"Es ist eine Wahnsinnsstrecke, wirklich sehr, sehr cool. Es ist unglaublich schnell, es gibt Bergauf-Schikanen, schnelle Ecken... Es macht viel Spaß da draußen. Es ist auch super zum Testen, man kann sich gut auf Barcelona vorbereiten, weil es viele schnelle Ecken gibt. Das ist momentan nicht gerade unsere Stärke, deswegen kommt das genau richtig." Der Dienstagmorgen in Mugello war anscheinend ganz nach dem Geschmack von Nico Rosberg verlaufen, auch wenn er einräumen musste, dass Mugello für langsame Kurven und das Bremsen kein so guter Testboden ist. Begonnen hatte der Tag bei feuchter Strecke und es trocknete erst nach und nach ab.

Die Schwerpunkte

Doch das gab Mercedes Gelegenheit, an einer wichtigen Baustelle zu arbeiten. "Heute Morgen haben wir mit den Intermediates einiges gelernt, denn damit waren wir in Malaysia nicht so gut unterwegs. Heute Morgen ging es schon besser. Danach war ich mit den ganzen anderen Sachen auch recht zufrieden, auch wenn die Strecke jetzt erst am Ende trocken wurde und ich im Trockenen nicht so viele Runden gefahren bin", erklärte er in der Mittagspause. Die Schwerpunkte liegen bei Mercedes vorrangig auf dem Rennspeed, denn in Bahrain offenbarten sich dabei doch wieder einige Mankos. "Dann war es auch ein Schwerpunkt, die neuen Teile, Entwicklungen und weiteres zu probieren", sagte er.

Vorteil bei den aktuellen Testfahrten ist im Vergleich zu den Wintertests, die Stärke der Autos ist einigermaßen klar. Dadurch lassen sich bessere Vergleiche anstellen, auch wenn es nass ist. "Im Trockenen ist es das Gleiche. Das ist der einzige Unterschied." Immerhin lassen sich so die Ergebnisse in Relation zur Konkurrenz besser messen, wobei der Unterschied in den Arbeitsprogrammen natürlich bleibt. Und diese Programme sind wohl überall sehr voll. "Es ist ein Riesenprogramm, weil es der letzte Test ist. Es ist megaviel, meisten schafft man es bis zum Ende auch nicht", sagte Rosberg.

Rutschen vorne und hinten

Ob zum Programm auch das in Gerüchtekreisen kursierende Karbongetriebe gehörte, wollte er nicht kommentieren. Lieber sprach er über die Reifen, die auch in Mugello weiter ein Thema sind. Dort schien sich auch nicht viel geändert zu haben. In einem Rennstint bauten sie schnell ab und es war Vorsicht geboten, weil sie auf der Vorder- und Hinterachse ständig mehr rutschten. Rosberg erklärte die Auswirkungen davon. "Bei der Vorderachse ist es so, man fährt in die Kurve rein, aber das Auto lenkt nicht, es fährt immer noch geradeaus. Das wird immer mehr, immer mehr, immer mehr und man muss immer langsamer fahren. Bei der Hinterachse verhält es sich so, man lenkt und das Heck springt auf einmal raus, obwohl man gar nicht so viel gelenkt hat. Und es rutscht auch hinten immer mehr und immer mehr und aus der Kurve raus wird es immer schwieriger."

Es galt, einiges auszuprobieren, Foto: Sutton
Es galt, einiges auszuprobieren, Foto: Sutton

Dennoch wollte er sich der Reifenkritik seines Teamkollegen Michael Schumacher nicht anschließen, der sich in Bahrain über die schnell abbauenden Gummis in recht klaren Worten beschwert hatte. Rosberg meinte, er fühle sich wohl mit den Reifen, da sie eine tolle und neue Herausforderung sind. "Es geht ums Reifen-Management, man muss vorsichtig damit umgehen und sie durch das Rennen tragen. Das heißt, dass man zum Beispiel am Anfang langsamer fährt, damit man am Ende mehr Reifen übrig hat und attackieren kann. Das finde ich sehr interessant und das macht die Rennen interessant", erklärte der Mercedes-Pilot.

Dass er besser mit den Reifen klarkommt als Schumacher, wollte er damit aber nicht behaupten. "Die Umstände sind in den letzten Wochen und Monaten nicht in seine Richtung gelaufen. Insgesamt fährt er auf einem sehr hohen Level im Moment und ich würde nicht sagen, dass ich besser zurechtkomme als er."

Es mischt sich durch

Weil die Reifenfrage so kritisch ist, war es für Rosberg auch völlig offen, wie es beim Rennen in Barcelona weitergehen wird. "Von einem Rennen zum nächsten mischt sich alles durch. Sicher haben wir ein gutes Auto. Wir können durchaus ein gutes Ergebnis holen, aber wie gut, das weiß ich nicht." Als absoluten Gradmesser für die restliche Saison erachtete er Barcelona aber nicht, genauso wenig sah er den Mugello-Test als entscheidenden Punkt in diesem Jahr an. "Nein, es ist ein wichtiger Punkt. Aber das Rennen in Barcelona ist nicht der wichtigste Punkt. Es sind noch viele Rennen und wir haben immer Entwicklungen. Es ist nicht so, dass in Barcelona alle die Riesen-Upgrades bringen und man weiß dann, so steht es für den Rest der Saison."

Für die Gewinner im Entwicklungswettlauf bis Barcelona wäre das wohl angenehm, doch die vergangenen Jahre haben oft genug gezeigt, dass sich nach dem Spanien Grand Prix noch einiges in der Hackordnung bewegen kann. Denn die Teams arbeiten mit Ausnahme der Sommerpause durchgehend. "Wir haben für jedes Rennen etwas, also auch für Barcelona. Es ist ein fortlaufender Prozess und einer der Bereiche, in dem wir dieses Jahr stark sein wollen und können: die Entwicklung während der Saison." Bleibt nur die Frage, wann dieser Prozess den nächsten Sieg bringt. Aber das konnte auch Rosberg nicht genau sagen: "Der nächste Sieg? Das weiß ich nicht. Er kommt hoffentlich bald. Wir sind auf dem richtigen Weg, wir steigern und stetig. In Bahrain waren wir bei schwierigen Bedingungen Fünfter. Es sieht gut aus. Ich denke, in naher Zukunft wird der Sieg da sein."