Könnte er unter den aktuellen Fahrern der Formel 1 frei wählen, dann würde sich Frank Williams für Lewis Hamilton entscheiden. "Heute ist Vettel sehr gut. Und Lewis. Wenn man mir sagen würde, dass alle heutigen Fahrer frei sind und alle zu Williams wollen, dann würde ich sagen: 'Schickt mir Lewis.' Ich würde das sagen, weil er Engländer und ein Gewinner ist. Lewis? Ihn würde ich jederzeit nehmen", zitierte der Guardian den Teamchef.

Senna und Jones

Williams hat in seiner Zeit in der Formel 1 aber viele gute Fahrer erlebt und auch in seinem Team gehabt. Nach seiner Ansicht hatte er auch den bislang besten überhaupt bei sich. "Ayrton Senna", meinte er dazu. "Alan Jones war auch etwas Besonderes. Er war ein sehr lustiger Kerl. Hart, aber unglaublich gut. Er gewann die Weltmeisterschaft und hat dann nur Blödsinn gemacht. Er hätte wieder und wieder gewinnen können. Er war so gut. Aber er war die Art Person, die sagte: 'Das habe ich bereits geschafft.'"

Den ersten großen Sieg für das Williams-Team holte Clay Regazzoni beim britischen Grand Prix 1979. Es sei überwältigend gewesen, erinnert sich der Teamchef. "Ich bin keine emotionale Person, aber es war eine unvergessliche Erfahrung. Es war wirklich herzerwärmend und auch wenn ich es selbst sage, der Sieg war ein populärer. Das war wirklich ein Wendepunkt für Williams." Doch auch Schicksalsschläge sind ihm nicht erspart geblieben. 1970 starb sein erster Fahrer Piers Courage beim Grand Prix der Niederlande, 1986 erlitt er bei einem Autounfall eine Querschnitt-Lähmung und 1994 starb Ayrton Senna in Imola in einem Williams.

Nie sicher sein

Nach den Erfolgen in den 1990ern kam dann Mitte der 2000er der Rückfall, doch in diesem Jahr gab es nach 132 Rennen Pause in Barcelona wieder einen Sieg und das Team scheint sich allgemein im Aufwärtstrend zu befinden. "Ich bin aber nie zu optimistisch, denn das Leben ist grausam. Gerade wenn man denkt: 'Wow, das muss man sich ansehen.', läuft alles schief. Wenn man ein Athlet ist, hat man sich unter Kontrolle und alles liegt an einem selbst. Aber in der Formel 1 sind so viele Glieder in der Kette und es muss nur eines davon einen Fehler haben. Es gibt immer viel, über das man sich Sorgen machen muss", betonte Williams.

Ayrton Senna ist weiter Frank Williams' Lieblingsfahrer, Foto: Sutton
Ayrton Senna ist weiter Frank Williams' Lieblingsfahrer, Foto: Sutton

Dennoch, in Barcelona passte wieder alles und jeder freute sich mit dem Team, was auch dem Teamchef nicht entging, wobei er das bei weiteren Erfolgen nicht als Standard-Emotion der Konkurrenz erwartet und mit einem Lauf guter Ergebnisse rechnet er ohnehin nicht. "Weißt du, jemand hat einmal gesagt, dass Annahmen die Mutter aller Unsinnigkeiten sind. Das ist ein tolles Zitat, doch es stimmt. Das fasst die Formel 1 zusammen. Man darf nichts als gegeben hinnehmen. Wenn man Red Bull oder McLaren ist, kann man am Samstagabend vielleicht sagen: 'Naja, wir sollten morgen zumindest ein Auto in den Top-3 haben.' Aber auch dann kann man sich nicht sicher sein. Das habe ich vor Jahren gelernt."

Erleichterung und Sorge

Der Sieg in Barcelona war dennoch eine Erleichterung, denn nach so einer langen Durststrecke hatte Williams das gut gebrauchen können. "Aber dann kam die Sorge, dass wir das halten. Deswegen gab es seitdem auch keine Nachlässigkeit." Und nach dieser Sorge kam die Sorge wegen des Boxenfeuers. "Rauch kam aus dem hinteren Teil der Garage. Es war viel schwarzer Rauch und wir mussten schnell handeln", erinnerte sich Williams. Das Team hatte dabei Glück im Unglück, zwar mussten 31 Leute behandelt werden, aber nur ein Mitarbeiter hatte ernsthaftere Verbrennungen.

Während sich dieser eine Mitarbeiter weiter erholt, wird beim Team daran gebastelt, die Zukunft noch besser zu gestalten. Mark Gillan leitet seit vorigem September das operative Geschäft der Mannschaft und Mike Coughlan ist seit vorigem Jahr Chefdesigner. "Wir haben gute Leute geholt, die echt einen Unterschied machen", sagte Williams. "Das Unternehmen ist nun in guten Händen, Mike leitet das Design und Mark die Renn-Operationen. Sie helfen uns dabei, wieder Schwung aufzubauen." Und trotz seines Wunsches nach Hamilton ist der Teamchef auch mit den Fahrern zufrieden.

Zufrieden mit aktuellen Fahrern

"Pastor ist auf seine ruhige Art ein Charakter. Er kann wie ein Luftikus wirken, aber er verbringt viel Zeit mit den Ingenieuren und ist ernsthaft und entschlossen am Rennsport dran. Alle Mechaniker kommunizieren gut mit ihm und er leistet einen wichtigen Beitrag. Er ist 27 und Reife ist sehr wichtig." Bruno Senna trägt auf der anderen Seite die Bürde seines Namens, wobei Williams betonen musste, dass der 28-Jährige nicht wegen seines Namens beim Team ist. "Bruno war einfach ein guter Kandidat und er ist ein sehr intelligenter Mensch. Es gab nichts Negatives - nur gute, positive Gründe, um zu sagen: 'Ja, geben wir ihm eine Chance.'"

Williams' Lieblingsfahrer bleibt derweil Ayrton Senna und dessen Verlust geht dem Teamchef nach wie vor nahe. "Ayrton Senna war ein großer Mann. Er war praktisch Volkseigentum und sehr populär. Es war einfach für viele Millionen Menschen ein trauriger Tag. Ich war da sehr emotional, denn es war eines unserer Autos und er so eine besondere Person. Er war sehr charmant, aber auch hart, gnadenlos und unglaublich talentiert." Nach dem Tod von Senna fuhr Williams 17 Jahre mit dem Buchstaben S auf der Fahrzeugnase als Tribut an den Brasilianer, diese Saison hat man das S entfernt. "Es ist Zeit. Und außerdem haben wir jetzt Bruno."