"Es ging am Ende nur ums Reifenschonen und das funktionierte gut." - Nico Rosberg. Schauen wir uns diesen Satz des China-Siegers einmal genauer an. Wenn es in Shanghai zum Schluss nur noch darum ging, die Reifen nicht kaputt zu machen, bedeutet das offenbar, dass alles andere nicht mehr wichtig war, oder? Sieht so die neue Formel 1 aus?, fragten sich nach dem China GP nicht wenige Beobachter. Geht es wirklich nur noch um die richtige Reifen-Strategie, wer wann in die Box abbiegt und welche Schlappen er aufzieht?

"Wir bekamen die Reifen in den Griff, die anderen nicht. Das wird in diesem Jahr charakteristisch sein." - Ross Brawn. Sieht so das Erfolgsrezept für einen Sieg in einem Formel-1-Rennen aus? Pirelli setzte sich beim seinem Amtsantritt in der vergangenen Saison die Messlatte, die F1 spannender zu machen. Überholmanöver en masse sorgten zunächst für große Euphorie bei den meisten Beteiligten und Beobachtern, doch inzwischen scheint diese etwas abgeebbt.

Stattdessen fragt man sich, ob die Reifen wirklich der entscheidende Faktor in der Formel 1 sein dürfen. Die Frage klingt plausibel - jedoch zu oberflächlich betrachtet, wie ich meine. Es sind nicht die Reifen, die Rennen entscheiden. Es ist das Gesamtpaket. Die Teams wissen, dass die Pirellis wesentlich stärker abbauen als ihre Vorgänger. Dementsprechend werden die Autos konstruiert und ebenso passen die Piloten ihren Fahrstil an die Gegebenheiten an. Die Reifen machen nur den Unterschied aus, wenn ein Auto falsch gebaut wurde oder der Fahrer nicht in der Lage ist, entsprechend vorsichtig mit den sensiblen Reifen umzugehen.

Die Reifen bleiben auf der Strecke..., Foto: Sutton
Die Reifen bleiben auf der Strecke..., Foto: Sutton

Schöne Beispiele sind etwa Lewis Hamilton, der in der vergangenen Saison oft viel zu aggressiv mit den Pirellis zu Werke ging, während Kollege Jenson Button dank kluger Fahrweise verdient Vize-Weltmeister wurde. Denken wir auch an Kimi Räikkönen, der beim vergangenen GP in China zum Schluss durchgereicht wurde, weil Lotus ihn viel zu lange draußen ließ. Ist das jetzt die Schuld der vermeintlich dominierenden Reifen oder die des Teams, des Autos beziehungsweise des Fahrers...

Halten wir also fest: die Formel 1 wird nicht von den Reifen bestimmt. Die Formel 1 bestimmt, wie die Reifen funktionieren. Den Vorwurf, dass aufgrund der fragilen Pneus das richtige Racing in den Hintergrund rücke, kann man so nicht stehen lassen. Zum Erfolg gehört so viel mehr als nur das Überholen auf der Strecke - sieht zwar oft spektakulär aus, ist aber eben nur ein Bruchteil des großen Ganzen. Deshalb: vielen Dank an Pirelli von meiner Seite für das tolle Racing und das Ende der nervigen Prozessionen auf der Strecke.