Flavio Briatore war schon lange ein Kritiker des Reglements in der Formel 1, da es nach seiner Meinung das Spektakel nicht genug gefördert hat. Zwar sind seit seinem strafbedingten Abschied aus der Königsklasse einige Änderungen beschlossen worden, die der Show zuträglich waren und zusätzlich haben die Reifen noch etwas Würze gebracht, doch Briatore arbeitet nun an einem neuen Reglement, das dann zum Zuge kommen könnte, sollte sich der Formel-1-Rechteinhaber vom Weltverbrand FIA trennen.

"Im Moment ist das ein Hobby, aber ich spreche regelmäßig mit Bernie; es gibt sogar Tage, wenn wir zwei oder drei Mal sprechen. Ich habe neue Regeln vorgeschlagen, die gut für alle Teams wären, das Spektakel verbessern und, was am wichtigsten ist, die Kosten senken", erklärte Briatore laut AS. Nach seinen Vorstellungen wäre es mit seinem Reglement möglich, mit einem Budget von 100 Millionen Euro pro Jahr Erfolg zu haben. Dazu musste er allerdings betonen, dass auch das schon ein Haufen Geld wäre.

Treffen am Montag

Ob das Reglement für die GP1, wie Briatore sie nennt, auch wirklich umgesetzt wird, steht allerdings noch in den Sternen, denn die meisten Teams möchten lieber weiter die FIA als obersten Regelherrn haben. Am Montag wird es in Monaco ein großes Treffen mit den wichtigsten Beteiligten geben, darunter FIA-Präsident Jean Todt, Bernie Ecclestone und Vertreter aller Teams. Diskussionsstoff gibt es genug, so ist Mercedes-Teamchef Ross Brawn der Meinung, dass die Formel 1 eine dritte Perspektive bräuchte, die durch die FIA gegeben ist.

Die Show muss stimmen, Foto: Sutton
Die Show muss stimmen, Foto: Sutton

Auf der anderen Seite steht aber wieder der Showfaktor, der vor allem auch Ecclestone wichtig ist. Immerhin muss er sein Produkt gut verkaufen können und trotz der Beteuerungen aller Motorenhersteller, dass die kommenden V6-Motoren gut klingen werden, gibt es diesbezüglich noch Zweifel. Das sah auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner so, wobei der eigentliche Knackpunkt aktuell die Diskussion darüber ist, wann die neuen Triebwerke zum Einsatz kommen sollen. Die FIA und die Hersteller wollen den V6-Turbo 2014 bringen, viele kleinere Teams möchten das aber etwas verzögern.

Keine WM mehr?

Eine weitere Debatte dreht sich darum, dass Ecclestone es sich gut vorstellen kann, dass die etablierten Teams wie Ferrari, McLaren, Mercedes, Red Bull, Lotus oder Williams Kundenautos an kleinere Rennställe verkaufen könnten. Nach Meinung vieler würde das die Formel 1 aushöhlen, da die Kunden dann immer nur versuchen würden, ihre Finger an das Auto des besten Herstellers zu bekommen, während sie selbst gar nichts mehr konstruieren. Zudem besteht das Risiko, dass bei einer Anwendung von Briatores GP1-Reglement der Name Formel 1 und die Bezeichnung Weltmeisterschaft verloren gehen können.

Angesichts des geplanten Börsengangs in Singapur wäre ein derartiger Verlust an Markenwert aber wohl nur schwer aufzufangen. Deswegen sind die meisten Teams auch der Meinung, dass es nicht erstrebenswert wäre, die FIA in der Formel 1 zu verlieren, immerhin müssen die Rennställe Sponsoren für sich gewinnen, was sich schwieriger gestalten könnte, hätte die Königsklasse auf einmal einen anderen Namen. "Es wäre schlecht für unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir keinen unabhängigen Regulator hätten", fügte Otmar Szafnauer von Force India noch an. Horner sah das etwas anders: "Man könnte die Regeln durch ein Komitee schreiben lassen, bei dem jeder beteiligt ist und das der FIA zeigen, damit sie sicherstellt, dass es funktioniert - so wie in der GP2."