Im achten Rennen des Jahres hat die Formel 1 endlich ihren ersten zweifachen Saisonsieger. Das Rennen war faszinierend und Fernando Alonso konnte sich vom elften Startplatz zum Sieg fahren. Seinen Erfolg konnte er zu einem guten Teil seinem ausgezeichneten Start verdanken, bei dem er drei Plätze gutmachte; dann halfen noch die gute Boxenarbeit der Ferrari-Mechaniker (Alonsos erster Stopp war zwei Sekunden schneller als jener von Kimi Räikkönen, wodurch er vor den Lotus kam) und die Rennstrategie. Er hatte auch etwas Glück, als das Safety Car in Runde 28 kam, das war einer der entscheidenden Momente des Rennens.

Sebastian Vettels Ausfall half Fernando Alonso, Foto: Sutton
Sebastian Vettels Ausfall half Fernando Alonso, Foto: Sutton

Eigentlich hatte er einige Male Glück; Sebastian Vettel schien das Rennen eigentlich in der Tasche zu haben, als sein Red Bull mit einem Defekt der Lichtmaschine stoppte und danach legte ein ähnliches Problem das zweitschnellste Auto lahm, den Lotus von Romain Grosjean. Dann schaffte ein weiteres Boxenstopp-Problem bei McLaren Lewis Hamilton aus Alonsos weg, als während des Safety Cars die wichtigen zweiten Stopps eingelegt wuden.

Nach dem Qualifying hatte der Sieg sehr unwahrscheinlich ausgesehen, da Ferrari den taktischen Fehler machte, das Auto in Q2 nicht früh genug rauszuschicken und danach keinen zweiten Satz weicher Reifen einsetzte, um sicherzustellen, dass es in die Top-10 geht. Sie wollten lieber sicherstellen, dass sie zwei Sätze neuer, weicher Reifen für Q3 hatten, doch sie schätzten die Stärke des Feldes falsch ein und verpassten die letzte Session.

Obwohl sein Startplatz schlecht war, half der Qualifying-Fehler am Renntag aber, da Alonso einen neuen Satz Medium-Reifen und zwei neue Sätze Softs hatte, um sich auszutoben. Das hieß, er konnte in allen drei Stints neue Reifen einsetzen, und während beim Rest die Reifen am Ende der Turns nachließen, konnte er sein Tempo halten. Indem er gut startete und all seine Chancen zum Überholen und Positionsgewinn nutzte, gab sich Alonso selbst die Chance auf den Sieg.

Erwartungen vor dem Rennen

Vor dem Start hieß es, dass ein Stopp um 16 Sekunden langsamer wäre als zwei Stopps, was beinahe die Zeit für einen ganzen Boxenstopp ist. Allerdings würde ein Einstopper nach den letzten Stopps zunächst vorne liegen und Streckenposition galt als sehr wichtig. Ein neuer Medium-Reifen sollte 25 Runden halten, ein neuer Soft etwa 20. Die meisten Teams sahen sich ihre Reifenabbau-Raten vom Freitag an und kamen zum Schluss, dass es nicht möglich sein würde, das Rennen mit einem Stopp auch konkurrenzfähig durchzufahren.

Die Teams versuchen immer zu erahnen, wann der Reifen sein Lebensende erreicht, Foto: Sutton
Die Teams versuchen immer zu erahnen, wann der Reifen sein Lebensende erreicht, Foto: Sutton

Die Teams suchen nach dem Punkt im Abbau-Zyklus, wenn der Abbau so schlimm wird, dass der Reifen praktisch über eine Klippe zu stürzen scheint. Das Schwierige daran ist, dass dieser Punkt von Strecke zu Strecke unterschiedlich ist. An einigen Kursen kommt er, wenn der Reifen zu 70 Prozent abgefahren ist, an anderen später. Man weiß es im Prinzip nicht, bis er erreicht worden ist. Auf heißeren Strecken liegt er im Normalfall aber eher bei den 70 Prozent.

Ungeachtet der Vorhersagen glaubten einige Teams, das Rennen mit einem Stopp schaffen zu können; Paul di Resta von Force India und beide Mercedes-Fahrer dachten daran und begannen das Rennen auch mit diesem Vorhaben. Doch nur Di Resta zog seinen Plan auch durch. Es wäre aber wohl besser gewesen, es nicht zu tun; hätte er sich dazu entschieden, die späten zweiten Stopps der Mercedes-Fahrer abzudecken und wie sie weiche Reifen aufgezogen, dann hätte er vor Teamkollege Nico Hülkenberg ankommen können.

