Gurke, Pfosten, Idiot: Die Vorwürfe von Sebastian Vettel gegen Narain Karthikeyan wogen schwer, nachdem der Doppelweltmeister mit dem HRT-Piloten beim Überrunden kollidierte. Der Inder wehrte sich, indem er seinerseits Vettel als "heulendes Baby" bezeichnete, vor kurzem aber ein Signal der Entspannung sendete.

Nun hat sich Vettels Teamchef Christian Horner zum Verhalten seines Piloten geäußert: "Dieser Kerl bekommt ein Mikrofon vor den Mund gehalten, kaum dass er einen vierten Platz verloren hat", sagte er gegenüber Sky Sports. "Es ist klar, dass er frustriert war und er musste diesen Frust raus lassen. Ich denke, dass jeder Fahrer in dieser Situation total genervt gewesen wäre."

"Ganz klar war er frustriert, denn er fuhr gut, holte auf Lewis [Hamilton] auf und wollte natürlich das Rennen auf eine positive Weise beenden", so der 38-jährige weiter. "Es lagen jede Menge Punkte auf dem Präsentierteller." Die Stewards hätten Narain für schuldig befunden und seien mit ihm entsprechend verfahren. Aber niemand könne Vettel dafür anklagen, frustriert zu sein. Bereits beim Debriefing eine halbe Stunde nach Rennende habe sich der Deutsche beruhigt.

Auch in der Verwirrung um die Funksprüche in der letzte Runde des Rennens gab der Engländer Auskunft. Vettel erhielt von seinem Renningenieur Guillaume Rocquelin zunächst das Kommendo, an die Box zu kommen und das Auto abzustellen, sollte dann doch draußen bleiben, und wurde schließlich harsch angewiesen, das Auto sofort abzustellen: "Auto anhalten, Notfall!" Trotzdem fuhr der Heppenheimer das Rennen zu Ende.

Ohne Bremse ins Ziel

Wegen der Funkprobleme musste sich Vettel auf die Boxentafel verlassen, Foto: Sutton
Wegen der Funkprobleme musste sich Vettel auf die Boxentafel verlassen, Foto: Sutton

"Was die Sequenz dieser Ereignisse angeht, war die Grundlage die Tatsache, dass der Reifenschaden nach der Kollision mit Karthikeyan die Bremslüftung hinten links beschädigte und an dieser Ecke des Fahrzeugs die Temperatur hoch ging." Aus Sicherheitsgründen sei Vettel angewiesen worden, das Auto abzustellen, denn er habe auch ein weicher werdendes Bremspedal gefühlt. Eine defekte Bremse hätte zu einem gefährlichen Abflug führen können, aber Vettel habe die Situation gut gemeistert.

Dann aber folgte der Ausfall von Pastor Maldonado in der letzten Runde, was Vettel als Elfter wieder in die Nähe der Punkte brachte. "Da war nur noch eine Runde zu fahren und man denkt: Okay, bleiben wir draußen und schauen, ob noch etwas passiert, denn es gibt hier noch einen potenziellen Punkt zu verteilen. Aber dann stiegen die Temperaturen weiter. Das war, als wir sagten: Okay, lass uns sehen, dass wir ihn dazu bringen können, das Fahrzeug anzuhalten."

Es sei einfach eine Maßnahme gewesen, Vettel nicht in unnötige Risiken zu bringen, versicherte der Red-Bull-Teamchef. "Aber leider erreichten beide Messages das Auto nicht. Wie sich herausstellte, benutzte Sebastian in der letzten Runde die Bremsen nicht und konnte so die Ziellinie erreichen."