Langsamer gemacht hat ihn die Hochzeit mit Marion Jolles bestimmt nicht: Romain Grosjean zeigte in England phasenweise eine herausragende Performance. Ins Rennen gegangen war er nach seinem Q2-Dreher am Samstag von P9 aus - bereits nach wenigen Kurven geriet der Lotus-Pilot dann ins Mittelfeldgetümmel und berührte sich mit Paul di Resta. Während sein Konkurrent sich mit einem beschädigten Reifen ins Aus drehte, konnte Grosjean seinen Wagen auf der Strecke halten und sich auf Position zwölf wieder einordnen. In einer Kampfgruppe mit Jenson Button und Kamui Kobayashi merkte der Franzose jedoch schnell, dass auch sein Frontflügel bei der Kollision mit Di Resta in Mitleidenschaft gezogen wurde.

"In Kurve drei und vier ging es ein bisschen drunter und drüber - ich war auf der Außenseite, doch dann zog der Force India nach innen und berührte mit seinem rechten Hinterreifen meinen Frontflügel", beschrieb Grosjean das Startchaos. "Natürlich war das sehr schade, aber man kann gegen solche Situationen eigentlich nichts machen. Das Beste wäre wohl, sich einfach auf der Pole-Position oder dem zweiten Platz zu qualifizieren und dann ist es in den ersten Kurven auch einfacher", wollte Grosjean keinen Schuldigen für das Missgeschick ausmachen.

Riskante Strategie

Darf die Augen nach seiner Heirat in Zukunft nicht mehr auf die schönen Ablenkungen in der F1 richten: Romain Grosjean, Foto: Sutton
Darf die Augen nach seiner Heirat in Zukunft nicht mehr auf die schönen Ablenkungen in der F1 richten: Romain Grosjean, Foto: Sutton

Sein Team entschied sich ob der Beschädigungen im Anschluss bereits in Runde drei dazu, ihn an die Box zu holen und die Fahrzeugnase auszuwechseln. Zwar wurde Grosjean so bis auf P22 und ganz ans Ende des Feldes durchgereicht, anschließend konnte er auf den harten Reifen aber von einem langen Mittelstint profitieren. "Das Resultat selbst mag nicht fantastisch klingen, aber wenn man bedenkt, wie das Rennen ablief, ist eine Fahrt von 22 auf sechs im Ziel doch sehr gut", sagte der Franzose. "Nach einem Flügelwechsel noch in die Punkte zu kommen, ist eigentlich ziemlich unglaublich. Das Team hat einen großartigen Job gemacht und mir ein hervorragendes Auto gegeben", lobte er.

"Auch hatten wir heute ein sehr gutes Rennen und eine sehr gute Pace", meinte Grosjean, der anfügte: "Die Strategie, mit nur einem Stopp in der Mitte über so eine lange Distanz zu gehen, war natürlich riskant, aber wir haben es geschafft. Dass wir beide Autos gut in den Punkten haben ist fantastisch." Besonderen Gefallen hätte er auf seinem Höllenritt an den intensiven Zweikämpfen auf der Strecke gehabt. "Die Pace später im Rennen war wirklich sagenhaft. Ich hatte einige unglaubliche Zweikämpfe mit Jenson, Lewis und Nico - das hat sehr viel Spaß gemacht."

Da er zwischenzeitlich auch die mit Abstand schnellsten Rundenzeiten im Feld fahren konnte, falle das Fazit also definitiv positiv aus. "Es ist kein schlechter Tag gewesen - sicher hätte es auch noch besser laufen können, aber eben auch viel schlechter. Man muss das Positive mitnehmen und nach der Situation mit dem desaströsen Start, hatten wir doch noch ein glänzendes Rennen", fand der 26-Jährige. "Ich habe in diesem Rennen viel gelernt und es hat mir auch viel Selbstvertrauen für die Zukunft gebracht. Hoffentlich können wir das mit rüber nach Hockenheim nehmen und auch da ein gutes Rennen fahren", freute sich Grosjean auf das nächste Rennen.