"Ich habe schon vor dem Qualifying gesagt, dass ich von Platz sechs losfahre und das Rennen gewinnen werde." So lautete Michael Schumachers Plan für den Großen Preis von Monaco. Ein Teil dieser Vorhersage traf auch wirklich ein, allerdings hätte sich der Mercedes-Pilot wohl lieber für den zweiten Abschnitt seiner Hellseherei entschieden. Wieder einmal sah Schumacher die Zielflagge nicht, diesmal machte ihm ein Problem mit dem Benzindruck einen Strich durch die Rechnung. Die traurige Bilanz nach den ersten sechs Rennen - vier Ausfälle, zwei WM-Pünktchen. Der Begriff 'Pech' ist 2012 eng mit dem Namen Schumacher verbunden.

"Mit ein bisschen mehr Glück gehe ich davon aus, dass ich auch vorn dabei bin", hat der 43-Jährige die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Das Monaco-Rennen hatte schon unter keinem guten Stern begonnen, als Schumacher direkt beim Start mit Romain Grosjean kollidierte. "Er hatte wirklich Pech, dass er das Rennen nicht beenden konnte", meinte auch Kai Ebel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Am Anfang hat ihn Grosjean auch noch etwas bedrängt, aber so etwas kann in Monaco passieren."

Im Sport ist es immer schwierig, von Glück und Pech zu sprechen - vor allem, wenn die technische Komponente eine entscheidende Rolle spielt. Andererseits kann man ohne die nötige Portion Glück wohl auch keine Weltmeisterschaft gewinnen. "Das Glück, das man ihm früher häufig nachgesagt hat, ist wohl in Pech umgeschlagen", meinte Ebel. "Aber die Saison ist noch lang und ich denke, dass wir Michael wieder auf dem Podium sehen werden." Ausgerechnet beim prestigeträchtigsten Rennwochenende des Jahres schmerzt ein Ausfall natürlich sehr - trotzdem nimmt Schumacher etwas Positives mit zum nächsten Rennen in Kanada.

Seine Fabelrunde im Qualifying zeigte schließlich, dass er das Fahren noch nicht verlernt hat. Dass der Silberpfeil ein potentielles Siegerauto ist, konnte Teamkollege Nico Rosberg bereits beweisen. "Punkte- und Resultatmäßig ist es der schlechteste Saisonstart, den ich bisher erlebt habe", räumte Schumacher zwar ein. "Und dennoch für mich der beste, den ich bis jetzt gehabt habe, seit ich mit Mercedes zusammen bin. Ich habe einfach das Gefühl, mit dem Auto mehr eins zu sein." Dass die Chance auf den nächsten WM-Titel in weite Ferne gerückt ist, schien Schumacher nicht großartig zu stören: "Es war von vornherein klar, dass wir dieses Jahr nicht um die Meisterschaft kämpfen werden können. Insofern geht es darum, so gut wie möglich abzuschneiden."

Trotz all des Pechs, das Schumacher in diesem Jahr bereits hatte - zumindest die technischen Probleme kann man ihm wohl nicht zuschreiben - könnte das Wochenende in Monaco ein wenig Auftrieb verliehen haben. "Seine Qualifyingrunde war fantastisch. Es war ein sehr tolles Lebenszeichen von ihm", zog selbst die Konkurrenz in Form von Helmut Marko den Hut. Zwar sorgte der fehlerhafte Benzindruck für den vorzeitigen K.o., doch schon nach dem Grosjean-Vorfall war ziemlich klar, dass Schumacher auch in Monaco nicht allzu viele Punkte würde sammeln können.

Den Start-Crash kann man wohl guten Gewissens als Pech abstempeln. "Er hat die Strafe gehabt, aber er konnte nichts dafür, dass sich die anderen berühren und der Grosjean dann rüber zieht", fand auch Alex Wurz. "Das ist ein Rennzwischenfall und in Monaco ist wenig Platz für viele Autos." Die nächste Nullrunde schmerzt, doch bei Mercedes hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Wer seine Runden, wo er freie Fahrt gehabt hat, gesehen hat, hat gesehen, dass er den Speed für Sieg gehabt hätte. Aber seine Zeit wird wieder kommen", war Norbert Haug überzeugt. Was jetzt zu tun ist, brachte Ross Brawn auf den Punkt: "Wir müssen sicherstellen, dass wir die Probleme bis Kanada in den Griff bekommen." Vielleicht kehrt dann ja die nötige Portion Glück in Schumachers Cockpit zurück.