Mit einer Rundenlänge von 5,419 km gehört der Valencia Street Circuit zu den längeren Kursen im Rennkalender. Häufig wird die Strecke wegen ihrer Lage im Hafengebiet auch als "schnellste Hafenrundfahrt der Welt" bezeichnet. Der Rundkurs führt einmal um den Hafen der spanischen Küstenstadt Valencia herum. Da Spanien mit Barcelona bereits einen Grand Prix besitzt, läuft das Rennen am Mittelmeer derzeit noch als Europa GP. Wegen der finanziellen Schieflage des Landes haben sich die beiden Metropolen allerdings dazu entschlossen, sich die Austragung des Großen Preis von Spanien ab dem Jahr 2013 zu teilen.

Anders als die meisten Stadtkurse bietet die Strecke in Valencia große Auslaufzonen und verzeiht daher auch kleine Fehler. Speziell im ersten Teil der Strecke kommen die Fahrer der Mauer aber doch sehr nahe, was die Piloten aber nicht davon abhält, weiter Gas zu geben. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 200 Stundenkilometern und einem Vollgasanteil von 60 Prozent hinkt der Valencia Street Circuit anderen Hochgeschwindigkeitskursen in Sachen Speed nur knapp hinterher. Und auch der Topspeed kann sich mit 315 km/h durchaus sehen lassen.

Der Kurs am Mittelmeer hat einen sehr flachen Asphalt und auch die Kerbs sind sehr eben, was eine geringe Bodenfreiheit ermöglicht. Im "High-Speed-Bereich" zwischen den Kurven 18 und 24 werden deswegen der Unterboden und die Lenksäule enormen Belastungen ausgesetzt. Nico Rosberg glaubt, dass die Eigenheiten des Kurses seinem Mercedes Team entgegen kommen. "Wir können in Valencia gewinnen", sagte Rosberg. "Das Streckenlayout ähnelt jenem von Kanada und sollte unserem Auto entgegenkommen."

Schnappt sich Nico Rosberg in Valencia seinen zweiten Sieg?, Foto: Sutton
Schnappt sich Nico Rosberg in Valencia seinen zweiten Sieg?, Foto: Sutton

Für die Reifen - Pirelli bringt die soft und die medium Variante mit nach Spanien - ist der Valencia Street Circuit eine echte Belastungsprobe. Vor allem freitags ist der Verschleiß sehr hoch, da noch sehr viel Staub und Dreck auf dem Asphalt liegen. Im Laufe des Wochenendes wird die Strecke jedoch immer sauberer und die Rundenzeiten immer besser, was auch dem Reifenabbau entgegenwirkt. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery spricht dennoch von einem Kraftakt für die Pneus. "Valencia könnte keinen größeren Kontrast zu den bisherigen Straßenkursen darstellen", meinte der Brite. "Die Strecke ist schneller und die Temperaturen sind höher. Die Reifen werden somit stärker beansprucht."

Den Formel- 1-Boliden wird am Rennwochenende in Valencia ebenfalls einiges abverlangt. Wegen der vielen Bremszonen leiden die Bremsbeläge extrem. Bei der Fahrzeugabstimmung kommt es besonders auf eine gute Traktion an, da aus den vielen langsamen Passagen schnell hochbeschleunigt werden muss. Auf kaum einer anderen Strecke wird der erste Gang so häufig verwendet wie in Valencia. Während des ganzen Rennens wird 3468 Mal der Gang gewechselt - eine hohe Belastung für das Getriebe.

Dank seiner 25 Kurven (13 rechts, 12 links) wird nicht nur das Auto, sondern auch der Fahrer selbst gefordert. Bis zu 64 Gangwechsel werden pro Runde vorgenommen, dazu kommen die Bedienung des KERS, des DRS und Verstellungen, beispielsweise an der Bremsbalance. Außerdem zerren die harten Bremszonen und die hohen G-Kräfte an der Belastungsgrenze der Piloten.

Eine Besonderheit auf dem Valencia Street Circuit ist die Zugbrücke zwischen Kurve neun und zehn. Aufgrund des Übergangs zwischen der Brücke und der Rennstrecke klagten in der Vergangenheit viele Fahrer über Probleme mit dem Heck. Auch wenn eine Veränderung vor zwei Jahren eine kleine Besserung brachte, gilt die Brücke weiterhin als eine Schlüsselstelle bei der Wahl des richtigen Setups.

In Valencia gibt es in diesem Jahr nur eine DRS-Zone, Foto: Sutton
In Valencia gibt es in diesem Jahr nur eine DRS-Zone, Foto: Sutton

Wie schon in Kanada wird es auch in Valencia nur eine DRS-Zone geben, die 285 Meter nach Kurve zehn beginnt. Die vielleicht beste Gelegenheit, einen Platz im Rennen gut zu machen, bietet sich allerdings in einer anderen Streckenpassage. Die Bremszone nach der der lang gezogenen Linkskurve mit der anschließenden Geraden unmittelbar nach der Brücke ist eine der wenigen Möglichkeiten, am Vordermann vorbeizuziehen.

Sebastian Vettel beschreibt die Überholmöglichkeiten auf dem Valencia Street Circuit wie folgt. "Überholen ist möglich, aber nicht ohne Risiko", meint der Red-Bull-Star. "Der Grund dafür liegt in den Luftverwirbelungen hinter den Autos, die durch die hohen Wände am Streckenrand nicht so schnell wie gewöhnlich verschwinden. Man verliert dadurch an Grip und muss öfter vom Gas." Ähnlich sieht es Hembery, der nur mit wenigen Überholmanövern rechnet und noch einmal unterstrich, dass ein starkes Qualifying Grundvoraussetzung für ein gutes Resultat in Valencia sei.

Sonne und Safety-Car-Phasen

Ein guter Startplatz garantiert aber noch lange nicht, dass die Piloten problemlos ein gutes Resultat nach Hause fahren. Wegen der teilweise sehr engen Streckenpassagen muss in Valencia jederzeit mit dem Ausrücken des Safety Car gerechnet werden. Ein einmal herausgefahrener Vorsprung kann so schnell wieder der Vergangenheit angehören. Ähnlich wie in Kanada oder Monaco werden Safety-Car-Phasen daher bei vielen Teams fest in die Strategie mit eingeplant. Dass das Wetter den Fahrern einen Strich durch die Rechnung macht, ist hingegen nicht zu erwarten. Spanien und Sonne - das gehört zusammen. Für die drei Tage auf dem Valencia Street Circuit ist ausnahmslos Sonnenschein angesagt.