Pro: Benzinverschwendung

von Falko Schoklitsch

Eigentlich ist es kein schöner Stil, auf jemanden einzutreten, der ohnehin schon am Boden liegt. Das Problem bei Felipe Massa ist, er sieht sich gar nicht auf dem Boden liegen. "Ich denke, was mein Rennen betrifft, war das ein Fortschritt im Vergleich zu den ersten beiden Rennen", sagte der Brasilianer nach Platz 13 in China. Massa-Fans mögen bitte nicht böse sein, aber wenn ein Ferrari-Pilot Platz 13 als Steigerung bezeichnet, dann kann etwas nicht stimmen.

Ja, auch Fernando Alonso kam über Rang neun nicht hinaus, aber der Spanier empfand sein Rennen nicht unbedingt als gut, so gesehen sollte ein Fahrer im gleichen Auto mit einer Steigerung doch vielleicht weiter vorne landen. Was Massa im Moment abliefert, ist einfach nicht Ferrari-würdig, im Prinzip muss man sogar die Frage stellen, ob es überhaupt Formel 1 würdig ist. Dementsprechend ist es auch kein Wunder, wenn einige schon meinen, seine Anwesenheit im Starterfeld wäre Benzinverschwendung.

Zugegeben, Massa hat in den vergangenen Jahren einiges durchgemacht, erst die knapp verlorene WM 2008, dann der schwere Unfall 2009 in Ungarn, dann Fernando Alonso als Teamkollege vor die Nase gesetzt bekommen und 2010 gleich einmal merken dürfen, wie es ist, wenn man am falschen Ende einer Teamorder steht. Das ist alles nicht leicht zu verkraften, doch die Formel 1 wartet auf niemanden und wenn ein Fahrer seine Leistung nicht mehr bringt, dann hat er dort auch nichts mehr verloren.

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte - Platz 17, Foto: Sutton
Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte - Platz 17, Foto: Sutton

Ferrari hat Massa lange genug die Treue gehalten, aktuell ist es aber einfach so, dass im Endeffekt nur ein Auto der Scuderia überhaupt irgendwie wettbewerbsfähig ist. Fernando Alonso mag ein Ausnahmekönner sein, der aus dem eher schlecht geratenen F2012 mehr rausholt als es sonst wer kann, doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass auf jeden Fall mehr möglich sein sollte, als Massa zeigen kann. Das sind die aktuellen Tatsachen, es liegt am Brasilianer, allen das Gegenteil zu beweisen. Sein Pech ist, dass Bahrain zwar seine Lieblingsstrecke ist, der diesjährige Ferrari aber nicht besonders gut dazu passen dürfte. Freuen wir uns also auf eine Rennsteigerung, die auf Platz 15 endet.

Contra: Das hat er nicht verdient

von Marion Rott

Felipe Massa ist momentan der Prügelknabe der Formel 1 und jede seiner - zugegeben nicht überragenden - Leistungen wird mit der Lupe untersucht. Dabei wird deutlich, dass der Brasilianer mit dem Ferrari 2012 noch keinen einzigen Punkt holte. Doch das liegt nicht ausschließlich an ihm. Denn der F2012, der die Offenbarung im Titelkampf werden sollte, hat sicherlich alle Erwartungen - zumindest die negativen - übertroffen.

Felipe Massa bekommt von allen Seiten Prügel, Foto: Sutton
Felipe Massa bekommt von allen Seiten Prügel, Foto: Sutton

Massa wollte ein Auto haben, das so nah wie möglich an seinem Boliden von 2008 ist. Stattdessen fehlen der Scuderia bis zu 1,5 Sekunden pro Runde auf die Spitze. Sicherlich könnte behauptet werden, dass aus diesem Auto mehr herauszuholen ist, aber wenn ein Fahrer ohnehin von allen Seiten nur Spott und Häme einstecken muss, steigert es nicht sein Vertrauen, wenn sein Arbeitsgerät weit von den gesteckten Zielen entfernt herumfährt.

Jetzt kommt natürlich von vielen Massa-Kritikern das Argument, dass Fernando Alonso nach zwei Rennen einen Sieg und sogar die kurzzeitige WM-Führung innehatte. Sicher, das wird auch niemand bestreiten, aber der Spanier selbst sagte, dass sein Triumph im Regen von Sepang mit einer gehörigen Portion Glück verbunden war. Außerdem ist es einfach eine Tatsache, dass Alonso einer der besten Fahrer im Feld ist. Er kann immer noch zwei oder drei Zehntel mehr aus seinem Boliden quetschen als der Rest. Daher würden sicher auch viele andere Piloten neben ihm im Ferrari nicht besonders glänzen.

Die Demonstration der Zweitrangigkeit: Hockenheim 2010 und der legendäre Satz: Felipe, Fernando is faster than you, Foto: Sutton
Die Demonstration der Zweitrangigkeit: Hockenheim 2010 und der legendäre Satz: Felipe, Fernando is faster than you, Foto: Sutton

Genau das weiß auch Ferrari. Und um ihren Star nicht zu verärgern, wird alles im Team auf die Belange des Spaniers ausgerichtet. Funksprüche, Massa solle Alonso überholen lassen, da die beiden auf unterschiedlichen Strategien unterwegs sind, wie es in Shanghai wieder der Fall war, untermauern dies. Sicher, eine gängige Praxis, doch erneut ein Schlag in den Nacken für einen bereits angezählten Piloten.

Nun könnte sich das Blatt aber wenden, denn der Grand Prix von Bahrain zählte schon immer zu den Paradestrecken des Brasilianers. Zwei Siege und ein zweiter Platz stehen bei seinen Teilnahmen für Ferrari zu Buche. Hier wäre der richtige Ort, um zu zeigen, was immer noch in ihm steckt und sich das Selbstvertrauen zu holen, das er so dringend braucht, um wieder vorne anzugreifen.