Mercedes-Teamgeschäftsführer Nick Fry hatte in den britischen Medien zuletzt erstmals über einen Abgang Michael Schumachers zu Saisonende spekuliert. "Wenn wir am Ende des Jahres angekommen sind und es so weiter gegangen ist, wie in den bisherigen Rennen, wird er sich diese Frage möglicherweise stellen", hatte Fry in Bezug auf einen möglichen Rücktritt des Rekordweltmeisters am Saisonende gemeint. Der Vertrag des Deutschen bei den Silberpfeilen läuft Ende 2012 aus - noch sei aber genügend Zeit und eine Entscheidung stehe mit Sicherheit nicht unmittelbar bevor. Das bestätigte nun auch Teamchef Ross Brawn.

Der Brite erklärte: "Wenn die Zeit dafür gekommen ist, dann setzen wir uns zusammen und sprechen über Michaels Zukunft." Dabei erwartete Brawn klare Fronten. "Es wird dann sehr schnell klar, in welche Richtung wir gehen werden", meinte der Teamchef. Dass Schumacher auf Grund der jüngsten Leistungen in der breiten Öffentlichkeit zusehends an Reputation verlieren würde, wollte er ins rechte Licht gerückt wissen. "Es wurde viel gesprochen und geschrieben nach seinem Unfall in Spanien, aber wir sollten nicht vergessen, dass wir - das Team - ihn in drei der fünf Rennen im Stich gelassen haben", stellte Brawn sich hinter seinen Schützling. Man habe bisher nicht den bestmöglichen Job abliefert.

Das Unerwartete erwarten

Nach seiner krankheitsbedingten Absenz in Barcelona in Monaco wieder mit dabei: Ross Brawn, Foto: Sutton
Nach seiner krankheitsbedingten Absenz in Barcelona in Monaco wieder mit dabei: Ross Brawn, Foto: Sutton

"Wir müssen das besser machen", schob der Brite den Druck aufs Team und versicherte: "Ich habe Michaels wahre fahrerischen Qualitäten in den ersten Rennen gesehen. Deshalb glaube ich, dass wir ihn in diesem Jahr noch auf dem Podium sehen werden." In Zeiten unvorhersehbarer Rennen und Überraschungssieger sei in der Formel 1 viel möglich. Bereits in Monaco bietet sich den Silberpfeile so die nächste Chance auf einen Triumph - nach Nico Rosbergs erstem Karrieresieg in China, wäre es der zweite Erfolg 2012.

"Ich erwarte das Unerwartete. So viel habe ich aus den ersten fünf Rennen dieses Jahres schon gelernt", meinte Brawn gegenüber Bild, den Blick auf das anstehende Rennen in Monaco gerichtet. Die Marschrichtung, die man nun einzuschlagen habe, sei klar: "Wir müssen dieses Wochenende zwei Ziele haben: Unsere neuen Teile richtig nutzen und den schmalen Grat erreichen, auf dem unser Auto mit den Reifen auf dieser ungewöhnlichen Strecke funktioniert", so der Teamchef.

Dass er zuletzt in Barcelona persönlich nicht mit von der Partie war, habe gesundheitliche Gründe gehabt, so Brawn vor seiner Rückkehr ins Fahrerlager. "Ich habe mich am Dienstag vor dem Rennen in Barcelona unwohl gefühlt, bin zu meinem Arzt gegangen und blieb dann für einige Untersuchungen eine Nacht im Krankenhaus", klärte der Brite auf. Sein Verzicht auf eine Reise nach Spanien sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. "Als ich nach Hause kam, habe ich auf Anraten meiner Ärzte entschieden, dass ich mir ein Wochenende gönnen sollte. So konnte ich sichergehen, dass ich fit für Monaco bin."