Trotz des Sieges beim Europa GP ist man bei Ferrari noch nicht gänzlich mit der Performance des Autos zufrieden - die Scuderia will weiter zulegen, denn Teamchef Stefano Domenicali verkündete im Anschluss an den Erfolg in Spanien, dass man bis dato dennoch nicht zufrieden mit der diesjährigen Leistung sein könne. Alonso führt mit 111 Zählern nun die Weltmeisterschaft an, hat 20 Punkte Vorsprung auf Red-Bull-Verfolger Mark Webber - übertriebene Tiefstapelei also bei der Scuderia? Domenicali sieht das anders und nennt Gründe: "Das Auto ist mittlerweile schon auf einem anderen Niveau als noch zu Saisonbeginn - das Schnellste im Feld ist es aber immer noch nicht."

"Meiner Meinung nach ist Red Bull oder zumindest der Red Bull, den ich dieses Wochenende gesehen habe, in Sachen reiner Leistung das schnellste Auto", sagte der Italiener. "Im Rennen führten sie mit komfortablem Vorsprung, ihre Pace war sehr stark und das müssen wir uns anschauen", zollte Domenicali der Konkurrenz Tribut. Allein die Standfestigkeit machte Sebastian Vettel einen Strich durch die Rechnung - mit einem Defekt an der Lichtmaschine schied der Deutsche in Führung liegend aus. "Wir wissen was Ende November unser Ziel ist, aber wir wissen auch, dass sie in meinen Augen dieses Wochenende etwas sehr gutes gemacht haben - sie haben ihr Auto verbessert", erklärte der Teamchef mit Blick auf die Gegnerschaft.

Red Bull ist schneller

Huldigungen am Streckenrand: Selbst die Streckenposten verneigten sich vor ihrem Nationalhelden, Foto: Sutton
Huldigungen am Streckenrand: Selbst die Streckenposten verneigten sich vor ihrem Nationalhelden, Foto: Sutton

"Ja, sie hatten Probleme mit der Standfestigkeit - auf der anderen Seite sind wir dafür in Sachen reiner Performance auch nicht auf dem Level, auf dem wir sein sollten", erklärte Domenicali. Besonderes Kopfzerbrechen bereitete ihm die Leistung vom Samstag. Fernando Alonso verpasste als Elfter knapp den Einzug in Q3, Felipe Massa konnte sich nur als 13. qualifizieren. "Wir haben eine Menge zu tun, aber wir führen die Weltmeisterschaft an und das ist etwas, was als Ansporn sehr hilfreich sein wird, damit die Leute zu Hause in der Fabrik mit noch mehr Kreativität und Ideen arbeiten", motivierte Domenicali.

Das beste Beispiel in Sachen Einsatz sei für alle Teammitglieder Fernando Alonso. Der Sieger von Valencia zeigte bei seinem Heimrennen eine bravouröse Leistung, stürmte vor seinen jubelnden Landsleuten von P11 aus durchs Feld und erzielte einen seiner größten Triumphe in der Formel 1. Wieder einmal war der spanische Doppelweltmeister zur Stelle, als es darauf ankam: Sicherlich profitierte er von Vettels technischen Problemen - in die Position, anschließend die Führung übernehmen zu können, hatte er sich jedoch direkt nach dem Re-Start nicht zuletzt durch ein beeindruckendes Manöver gegen den Zweitplatzierten Romain Grosjean selbst gebracht.

Mit Alonsos größter Sieg

Bei der anschließenden Podiumszeremonie zeigte Alonso sich dementsprechend emotional bewegt. "Wir wissen, dass er der beste Fahrer im Feld ist und genau das ist der Grund, warum er bei uns fährt", sprach auch Domenicali seinem Schützling ein großes Kompliment aus. Alonso habe seinen Status als Platzhirsch unter den Weltklassepiloten abermals eindrucksvoll untermauert. "Ich freue mich sehr für ihn, denn er hatte hier so großen Druck. Wenn man jemanden kennt und ihm dann in die Augen blickt, dann weiß man so etwas", erklärte der Teamchef mit Blick auf Alonsos Heimrennen. Einmal mehr habe er als Pilot am Sonntag den entscheidenden Unterschied gemacht und sein Glück erzwungen.

"Ihn so kämpfen zu sehen hat mich wirklich von ganzem Herzen gefreut. Ich bin aber auch sehr glücklich für das Team - sie haben die richtige Strategie ausgearbeitet und die richtigen Entscheidungen getroffen und genau das ist die Stärke unserer Mannschaft", wollte Domenicali seine Belegschaft nicht in Vergessenheit geraten lassen. "Dennoch sage ich: Wir müssen cool und ruhig bleiben. Dieser Sieg ist wichtig, weil unsere Hauptkonkurrenten in der Meisterschaft Probleme hatten und die Zuverlässigkeit dieses Jahr der Schlüssel ist." Das wichtigste Ziel an den restlichen Rennwochenenden des Jahres sei klar: "Man muss immer Punkte mit nach Hause nehmen, ausnahmslos jedes Mal."