P4 in Silverstone war für Felipe Massa das beste Ergebnis seit seinem dritten Rang im großen Preis von Südkorea 2010 - dass dieser weit mehr als anderthalb Jahre her ist, zeigt wie groß die Durststrecke des Brasilianers in Sachen Erfolg dieser Tage wirklich ist, gleichsam zum scheinbar immer wachsenden Druck der Phalanx seiner Kritiker. Für Massa war das Resultat von Silverstone demnach nicht nur erfreulich, sondern in gewisser Weise sogar lebenswichtig, bedenkt man seine schwindenden Chancen auf eine Vertragsverlängerung bei Ferrari zum Jahresende. Dass das auch dem Brasilianer selbst bewusst war, zeigte seine ausgelassene Freunde nach dem Grand Prix.

"Es war ein gutes Rennen. Ich bin sehr glücklich, endlich ein gutes Resultat für mich und das Team nach Hause gebracht zu haben", strahlte Massa. "Rennen für Rennen hat sich die Situation fortlaufend verbessert, und jetzt sind wir in der Lage, ums Podium zu kämpfen - es hätte auch hier schon passieren können und auch schon in Montreal und Valencia, was wiederum beweist, dass die heutige Leistung kein Zufall ist", betrieb der 31-Jährige Werbung in eigener Sache. Besonders schwierig sei es am Sonntag gewesen, am Start die richtige Reifenwahl zu treffen, da man nach den Regenfällen der vergangenen Tage wenig Trockendaten zur Verfügung gehabt hätte.

Vettel profitierte von Schumacher

"Fernando und ich sind dann mit verschiedenen Mischungen ins Rennen gestartet, aber ich denke nicht, dass sich einer von uns über den Ausgang beschweren muss." Hervorheben wollte Masse sein langes und ausgeprägtes Duell mit Michael Schumacher, bei dem er seiner Meinung nach hinter dem Rekordweltmeister etwas Zeit verlor. "Davon hat Vettel profitiert und konnte bei den Boxenstopps so an mir vorbei", ärgerte sich der Ferrari-Fahrer. Anschließend habe er die Pace der Red Bulls aber mühelos mitgehen können, wenngleich er nicht nahegenug herangekommen sei, um über eine Attacke nachzudenken.

Im Kampf mit Red Bull brauchte sich Ferrari nicht zu verstecken, Foto: Sutton
Im Kampf mit Red Bull brauchte sich Ferrari nicht zu verstecken, Foto: Sutton

"Im letzten Stint habe ich mich dann vornehmlich darauf konzentriert, meine Position gegen Kimi zu verteidigen, der von hinten sehr schnell angeflogen kam. Wenn es noch ein paar Runden mehr gegeben hätte, wäre er vielleicht vorbeigekommen", mutmaßte Massa, der glücklich war, sich als Vierter ins Ziel zu retten. Eitel Sonnenschein sei wegen des Teilerfolgs aber noch lange nicht angesagt. "Wir müssen weiter angreifen, so wie wir es bereits in den letzten Monaten gemacht haben. Dann bin ich mir sicher, dass die Resultate auch wieder kommen werden", sagte der Brasilianer. Sei dies der Fall, sehe er keinen Grund, warum man ihn bei Ferrari ersetzen sollte.

Lob vom Teamchef

Diese Einschätzung teilte auch Teamchef Stefano Domenicali, der seinen Schützling ausdrücklich lobte. "Fernando ist wieder einmal ein großartiges Rennen gefahren, aber besonders glücklich bin ich über die Leistung, die Felipe gezeigt hat. Gestern befand er sich im Kampf um die Pole-Position und heute um das Podest, und das bis zum Schluss. Für ihn ist es ein tolles Resultat", so der Italiener, der auch auf die Wichtigkeit der Punkte für die Konstrukteursmeisterschaft hinwies. Mit der besten Teamausbeute des Jahres, habe man sich auf den zweiten Platz verbessern können. Zufrieden zeigte sich Domenicali auch in Bezug auf die Strategie.

"Das Team hat da einen guten Job gemacht, auch als es dann darum ging, das Rennen auf der Strecke zu kontrollieren." Dass man spät den Sieg aus der Hand habe geben müssen, schmerze natürlich etwas - umso besser sei aber die Show gewesen, die man den Fans bieten konnte. "Endlich konnten sie heute an der Strecke einmal einen trockenen Tag verleben und Zeugen eines großen Spektakels werden. Man kann hier wirklich die Begeisterung für den Motorsport spüren. Für uns ist es immer schön, vor so enthusiastischen und fachkundigen Fans zu fahren", freute sich der Scuderia-Teamchef. Nun müsse man das Auto weiter verbessern, um auch in Zukunft auf einem Level mit Klassenprimus Red Bull zu verkehren und besonders in Sachen Höchstgeschwindigkeit nachrüsten.