Mit dem Sieg von Williams-Pilot Pastor Maldonado gab es beim Großen Preis von Spanien im fünften Rennen den fünften Sieger. Die große Frage vor dem Grand Prix von Monaco ist nun, ob der britische Traditionsrennstall es besser macht als seine Vorgänger - McLaren, Ferrari, Mercedes und Red Bull - und als erster Rennstall in dieser Saison seinen zweiten Sieg einfährt. Mut machen sollte die Pace von Barcelona, die sowohl in der Quali als auch im Rennen erstklassig war. Genauso gut ist es aber möglich, dass eines der Top-Teams in Monte Carlo in die Erfolgsspur zurückfindet. Oder geht das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel an der Spitze weiter - und es gibt den nächsten Sieger?

Da Überholvorgänge auf dem engmaschigen Kurs im monegassischen Fürstentum Seltenheitswert haben, ist ein starkes Qualifying Grundvoraussetzung, um für die Spitzenplätze in Frage zu kommen. Demnach gehört McLaren-Pilot Lewis Hamilton zu den ganz heißen Anwärtern auf den Platz ganz oben auf dem Podest. Der 27-Jährige war 2012 über eine schnelle Runde kaum zu schlagen. Dreimal beendete er die Zeitenjagd als Schnellster, in Shanghai und Bahrain musste er jeweils nur Nico Rosberg und Sebastian Vettel den Vortritt lassen.

Doch die fast perfekte Qualifying-Bilanz des WM-Dritten wurde in Barcelona durch McLarens Tank-Debakel, aufgrund dessen Hamilton auf den letzten Startplatz zurückversetzt wurde, nachhaltig getrübt. Und auch in China musste er wegen eines Getriebewechsels fünf Plätze weiter hinten starten. Hinzu kommen einige Patzer an der McLaren-Box, die Hamilton, genauso wie Teamkollege Jenson Button, bereits einige wertvolle WM-Punkte gekostet haben. "Wir müssen konzentrierter arbeiten", forderte Teamchef Martin Whitmarsh im Vorfeld des Glamour-Grand-Prix. "Das ist keine Magie. Es geht darum, unseren Job richtig zu machen."

Ross Brawn ist in Monaco wieder mit von der Partie, Foto: Mercedes AMG
Ross Brawn ist in Monaco wieder mit von der Partie, Foto: Mercedes AMG

Der fünfmalige Monaco Sieger Michael Schumacher würde die Probleme von McLaren wahrscheinlich als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen. Der 43-jährige Mercedes-Star fuhr in den bisherigen fünf Rennen gerade einmal zwei WM-Punkte ein. Die dürftige Ausbeute ist aber anders als in den Vorjahren keinesfalls auf ein nicht konkurrenzfähiges Auto zurückzuführen, wie Shanghai-Sieger Rosberg bewies, der nach zwei Nullrunden zum Auftakt regelmäßig in die Punkte fuhr. Ob Mercedes beim prestigeträchtigen Monaco-Grand-Prix für den Sieg in Frage kommt, ist allerdings fraglich. Nach den starken Qualifyings zu Saisonbeginn gehörten Schumacher und Rosberg in Bahrain und Barcelona nicht zu den Schnellsten.

Immerhin ist Teamchef Ross Brawn nach seinem krankheitsbedingten Fehlen in Barcelona wieder mit von der Partie. Zu einer Prognose ließ sich das "Superhirn" aber nicht hinreißen. "Ich erwarte das Unerwartete", meinte der Brite mit Blick auf das zu erwartende Reifen-Roulette. "So viel habe ich aus den ersten fünf Rennen dieses Jahres schon gelernt". Für Mercedes käme es darauf an, den Fahrern optimale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen zu schaffen. "Wir müssen dieses Wochenende zwei Ziele haben: Unsere neuen Teile richtig nutzen und den schmalen Grat erreichen, auf dem unser Auto mit den Reifen auf dieser ungewöhnlichen Strecke funktioniert", erläuterte Brawn.

Der generalüberholte Ferrari funktionierte in Barcelona schon nahezu perfekt. Wäre Fernando Alonso nicht von dem überrundeten Charles Pic aufgehalten worden, hätte er Maldonado wahrscheinlich noch einen heißen Kampf geliefert. Der Spanier wird es verschmerzen könnnen - dass er die WM-Wertung nach fünf Rennen zusammen mit Weltmeister Vettel mit 61 Punkten anführt, hätte er sich wahrscheinlich nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt. Die zwei Zähler, die Teamkollege Felipe Massa 2012 im gleichen Auto einfahren konnte, sind ein weiterer Beleg für die außergewöhnliche Klasse Alonsos.

Anders als beim Piloten steht hinter der Leistungsfähigkeit des F2012 allerdings noch ein Fragezeichen. Erst auf dem Circuit de Monaco wird sich zeigen, ob Alonsos Quali-Speed von Barcelona Substanz hatte oder nur ein Strohfeuer war. Ein guter Startplatz, dass bekannte auch Technik-Direktor Pat Fry, sei in Monaco das erste Kriterium für ein gutes Ergebnis. "Wenn man sich die üblichen Faktoren wie Reifenabbau ansieht, muss man darauf aufpassen, die Fahrer aus dem Verkehr rauszuhalten, damit sie freie Fahrt haben. Der Start an der Spitze des Feldes macht alles etwas einfacher."

Kann Vettel den Monaco-Sieg von 2011 wiederholen?, Foto: Sutton
Kann Vettel den Monaco-Sieg von 2011 wiederholen?, Foto: Sutton

Das Top-Team der letzten beiden Jahre, Red Bull, fand sich in dieser Saison wahrscheinlich viel seltener an der Spitze wieder, als sich Christian Horner und Co. gewünscht hätten. Vor allem in der Quali gehörte das Weltmeister-Team außer in Bahrain nicht zu den Besten. Teamchef Horner stellte bereits klar, dass es wegen der unberechenbaren Reifenproblematik mehr um konstant gute Ergebnisse als um Rennsiege ginge.

Hat sich Red Bull in Gedanken schon von einem Triumph in Monaco verabschiedet? Vorjahressieger Vettel war nach Platz sechs in Barcelona zumindest skeptisch, ob sich der Erfolg von 2011 wiederholen lässt. "Vielleicht erleben wir ja wieder eine Überraschung, zum Beispiel mit einem Marussia und Timo Glock auf der Pole", witzelte der 24-Jährige.

Schwarz-goldene Gefahr

Glocks fahrerisches Talent in allen Ehren, aber dass sich Marussia in Monte Carlo den ersten Startplatz sichert, ist eher unwahrscheinlich. Realistischer ist dagegen, dass ein Lotus in die erste Startreihe fährt. Die schwarz-goldenen Renner gehörten bisher zu den konstantesten Autos der Königsklasse, Kimi Räikkönen und Romain Grosjean waren sowohl im Qualifying als auch im Rennen zumeist vorne mit dabei.

Ex-Weltmeister Räikkönen, inzwischen auf Platz vier der WM-Wertung vorgerückt, ist davon überzeugt, dass sein E20 auch in Monaco zu den Top-Autos gehört. "Wir können sagen, dass wir bisher auf allen Strecken schnell waren, wir hoffen, dass er auch in Monaco schnell sein wird", sagte der Finne. Und noch etwas spricht für Lotus: Sollte sich die Serie der wechselnden Sieger fortsetzen, wäre der Rennstall von Eric Boullier als das einzige Top-Team ohne Erfolg erster Sieganwärter.