Alex, ein großer Sieg für Pastor Maldonado und das Williams-Team, aber dann doch ein Schock mit dem Feuer in der Box...
Alex Wurz: Wir waren in der Box, haben Fotos gemacht - die Ingenieure mit Frank Williams. Natürlich waren alle sehr euphorisch nach diesem grandiosen Sieg. Dann hörten wir das Brutzeln und sahen am Boden eine kleine Flamme. Da dachten wir noch, es mit einem Handtuch erdrücken zu können. Doch das Feuer breitete sich aus und ist auf den Plastikwänden dann extrem schnell vorangeschritten. Dann flüchteten alle aus der Box, Gott sei Dank konnten die Ingenieure Frank im Rollstuhl herausziehen. Danach war kurz Ruhe, doch das Feuer griff bald auf die Nachbarbox über und dann brach dort Panik aus. Bei Caterham wussten sie zudem nicht, ob wir so laut schreien, weil gerade der Sieger gekommen ist oder ob es ein Notfall war. Sie mussten dann auch schnell reagieren und alle brennbaren Gegenstände sowie Öl und Sprit aus der Box herausbringen. Dabei gab es ein paar Schürf- und Schnittwunden sowie leichte Verbrennungen. Es war eine sehr, sehr ernste Situation.

Die Siegesfeier wurde abrupt unterbrochen, Foto: Sutton
Die Siegesfeier wurde abrupt unterbrochen, Foto: Sutton

Selbst wenn alle glimpflich davon gekommen sind, dürfte der Sachschaden ziemlich groß sein.
Alex Wurz: Ich glaube, der Sachschaden ist sehr groß und ich weiß auch nicht, wie es versicherungstechnisch aussieht. Im Augenblick ist es aber erst einmal das Wichtigste, dass den Menschen nichts Ernstes passiert ist. Der Platz ist in der Box sehr eng, das hätte schnell gefährlich werden können. Ich stand hier und das Feuer breitete sich blitzschnell aus. Das war brutal. Du musstest richtig laufen, um aus dem Rauch herauszukommen.

Zurück zum Erfreulichen. Hättest du mit dem Sieg von Maldonado gerechnet?
Alex Wurz: Bis am Samstag auf keinen Fall. Wir hatten zwar eine positive Erwartungshaltung, aber mehr als Platz sechs hatten wir uns nicht ausgerechnet. Im Zeittraining haben wir dann aber erkannt, dass die Kombination aus Pastor, Auto und Reifen super funktionierte. Die Pole war sensationell und dann kam das Rennen.

Und das Rennen hat Pastor perfekt gemeistert...
Alex Wurz: Das Wichtigste war: er ist heute kein emotionales Rennen gefahren, sondern absolut rational. Er ist das Rennen genau so gefahren, wie wir es vorher mit den Ingenieuren besprochen hatten - volle Konzentration auf sich selbst gegen die Stoppuhr. Egal wo die anderen Fahrer waren, er musste nur so fahren, wie es seine Reifen verlangten. Das hat er perfekt gemacht. Beim zweiten Boxenstopp bekam er eine Tonne Extradruck auf die Schulter, weil das Team ihn sehr aggressiv früher reinholte. Dann stand das Team mit runtergelassenen Hosen da und war eigentlich Ferrari ausgeliefert. Deswegen musste Pastor extra Gas geben, um vor Fernando Alonso zu bleiben. Dabei musste er jedoch aufpassen, dass sein Reifen am Ende nicht abfiel. Das war die Sensationsleistung - die ist ihm nur gelungen, weil er im Kopf rational war und nicht emotional nur Vollgas gefahren ist.

Maldonados Sieg kam völlig unerwartet, Foto: Sutton
Maldonados Sieg kam völlig unerwartet, Foto: Sutton

Wie groß ist dein Anteil daran?
Alex Wurz: Das weiß ich nicht, es ist sein Sieg. Egal ob ich es ihm gesagt habe, ob er selbst drauf gekommen ist oder ob es die Ingenieure waren - er hat es umgesetzt. Das ist das Wichtige.

Aus deutscher Sicht hat Sebastian Vettel immerhin ein paar schöne Überholmanöver gezeigt. Mehr war nicht drin, warum?
Alex Wurz: Weil Red Bull momentan genau da steht. Das ist verrückt: nach fünf Rennen haben fünf verschiedene Teams gewonnen und es gab sechs Sieger - fünf Fahrer sowie die Formel 1. Es ist so spannend und konfus, dass niemand weiß, was beim nächsten Grand Prix passieren wird.

Wie beurteilst du den Unfall zwischen Michael Schumacher und Bruno Senna?
Alex Wurz: Beide haben sich gegenseitig etwas irritiert. Schumacher kommt mit einem extremen Überschuss an, bleibt aber lange im Windschatten von Senna. Er hat sich lange überlegt, wo er hinfahren soll - Bruno hat sich auch leicht bewegt und dann haben sie sich gegenseitig verwirrt. Schumacher ist dann hinten aufgefahren, weil er sich sehr spät überlegt hat, die Seite zu wechseln und vielleicht auch nicht damit rechnete, dass Bruno mit den abbauenden Reifen so früh bremsen musste. Unterm Strich war es ein Unfall, der für beide blöd ist und für beide das Rennen beendet hat. Hinterher ist man dann immer sehr emotional. Aber so lange das Adrenalin noch drin ist, kann man keinem böse sein. Warten wir ab, was er in zwei, drei Tagen sagen wird.