Hallo liebe Formel 1 Fans!

Gerade nach den engen und stressigen Arbeitsbedingungen in Monaco atmen die Teams auf. In Montreal sind die Arbeitswege kürzer, die Boxen größer und auch das Bier am Feierabend wesentlich billiger. Wegen des unberechenbaren Juni-Wetters gilt Montreal als "Spa-Francorchamps" der westlichen Hemisphäre.

Die "Ile de Notre Dame" bietet zuschauerfreundliche Anlagen, zumal die Piste aus der Innenstadt per U-Bahn erreichbar ist. Überhaupt gehört diese Grand Prix Strecke zu den schönsten der Welt, der 4,421 Kilometer lange Kurs liegt inmitten des St. Lorenz Stromes und führt idyllisch durch ein Parkgelände. Weniger idyllisch sind die Leitplanken, die zu beiden Straßenseiten so nah am Asphalt sind, dass sie schon fast an Monaco erinnern. Die Insel war 1967 Schauplatz der Weltausstellung, und als Montreal 1976 Gastgeber der olympischen Spiele war, fanden hier die Ruderwettbewerbe statt. Auf der benachbarten Ile St. Helène ist ein groß angelegter Vergnügungspark. Seit nunmehr 25 Jahren wird hier der Große Preis von Kanada ausgetragen und die Mitglieder aller Teams üben sich in ihren freien Minuten an der ehemaligen Olympiaruderstrecke im Wettfischen.

Die Skyline ist beeindruckend, Foto: Sutton
Die Skyline ist beeindruckend, Foto: Sutton

Montreal ist mein erklärter Lieblings-Grand-Prix. Die Stadt ist einfach traumhaft, amerikanische Großzügigkeit vermischt mit internationalem Flair. Wer die Gelegenheit hat, sollte es nicht versäumen, einen Abstecher in die Altstadt zu machen, oder auf den "Mont Real" hinaufzufahren/gehen und die Stadt von oben zu bewundern. Zum Einkaufen ist die St. Catherine Street einfach prima. Abends sind die Bar "Thursdays" im "Hotel de la Montage" oder bei schönem Wetter die "Rooftopbar" auf dem Dach des gleichen Hotels zu empfehlen. Cool-elegant auch das "Newtown", Restaurant-Bar-Disco in der Crescent Street. Besitzer ist der "Träger" des Spitznamens "Newtown", Ex F1-Weltmeister Jacques Villeneuve.

Ein Augenschmaus in erster Linie und Gaumenfreude erst in zweiter Instanz ist das italienische Restaurant Buona Notte. Die Bedienungen haben ausnahmslos Model-Maße und Beine bis zum Hals, die in schicken High-Heels stecken. Ehrlich, wie sie so bedienen können, ist mir ein Rätsel, aber die Trinkgelder sind sicherlich astronomisch. Zur Grand Prix-Zeit dort einen Tisch zu bekommen ist schier unmöglich, aber wenn man einen ergattert hat, kann man durchaus neben einem Formel 1-Piloten oder Teamboss sitzen. Nicholas Cage, Lenny Kravitz und George Clooney haben sich mit Autogrammen auf Pastatellern verewigt, die Schlange derer, die anstehen, um vielleicht doch noch eingelassen zu werden ist draußen auf dem Boulevard St. Laurent immer riesig. Wer aber mal richtig gut essen will, dem empfehle ich das Queue De Cheval, ein sensationelles Steakrestaurant am Boulevard René Lévesque. Anlässlich einer Media-Einladung (von BMW - noch immer ein großes Dankeschön!!) habe ich dort das beste Steak mit dem besten und größten Hummer meines Lebens verspeist! Unvergessen!

Und natürlich, wem und wenn es möglich ist darf man hier eines nicht auslassen: den Cirque de Soleil! Schließlich ist Montreal seine Heimatstadt! Den "Party Animals" sei gesagt, am Montagmorgen machen alle Clubs um zwei Uhr morgens zu, zumindest alle, die Alkohol ausschenken. Die sogenannten "After-Clubs" haben bis fünf auf, dürfen aber keinen Alkohol verkaufen! Doch tanzen kann man dort prima...

Sechs Unfälle pro Grand Prix

In Kanada kracht es besonders oft, Foto: Sutton
In Kanada kracht es besonders oft, Foto: Sutton

Mit mehr als sechs Unfällen im Schnitt pro Grand Prix seit 1996 gilt Montreal als Crash-Rekord-Kurs! Montreal ist halb permanente Rennstrecke - halb Straßenkurs, eine Mischung aus schnellen und langsamen Kurven. Dort sind wenig Abtrieb und viel Motorleistung für Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden gefragt. Wegen des auffälligen Stop-and-go-Charakters des Circuit Gilles Villeneuve sind die Bremsen besonders gefragt, extreme Bremskühlung ist angesagt. Schnelle Geraden entlang an Leitplanken fordern viel von den Autos. Montreal ist aber bei Teams und Fahrern sehr beliebt. Der Top Speed wird mit 308 km/h an der "Droit du Casino" am Ende der Geraden vor der Kurve zu Start-Ziel, mit 295 km/h an der Pont de la Concorde, und mit 291km/h vor der Pits Hairpin, erreicht.

Der harte kanadische Winter schadet alljährlich dem Asphalt, die Folge ist welliger Bodenbelag, der es den Teams schwer macht, die Autos gut abzustimmen und der Spritverbrauch steigt in die Höhe. Schon der Start ist recht brenzlig, die "Virage Senna", eine Haarnadelkurve, hat es in sich, sie ist breit und langsam (72 km/h), zwei Autos passen durch, aber immer wieder versucht es noch ein Dritter... Die besten Zweikämpfe gibt´s in der "Pits-Hairpin", dort kann es passieren, dass die Piloten sogar in den ersten Gang schalten müssen.

Eure Inga Stracke