Das Gefühl den Rennstart von ganz vorne zu erleben, kennt Nico Rosberg bisher noch nicht. In weniger als 24 Stunden wird sich dieser Zustand geändert haben, denn nach einer Demonstration im Qualifying von Shanghai nimmt der Deutsche den Großen Preis von China am Sonntag von Startposition eins auf. "Ich habe es noch gar nicht so richtig begriffen", meinte der überraschte Pole-Setter nach dem Zeittraining. Der Erfolg am Samstag sei richtungweisend. "Für uns ist es auf jeden Fall ein Schritt, weil wir im Qualifying jetzt sehr stark sind - da ist der Silberpfeil mit Abstand das absolut schnellste Auto. Das ist doch schon mal was!", strahlte Rosberg.

Zu überschwänglich wollte der 26-Jährige jedoch nicht auf die Euphoriewelle aufspringen. "Wir sind im Rennen und mit viel Sprit aber noch nicht ganz so stark - das ist jedoch leider dort, wo es die Punkte zu holen gibt", bremste der Mercedes-Pilot die Erwartungshaltung. Man dürfe keine Wunder erwarten - immerhin habe das Team bis dato erst einen Punkt in der Saison 2012 geholt. "Es dauert ein bisschen, bis wir uns da voranarbeiten und die ganzen kleinen Probleme verstehen, die wir hatten." Mit Prognosen für den Rennausgang wollte sich der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg daher lieber zurückhalten.

Bange Minuten in der Boxengasse

"Ich bin überzeugt, dass ich einen guten Start und ein gutes Rennen haben werde - aber ob es reicht, um zu gewinnen, weiß ich jetzt noch nicht", stapelte der Wahl-Monegasse tief. Trotz aller Zurückhaltung - der Freude über den gelungenen Samstag tat das keinen Abbruch. "Heute ist es sehr gut aufgegangen, da war ich sehr glücklich", meinte Rosberg mit Blick auf seine schnelle Runde in Q3 und die bange Minuten danach. "Man kann ja nie wissen, was die Anderen so machen und ich wusste nicht, ob die es noch schaffen, die Zeit zu schlagen oder nicht. Ich war schon aus dem Auto raus, ging die Boxengasse hinunter und konnte nichts mehr machen. Das war ein komisches Gefühl", beschrieb der Tagesschnellste.

"Ich freue mich auch für das Team insgesamt, das ist ganz klar. Mit dem Silberpfeil auf der Pole-Position zu sein ist großartig. Aber viel wichtiger ist es, dass wir im Rennen ganz vorne sind", richtete Rosberg den Fokus gleich wieder nach vorne. "Ich freue ich mich jetzt einfach drauf, von ganz vorne zu starten, mit leerer Sicht voraus. Und dann Attacke!" In seiner siebten Saison in der Formel 1 endlich die Premieren-Pole eingefahren zu haben, sei etwas ganz Spezielles. "Ich weiß gar nicht wie viele es sind - 110 Rennen? Aber es ist großartig, ich bin sehr zufrieden. Für uns als Team bedeutet das Fortschritt und es ist schön das zu sehen", meinte Rosberg, der konzentriert bleiben wollte. "Ein bisschen Zeit zum Feiern ist schon, aber heute Abend geht es früh ins Bett - es gibt keine große Party", stellte der Deutsche mit einem Grinsen klar.