Das letzte komplette Regenwochenende der Formel 1 ist beinahe vier Jahre her - beim Großen Preis von Italien 2008 waren auch alle drei Tage zumindest zu großen Teilen nass. Darf man dem örtlichen Wetterbericht glauben, sieht es so aus, als erwarte die F1 dieses Wochenende in Silverstone ein ähnliches Szenario. Typisch britisches Wetter eben, wie auch Nico Rosberg nach dem Trockenlegen im Anschluss an den verregneten Freitagsauftakt nördlich von London wusste. "Das Ungewöhnliche ist, dass nun wirklich für das ganze Wochenende Regen vorhergesagt ist - deswegen muss man das jetzt auch schon am Freitag nützen", so der Mercedes-Pilot.

Ganz so einfach sei es aber nicht, aus der Not eine Tugend zu machen, denn Rosberg wusste, vor welche Probleme die Fahrer gestellt sein werden. "Man muss gleichzeitig sehr aufpassen, denn wir haben nur eine limitierte Anzahl an Reifen, besonders für die ganz nassen Bedingungen - da haben wir nur drei Sätze für alles und das ganze Wochenende mit Rennen, Qualifying und allem drum und dran", erklärte der Deutsche und fügte an: "Deswegen müssen wir echt schauen, dass wir sparsam damit umgehen." Am Freitag legte Rosberg insgesamt 17 Runden zurück, wurde in Session eins Neunter und im zweiten Training Vierter.

Zufrieden mit der Verbesserung

"Mit dem einen Satz sind wir nun gefahren, einmal heute Vormittag und einmal am Nachmittag und das war's. Mehr will ich den nicht fahren", stand für ihn aber weniger das Ergebnis als das Aufsparen der Pirelli-Pneus ganz oben auf der Prioritätenliste. Über den Stand der Dinge auf der Piste zeigte er sich trotzdem erfreut. "Nachmittags lief es sehr gut, da haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Am Morgen war es echt schwierig aber am Nachmittag lief es viel besser. Wir haben eine große Set-Up-Änderung vorgenommen und das hat einen großen Einfluss gehabt", freute sich Rosberg. Positiv bewerten wollte er, dass man bei starkem Regen als Pilot nicht mehr so abhängig von seinem Arbeitsgerät sei.

Trotz grüner Ampel gelbe Flaggen: Im Regen ist Vorsicht geboten, Foto: Sutton
Trotz grüner Ampel gelbe Flaggen: Im Regen ist Vorsicht geboten, Foto: Sutton

"Man kann als Fahrer bei solchen Bedingungen vielleicht noch einen größeren Unterschied machen - da kann man schon mit einigen Tricks wirklich was erreichen", war der 27-Jährige überzeugt, wusste aber auch, dass dieses Vorhaben kein Kinderspiel wird. "Es geht um sehr viel - jede Kurve ist von der Balance des Autos her anders. Wenn man mit Gas in die Kurve reinfährt, gibt einem das mehr Untersteuern und stabilisiert das Auto hinten. Jede Kurve ist aber immer anders, also kommt es darauf an, sich daran anzupassen." Die vielen unterschiedlich nassen Stellen auf der Piste würden das Leben zusätzlich erschweren. "Überall wo Pfützen sind, ist das Auto sehr nervös. Das hat man auch bei Senna gesehen", meinte der Wahl-Monegasse mit Blick auf den Abflug seines einstigen Williams-Kollegen.

Senna-Abflug als Beispiel

"Man muss da immer lupfen - wenn man mit Vollgas darüber fährt, ist man weg. Das ist wirklich am Limit", so Rosberg, der mit Blick auf seine ersten Eindrücke schilderte: "Es gibt hier auf der Runde einige solche Stellen und wie man durch diese Pfützen dann hindurchfährt, kann einen Riesenunterschied machen, auch in Sachen Rundenzeit." Die Bedingungen am Freitag seien dabei aber ohnehin noch relativ konstant gewesen. "Wenn aber nun zum Beispiel jemand vor einem fährt, macht das auch noch einmal einen Unterschied. Der hinterlässt dann zwei Spuren und wenn man die genau erwischt, hat man viel mehr Grip, wie wenn man diese eben nicht trifft", erklärte Rosberg.

Insgesamt wollte er von einem produktiven, wenngleich sehr herausfordernden Tag sprechen. "Es ist schwierig da draußen das Limit zu finden. Man kann sehr schnell abfliegen, auf der anderen Seite aber auch sehr viel lernen." Da man sich zum Nachmittag hin so gesteigert habe, hätte er nichts dagegen einzuwenden, wenn das Wetter so bleiben würde. "Von meiner Seite aus kann es morgen gerne regnen", grinste Rosberg. Ob des Wetterberichts nun aber rein auf eine Regenabstimmung zu gehen, hielt er noch für zu gewagt: "Es ist immer ein Kompromiss - man kann schon ein paar Dinge machen, um dem Auto bei diesen Bedingungen zu helfen, es besteht aber immer auch die Chance, dass es abtrocknet. Man muss also die richtige Balance finden."