Um Weltmeister zu werden, braucht es eine bestimmte Veranlagung: die Intelligenz. Diese Meinung vertritt Franz Tost. "Sie ist die Grundvoraussetzung", betont der Toro-Rosso-Teamchef. "Wenn mich einer fragt, machen wir einen physischen oder einen mentalen Test mit einem jungen Fahrer, dann würde ich mich immer für einen mentalen Test aussprechen. Körperliche Fitness, jedenfalls das, was man im Cockpit braucht, kann man sich antrainieren. Wenn aber jemand, den Motorsport betreffend, nicht die entsprechende Cleverness mitbringt, dann wird er es nicht schaffen."

Um sich kein faules Ei ins Talente-Nest zu legen, setzt Red Bull auf ganz bestimmte Methoden, um die richtigen Youngster für die eigene, groß aufgezogene Kaderschmiede herauszufiltern. "Es gibt das Diagnostik-Center in Thalgau", verrät Tost. "Dort müssen die Fahrer immer wieder hin und werden getestet. Man kann die mentale Präsenz bis zu einem gewissen Grad trainieren. Aber ohne Veranlagung wird es zum Weltmeister nicht reichen." Wäre das nicht der Fall, hätte es in der Formel 1 laut Tost wesentlich mehr unterschiedliche Weltmeister gegeben.

Tost ist überzeugt, dass hinter dominanten Piloten wie Schumacher, Fangio, Senna und Co. ein bestimmtes System steckt. "Ein Weltmeisterprofil", wie es Tost gegenüber der FAZ beschreibt. "Die hatten alle die entsprechenden Kenntnisse über die Sportart, auch die Aggressivität, das notwendige Potential an Egoismus, das kann man nicht lernen." Diese Eigenschaften würden sich nicht nur im sozialen Umfeld, sondern manchmal auch auf der Strecke entladen.

Zuletzt hatten Beteiligte, Fans und Beobachter heftig über die Kollision zwischen Sebastian Vettel und Narain Karthikeyan in Malaysia diskutiert: wer trug die Schuld am Crash, wie hätten die beiden reagieren sollen und war Vettels Ärger auf den Inder gerechtfertigt? Tost bezog sich zwar nicht auf diese spezielle Situation in Sepang, doch allgemein urteilte er über Weltmeister, dass sich diese manchmal den Respekt auf der Strecke holen würden.

"Das kann nötig sein, zumindest gehört das zu den Eigenschaften von Weltmeistern", meinte Tost. "Das sind extreme Alphatiere, die sagen: 'Pass auf, wenn du nicht zur Seite fährst, dann fahr ich dir rein.' Erinnern wir uns an Prost, Senna, Schumacher, sie alle habe diese Spiele gespielt, das ist im Spitzensport üblich." Das bedeute allerdings nicht, dass sich die Piloten dabei unfair verhalten sollen. Tost: "Ich will damit sagen, dass die Anführer mitunter ein Zeichen ihrer Herrschaft setzen müssen, wenn sie respektiert werden wollen. Dazu gehört im Motorsport ein sehr hartes Fahren."