Red-Bull-Teamchef Christian Horner, McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, Lotus-Teamchef Eric Boullier, Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, Lotus-Teamchef Eric Boullier und Force-India-Teamchef Robert Fernley schienen ganz genau zu wissen, was auf sie wartet, als sie am Freitag in Bahrain zur offiziellen FIA-Pressekonferenz erschienen. Eine Frage nach der anderen richtete sich auf die Anwesenheit der Formel 1 in Bahrain. Und eine Antwort nach der anderen versuchte dabei, möglichst alles Politische oder Kritische von den Teams wegzudrängen.

Immer wohl gefühlt

So wollten sich alle einigermaßen sicher fühlen, sogar Fernley, aus dessen Team vier Mitglieder in einen Zusammenstoß zwischen Polizei und Demonstranten geraten waren, wobei ein Molotow-Cocktail nahe des Autos explodierte, mit dem sie unterwegs waren. Zwei Mitarbeiter flogen daraufhin nach Hause und um ja noch vor der Dunkelheit ins Hotel zu kommen, verzichtete das Team am Freitag aufs zweite Training. Whitmarsh erkannte an, dass es schwierige Zeiten in Bahrain gegeben hat, aus Sicht seines Teams habe man sich aber immer wohl gefühlt.

"Wir sind als internationaler Sport auf der ganzen Welt unterwegs und wir haben bei einigen Rennen Sicherheits-Bedenken und Probleme. Wir nehmen das sehr ernst und sind vorsichtig. Wir versuchen, die richtigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, letztendlich sind wir aber ein Rennteam. Wir sind zum Rennfahren da, das ist unsere oberste Priorität", sagte Whitmarsh.

Zum Rennfahren da

Dem stimmten Haug und auch Horner zu. Der Red-Bull-Teamchef betonte, dass die Formel 1 letztendlich ein Sport ist und es falsch wäre, sie politisch zu nutzen. "Wir sind hier, um Rennen zu fahren, wir vertrauen der FIA und den Entscheidungen, die sie getroffen hat. Für uns geht es darum, als Sport-Team in einer Sport-Weltmeisterschaft das Maximum aus dem Wochenende zu holen."

Die Teamchefs versuchten kritische Töne zu umschiffen, Foto: Sutton
Die Teamchefs versuchten kritische Töne zu umschiffen, Foto: Sutton

Boullier sah es nicht anders und Domenicali fügte noch an, dass sein Team alle Garantien von den Organisatoren, dem Weltverband und der Botschaft erhalten hat. "Wir scheinen nicht das Ziel von Demonstranten zu sein. Wir sind für den Rennsport da, für das Rennen der F1 Weltmeisterschaft und wollen daraus das Beste machen. Aus politischer Sicht kann ich nur sagen, dass viele Dinge passieren und wir hoffen, dass der Dialog, der in den verschiedenen Bereichen begonnen hat, in kurzer Zeit für alle das Beste bringt", sagte Domenicali.

Was im Kalender ist, wird auch besucht

Dass die Formel 1 vielleicht noch ein weiteres Jahr mit dem Bahrain-Besuch hätte warten können, wollte Whitmarsh nicht als Möglichkeit sehen. "Der Kalender steht seit einiger Zeit fest. Wir sind die Teilnehmer, das Rennen gehört zum Kalender, wir sind zum Rennfahren da. Ende", betonte er. Er und Horner berichteten sogar, dass sie bislang eher große Unterstützung für die Formel 1 im Land bemerkt hätten. Eine heikle Frage blieb aber noch: hätten die Teams Einfluss auf den Kalender nehmen und selbst dafür sorgen können, dass Bahrain nicht im Kalender auftaucht - sind sie also quasi mitverantwortlich?

Denn es ist so, dass die Teams bei einem Kalender mit über 17 Rennen mitreden können, Whitmarsh musste aber klarstellen, dass sie deswegen nicht über jedes einzelne Rennen mitbestimmen. "Der Rechteinhaber muss die Rennen in den Kalender bekommen und wir werden da nicht zu jedem Rennen einzeln befragt." Boullier hatte dazu noch zu erklären: "Wir können mit dem Verband und den Promotern über Anpassungen im Kalender sprechen, nicht den Ort, aber aus logistischen Gründen haben wir manchmal Input", sagte er. Ob ein Rennen aus dem Kalender fallen soll, haben die Teams aber nicht zu entscheiden.

Unverständliche Diskussion

"Der Rechteinhaber und die FIA beschließen den Kalender gemeinsam. Ich denke, ihr wisst das und wir tun das ebenfalls, ich weiß also nicht, warum wir diese Diskussion haben", klagte Whitmarsh. Als er noch darauf angesprochen wurde, dass der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten schon Jahrtausende andauert und dann danach gefragt wurde, wie er sich fühlt, als politisches Werkzeug in diesem Streit ausgenutzt zu werden, war es Whitmarsh dann kurz zu viel.

"Hören Sie zu, ich sage Ihnen, wir sind am Beginn einer fantastischen Weltmeisterschaft. Es gab drei tolle Rennen und es liegt eine tolle WM vor uns. Wir hatten drei verschiedene Sieger, es war ein fantastischer Start in die Saison und ich denke, wir können hier am Sonntag ein fantastisches Rennen haben. Ich glaube nicht, dass die Geschehnisse der letzten Jahrtausende oder die Politik rund um die Welt etwas sind, wozu wir hier einen Kommentar abgeben können", gab er zurück.

Einen Prozess in Gang setzen

Allerdings besteht die Gefahr, dass der Rennsport doch irrelevant wird, wenn etwas Ernstes passieren sollte. Domenicali fand es allerdings nicht gut, wenn Gedanken darüber angestellt werden, was alles Schlimmes passieren könnte, damit das Rennen vielleicht doch noch ausfällt. "Wir als Team möchten so etwas nicht passieren sehen, das ist unsere Herangehensweise. Ich glaube auch nicht, dass es für uns korrekt ist, in eine politische Diskussion darüber einzusteigen, was hier passiert. Natürlich müssen wir schauen, dass in diesem Land hoffentlich bald ein Prozess in Gang kommt und darauf hofft im Moment jeder", meinte der Ferrari-Teamchef.