Dass McLaren ob seiner schwachen Form Lewis Hamilton zum Abgang bewegen könnte, glaubt Teamchef Martin Whitmarsh nicht. Nach den Plätzen acht und zehn für die beiden Chrompfeil-Piloten Hamilton und Button war der Aufschrei nach dem Großen Preis von Großbritannien vor allem in der Heimat des Traditionsteams aus Woking groß: Von Krisen und Formtiefs war die Rede - und davon, dass Hamilton allmählich die Geduld mit dem Team verliere, da es 2012 schon mehrere Querelen gegeben hatte, so zum Beispiel im technischen Bereich aber auch bei den Boxenstopps.

Ob der Brite seinen McLaren-Vertrag am Ende des Jahres überhaupt verlängern wolle, sei mittlerweile mehr als fraglich, hieß es in den britischen Medien, die die aktuelle Situation durchaus kritisch betrachteten. Teamboss Martin Whitmarsh wollte sich von diesen Nebengeräuschen aber nicht aus der Ruhe bringen lassen und beteuerte, auch weiterhin mit Hamilton zu planen. Auf die Frage, ob dieser sich bei den kommenden Vertragsgesprächen negativ von den 37 WM-Punkten Rückstand auf die Spitze beeinflussen lassen könnte, antwortete Whitmarsh: "Nein, ich denke, er ist klüger als das."

Nur eine Momentaufnahme

Dass Hamilton tatsächlich bei Ferrari einsteigen könnte glaubt im Fahrerlager kaum jemand, Foto: Sutton
Dass Hamilton tatsächlich bei Ferrari einsteigen könnte glaubt im Fahrerlager kaum jemand, Foto: Sutton

Der aktuelle Stand der Dinge sei lediglich eine Momentaufnahme und mit Blick auf die Zukunft nicht wirklich aussagekräftig, schon gar nicht in einem schnelllebigen Geschäft wie der Formel 1. "Er wird mit Sicherheit in diesem Team bleiben wollen - und ich glaube auch, dass das passieren wird", machte sich der Brite keine Sorgen. McLaren werde seine Probleme schon bald in den Griff bekommen und das Auto verbessert haben. "Lewis weiß das, ich weiß das und wir sind dieser Tage auch diszipliniert und kampferprobt genug, um das zu wissen." Wichtig sei es nun lediglich, auch aus den Rückschlägen das Positive mitzunehmen.

"Man muss aus diesen Wochenenden lernen und manchmal kann man aus ihnen sogar viel mehr lernen, als aus den erfolgreichen", so Whitmarsh. Sollte Hamilton McLaren aber trotzdem den Rücken kehren wollen, muss sich der Brite auch mit dem Fakt auseinandersetzen, dass er nicht viele Optionen hat. Für ihn hängt alles von den beiden Schlüsselfiguren auf dem Fahrermarkt ab: Mark Webber und Michael Schumacher. Sollte der Rekordweltmeister aufhören, wäre das Werksteam von McLaren-Motorenpartner Mercedes, zu dem Hamilton eine gute Beziehung pflegt, eine Alternative.

Bei Red Bull würden sich die Türen erst öffnen, wenn Mark Webber das Weltmeisterteam am Saisonende in Richtung Ferrari verlässt, was dieser Tage nicht als die unwahrscheinlichste aller Varianten erscheint. Selbst zu Ferrari gehen wird Hamilton wohl in keinem Fall - mit Platzhirsch Fernando Alonso fuhr er bereits 2007 bei McLaren. Auch wenn der gegenseitige Respekt mittlerweile wieder hergestellt scheint, sind die beiden Piloten wenig kompatibel. Des Weiteren ist Alonso bei der Scuderia bei der Frage nach seinem Teamkollegen im Besitz eines Vetorechts. Wenngleich der Spanier zuletzt das Gegenteil behauptete, scheint es höchst unwahrscheinlich, dass er sich tatsächlich seinen Dauerfeind aus vergangenen Tagen ins Boot holt.