Taktisch gesehen ein eigenartiges Rennen

In der Vergangenheit war es in Valencia immer sehr schwierig zu überholen, weswegen die Streckenposition im Rennen alles war. Mit dieser Generation Pirelli-Reifen und dem DRS haben sich die Dinge aber geändert. Ein perfektes Beispiel dafür war, wie sich Michael Schumachers, Mark Webbers und Nico Rosbergs Rennen in den letzten 20 Runden entwickelte. Webber und Schumacher hatten sich außerhalb der Top-10 qualifiziert; Webber hatte ein technisches Problem und qualifizierte sich als 19., während Schumacher Zwölfter war.

Beide starteten mit dem Medium-Reifen, wodurch ein Rennen mit einem Stopp möglich war. Mercedes hatte das mit Schumacher geplant, doch wieder einmal stellten sich die Reifenprognosen auf Basis der Freitagstrainings am Renntag als falsch heraus. Die Hinterreifen überhitzten innerhalb der ersten fünf oder sechs Runden an einigen Autos, also wäre es mit einem Stopp sehr schwierig geworden. Rosberg hatte ebenfalls einen Stopp geplant, doch seine Pace war sehr langsam, und als Sebastian Vettel seinen ersten Stopp machte, war der Mercedes-Pilot bereits 32 Sekunden hinter ihm.

Nico Rosberg half der späte Wechsel auf weiche Reifen, Foto: Mercedes-Benz
Nico Rosberg half der späte Wechsel auf weiche Reifen, Foto: Mercedes-Benz

Doch das Safety Car half ihm wieder zurück ins Feld, und auch er machte einen späten Wechsel auf weiche Reifen, was ihm Platz sechs einbrachte. Di Resta lag zwei Sekunden hinter Hülkenberg und nach Rosbergs letztem Stopp 27 Sekunden vor dem Deutschen. Den hätte er laut UBS Strategy Report abdecken sollen, in dem er selbst hereinkam. Damit wäre er vor Rosberg geblieben, und wenn man sich die relative Pace mit neuen Reifen ansieht, hätte er in der Schlussphase noch leicht Hülkenberg Platz fünf abnehmen können. Von Runde 46 an waren Schumacher und Webber eine Sekunde schneller als die Spitze und konnten durch das Feld in Richtung Podest pflügen, das Schumacher letztendlich auch erreichte.

Die Spitzenfahrer hatten ihre zweiten Stopps alle gemacht, als das Safety Car in Runde 28 losgeschickt wurde, was bedeutete, sie mussten bis ins Ziel 29 Runde durchhalten, von denen fünf bei langsamer Geschwindigkeit hinter dem Safety Car gefahren wurden. Webber und Schumacher wurde dadurch geholfen, dass das Safety Car das Feld zusammenführte. Sie konnten zehn Runden später stoppen und mit neuen Softs dann durch die Punkteränge Richtung Podest walzen. Hülkenberg beispielsweise war in der 42. Runde 16 Sekunden vor Schumacher, doch er wurde in Runde 56 vom Rekordweltmeister überholt.

Paul di Resta nutzte seine Chance nicht, Foto: Sutton
Paul di Resta nutzte seine Chance nicht, Foto: Sutton

Das Safety Car ändert für eine Strategie fast immer alles, in Valencia sorgte es für eine Reihe von Dingen. Zunächst einmal drehte es die Strategie für alle Fahrer vorne um, indem der Mittel-Stint kürzer war als geplant; sie wollten bis etwa Runde 32 draußen bleiben, doch das Safety Car zwang zum Stopp in Runde 28. Daher mussten sie einen langen letzten Stint auf Medium-Reifen fahren. Das schuf die Möglichkeit für Mercedes und Webber. Es schuf außerdem die Möglichkeit für Di Resta, wie aber zu sehen war, nutzte Force India sie nicht.

Des Weiteren führte das Safety Car zu einer Positions-Durchmischung des Feldes an der Spitze, da ein weiterer problematischer Boxenstopp für Hamilton ihn hinter Alonso und damit in den Pulk von Autos zurückwarf. Wäre der Stopp glatt gelaufen, hätte Hamilton im letzten Stint vor Alonso gelegen, wäre dadurch der Kollision mit Maldonado aus dem Weg gegangen und hätte Alonso etwas mehr Probleme machen können. Letztendlich hätte er sich aufgrund seines Reifenabbaus aber wohl mit einem Podestplatz zufriedengeben müssen, da der Ferrari besser mit den Gummis umging.