Bei Ferrari ist man der Ansicht, dass es nicht mehr möglich ist, die Boxenstopps noch schneller abzuarbeiten als es mittlerweile geschieht. Die Scuderia hat sich bei den bisherigen Saisonrennen als der Meister der Stopps hervorgetan, nachdem sich das Team über den Winter bewusst auf eine Verbesserung dieses Bereichs konzentriert hat. In Australien und China lieferte Ferrari die schnellsten Stopps des ganzen Feldes ab, Grund dafür war eine Änderung der Felgen, der Radmuttern und der Abläufe. Viel schnellere Zeiten als die in Shanghai notierten 2,6 Sekunden hält Diego Ioverno, der Leiter für die Streckenoperationen bei Ferrari, aber unter Rennbedingungen nicht für möglich.

"Im Training, also in einem etwas entspannteren Umfeld im Vergleich zu einem Rennen, haben wir geschafft, bis auf 2,2 Sekunden bis zum grünen Licht runterzukommen. Im vorigen Rennen hatten wir unseren besten Boxenstopp bei 2,6 Sekunden bis zum Grünlicht. Ehrlich gesagt ist es schwer vorstellbar, dass wir im Rennen auf 2,2 Sekunden kommen, wenn ein Auto mit 100 km/h ankommt und es noch die Variable gibt, wo der Fahrer das Auto zum stehen bringt", erklärte Ioverno. Ein paar kleine Verbesserungen hat Ferrari noch angedacht, doch auch damit hält er im Rennbetrieb nicht mehr als 2,4 oder 2,5 Sekunden für möglich.

Überraschungen vermeiden

Wichtiger ist es aus seiner Sicht aber ohnehin, dass ein guter Mittelwert erreicht wird, da den Strategen dadurch ein einigermaßen sicherer Zeitrahmen zur Verfügung steht, um zu planen. "Wir müssen Überraschungen vermeiden und dadurch das Risiko ausschließen, dass wir nach einem Stopp hinter den Verkehr zurückfallen", sagte Ioverno. Basis der verbesserten Boxenstopp-Zeiten war bei Ferrari eine Idee von Mercedes, wo die Radmuttern in die Felge eingelassen sind. Außerdem wurden die Schlagschrauber und die Muttern angepasst, die nun nur noch drei Umdrehungen zurücklegen müssen, um voll angezogen zu sein - Standard sind sechs.

"Genau gesagt: wir haben mit unseren Lieferanten an den Schlagschraubern gearbeitet und sie kraftvoller gemacht. Dabei haben wir versucht, jene Limitierungen zu kompensieren, die vom Verband kamen [Helium wurde verboten]. Wir haben am Layout des Autos gearbeitet, indem wir recht strategische und andere, aber riskante Entscheidungen trafen", erklärte der Ingenieur. Die Käfigmutter ist dadurch in die Felge integriert und es wurde das Gewinde verändert, damit die niedrigere Umdrehungszahl erreicht wird. "Wir haben wichtige Elektronikarbeiten am Lichtsystem vorgenommen: Ferrari war das erste Team mit einem Ampelsystem und ich denke, wir sind heute wieder führend bei diesem System, nachdem wir Lichter auf den Wagenhebern angebracht haben."

Rolle des Fahrers ebenfalls wichtig

Dadurch muss der Mechaniker am Wagenheber nicht mehr auf die Hände der Leute mit den Schlagschraubern schauen, sondern wartet auf ein Licht, das auf dem Gestell seines Wagenhebers aufleuchtet, wenn die Mechaniker an den Reifen fertig sind. "All diese Dinge erlauben es uns, die großen verbliebenen Probleme zu minimieren: die Reaktionszeit und die Vorsichtsmaßnahmen, um Fehler zu vermeiden. Ich spreche jetzt aber nur über die Zeit des Teams, wenn das Auto unter kontrollierten Bedingungen stillsteht. Zusätzlich arbeiten wir viel mit den Fahrern, um sie über die Auswirkungen der Stopp-Position und -Methode auf das Vertrauen des Teams aufzuklären - und wie wichtig es ist, wie sie zum Stopp kommen: beim Bremsen, der Position und beim Losfahren."