, der versicherte: "Ich kann das einschätzen. Ich weiß, wie das Spiel funktioniert."

Sorgen um die Heimat

Erschien mit neuer weiblicher Begleitung in Hockenheim: Fernando Alonso, Foto: Sutton
Erschien mit neuer weiblicher Begleitung in Hockenheim: Fernando Alonso, Foto: Sutton

In einem schnelllebigen Geschäft wie der F1, sei ohnehin kein Verlass auf positive Schlagzeilen. "Wenn ich am Sonntag in der ersten Kurve rausfliege, wird mir vorgeworfen, ich hätte den Kopf verloren und mich nicht ausreichend konzentriert und vielleicht sollte ich mir Gedanken darüber machen, meine Karriere zu beenden", lachte Alonso mit Blick auf so manchen Medienvertreter. Wichtig sei es daher, kühlen Kopf zu bewahren - in guten wie in schlechten Zeiten: "Man muss wissen, dass es immer gute und schlechte Augenblicke geben wird. Im Moment läuft es wirklich gut, wie gesagt, wir haben bisher nur weniger Fehler gemacht."

"Aber wenn wir sie begehen, wird das Gleiche passieren wie jetzt, bloß andersrum", war sich der Scuderia-Star sicher. Er sei daher immer um einen selbstkritischen wie unabhängigen Blick auf das Geschehen bemüht: "Man muss das Rennen für sich selbst beurteilen und sich von der Meinung anderer lösen. Es ist ja fast wie beim Fußball, alle haben eine Meinung - und hier will auch jeder wissen, wie man in welcher Kurve bremsen muss", so Alonso, der betonte, sich von derlei Nebengeräuschen nicht ablenken zu lassen. "Wir versuchen immer, das Beste rauszuholen, und wenn irgendjemand sagt, das wäre gut oder schlecht gewesen, ändert das unsere Vorgehensweise nicht."

Übermäßige Freude war beim Spanier also nicht angesagt, ist die Stimmung ob der anhaltenden Wirtschaftskrise in seiner Heimat doch auch beim Starpiloten gedrückt. "Es ist eine komplizierte Situation, aber alle Maßnahmen, die im Moment getroffen werden, werden ihre Konsequenzen haben", war er sich sicher. "Es sind ja nicht nur die Proteste der Bergleute in Asturien. Das Land hat sehr viele Probleme und das ist nicht gut", so Alonso, der traurig anfügte: "Die erste Sache, die man hier sieht, wenn man den Fernseher anschaltet, sind die Proteste in Spanien. Unser Land gibt im Moment ein sehr schlechtes Bild ab, das wir so nicht verdienen." Der Ferrari-Fahrer forderte seine Landsleute auf: "Wir müssen alles dafür tun, um schnellstmöglich aus dieser Situation herauskommen."