Die Idee eines Formel-1-Rennens in London ist nicht neu und bei genauerem Hinsehen verwundert es nicht, dass sie ausgerechnet heute wieder in den Medien auftaucht. Im Fall Gerhard Gribkowski wurde heute das Urteil gefällt und sobald es rechtskräftig ist, wird für jemand anderes, weit bekannteres die Luft dünn: Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone könnte Ungemach drohen.

Was läge da näher, als ein Thema aus der Schublade zu kramen, das garantiert Aufmerksamkeit auf sich zieht? Die Schlagworte London und Formel 1 ziehen ohnehin, wenn Bernie Ecclestone, der den Veranstaltern von Formel-1-Rennen satte zweistellige Millionenbeträge abknöpft, dann behauptet, er wolle auch noch für dieses Rennen zahlen, kommt man ins Grübeln.

Manch einer mag davor zurückschrecken, Ecclestone aufgrund seiner Verdienste um die Formel 1 eine derartige Taktik zu unterstellen. Doch es ist schwierig, Ecclestone bei seinen beinahe täglich auftauchenden Äußerungen zu jedweden Rennen auf diesem Planeten kein Kalkül zu unterstellen.

Abgesehen von diesen Erwägungen scheint ein Rennen in London in naher Zukunft unwahrscheinlich. Da wäre zum einen der bereits existierende Großbritannien GP in Silverstone, dessen Vertrag bis 2027 läuft. Und auch wenn McLaren-Pilot Jenson Button von 20 Rennen auf heimischem Boden träumt, realistisch ist dieser Wunschtraum nicht. Wie schwierig zwei Rennen in einem Land aufrechtzuerhalten sind, bewiesen in der jüngeren Vergangenheit unter anderem Spanien, Deutschland und Italien.

Silverstone hat einen Vertrag bis 2027., Foto: Sutton
Silverstone hat einen Vertrag bis 2027., Foto: Sutton

Und sollte Ecclestone tatsächlich vorhaben, die Gebühren für das Rennen selbst zu übernehmen, würden die Veranstalter aller anderen Rennen wohl Amok laufen. Wahrscheinlicher ist, dass die britische Regierung selbst in die Tasche greifen müsste und angesichts zahlungskräftiger Veranstalter wie Singapur oder Abu Dhabi könnte das schmerzen. Die Olympischen Spiele haben bereits ein Vermögen gekostet, selbst wenn man versuchen würde, bestehende Sportstätten zu verwenden, so wäre doch erheblicher finanzieller Aufwand nötig, um ein sicheres Rennen auf den Straßen Londons veranstalten zu können.

So verlockend ein Rennen über die Pall Mall, rund um den Buckingham Palace, St James Park und den Big Ben auch klingen mag - das ist wohl vorerst nur Wunschdenken. Dass der McLaren-Sponsor Santander vor Wochen bereits ankündigte, die Simulation eines Rennens in der britischen Hauptstadt am heutigen Abend zu veröffentlichen, ist ein gelungener PR-Gag - mehr aber wohl auch nicht. Als Anschauungsmaterial ist das Video sicherlich interessant, wer seine Fantasie weiter beflügeln will, kann sich ansehen, wie sich Disneys Pixar in 'Cars II' ein Rennen in London vorstellt - Siegerehrung bei der Queen inklusive.