1. S - wie Startaufstellung

Zweites Rennwochenende, zweites Qualifying, zweite Pole für Lewis Hamilton. Der McLaren-Pilot sicherte sich bereits die Bestzeiten im ersten und zweiten Freien Training und setzte diese Reihe im Qualifying fort. Hinter ihm sortierte sich erneut sein Teamkollege Jenson Button ein. Ob Hamilton mit dieser Situation glücklich ist, scheint aber fraglich. "Ich weiß nicht, ob das hier der beste Startplatz ist. Der Weg zu Kurve eins ist weit und ich darf am Start keine Plätze verlieren. Ich muss als Erster durch die erste Kurve, um danach die Pace vorgeben zu können", erklärte Hamilton.

Dahinter gab ein alter Bekannter sein Comeback bei der Pressekonferenz: Michael Schumacher konnte erstmals seit Suzuka 2006 wieder in die Top-3 des Qualifyings fahren und sprach davon, dass mehr nicht möglich gewesen wäre.

Red Bull hatte erneut das Nachsehen und landete auf den Plätzen vier und sechs. Damit steht es im Qualifikationsduell 2:0 für Mark Webber. Vettel rutscht aber noch eine Position auf, weil Kimi Räikkönen wegen einer Strafe von Rang fünf auf zehn versetzt wird. "Schade, dass wir aufgrund des Getriebewechsels fünf Plätze nach hinten müssen. Das macht unser Leben nicht einfacher", zeigte sich der Finne enttäuscht.

2. S - wie Start

Die lange Gerade auf dem Sepang International Circuit wird die erste große Herausforderung im Rennen. Denn wie Hamilton bemerkte, gilt es, sich nicht überholen zu lassen, bevor es in die enge erste Kurve geht. "Wir wollen beide als Erster in die erste Kurve, aber es ist nicht nur die erste Kurve, es ist ein langes und hartes Rennen", bestätigte Button, der wie in Melbourne sofort an seinem Teamkollegen vorbeiziehen möchte.

Allerdings droht in Buttons Augen auch Gefahr von hinten. "Aber wir könnten ja auch gar nicht vorne sein, vielleicht überholt uns Michael", überlegte der Brite aufgrund der guten Starts der Mercedes.

Entscheidend wird aber, dass alle Piloten heil durch die erste Kurve kommen, woran Kai Ebel leichte Zweifel hat. "Normalerweise müsste beim Start genug Platz sein, so dass es keinen Unfall gibt. Andererseits ist Lewis Hamilton sehr ehrgeizig, weil er das wiedergutmachen möchte, was ihm in Australien entgangen ist, nämlich einen Sieg."

3. S - wie Sonntagswetter

Der Grand Prix von Malaysia hält in der Regel immer besondere Wetterkapriolen bereit. Von Hitze bis monsunartigen Regenfällen müssen die Piloten mit allem rechnen. "Das ist hier immer ein großer Faktor. Es ist unvorhersehbar und auch nicht kalkulierbar. Selbst das Wetterradar lässt nicht immer genaue Prognosen zu", scherzte Schumacher, der schon so manch kuriose Situation in Sepang erlebte.

Vor allem fallen im Zweifelsfall nicht einfach nur ein paar Tropfen vom Himmel. "Denn wenn es hier regnet, dann regnet es richtig", bestätigte auch Ebel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Das führte 2009 sogar soweit, dass das Rennen unterbrochen wurde. Eine spätere Wiederaufnahme war dann aufgrund der bereits untergehenden Sonne nicht mehr möglich.

Sollte es trocken bleiben, werden die Akteure eben nicht von oben, sondern von innen heraus nass. Denn bei tropischen Temperaturen läuft der Schweiß in Strömen. Iceman Räikkönen stören die Temperaturen aber nur bedingt: "Wenn man fährt, dann ist die Hitze kein Problem. Nur wenn man stoppt, wird es echt unangenehm im Auto."

4. S - wie Strategie

Das Thema Strategie ist in Malaysia ein heiß diskutiertes. Denn die Reifen bauen aufgrund von Hitze und des rauen Asphalts schneller ab als auf anderen Strecken. Daher ist Pirelli auch mit dem Medium und dem harten Reifen angereist. Doch die Meinungen gehen stark auseinander. "Ich sehe keine großen Unterschiede zwischen den Reifen", erklärte Fernando Alonso. Vettel jedoch ist anderer Meinung. "Vor allem auf dem weichen Reifen habe ich mich nicht richtig wohl gefühlt. Als ich gegen Ende von Q3 auf den harten Reifen gewechselt bin, war es etwas besser", gestand der Weltmeister.

Red Bull grübelt über den Reifen, Foto: Red Bull
Red Bull grübelt über den Reifen, Foto: Red Bull

Doch auch Alonso erwartet unterschiedlichste Strategien. "Manche nutzen die Option- und andere die Prime-Reifen in den gleichen Stints." Genau das hat Vettel vor, der im Unterschied zu den anderen Piloten in den Top-10 auf harten Pneus starten wird. "Sebastian auf Hart ist interessant", musste auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gestehen. Aber sein Pilot Button blieb gelassen. "Jeder ist aufgeregt, weil Sebastian den Prime fährt", bestätigte der Weltmeister von 2009. Er selbst wollte dazu aber nicht großartig Stellung beziehen, sondern war einfach nur zufrieden mit seinen weichen Pneus. "Wir haben, was wir haben, und bei uns war es die richtige Wahl, denn wir stehen auf Eins und Zwei."

Red-Bull-Berater Helmut Marko war hingegen von Vettels Strategie überzeugt. "Der härtere Reifen ist vielleicht in den ersten zwei Runden etwas langsamer, aber dann gleich schnell wie der weiche Reifen und er hat den Vorteil, dass er nicht so schnell abbaut. Das kann für Sebastian ein großer Joker sein", prognostizierte der Österreicher im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Egal auf welchen Reifen gestartet wird, die Strategie im weiteren Verlauf des Rennens wird interessant. Während sich Vettel alle Boxenstopp-Optionen offenhielt, wurde Niki Lauda deutlicher. "Es wird sicher drei Stopps geben", glaubte der Experte im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Doch selbst wenn die Anzahl geklärt ist, ist es die Vorgehensweise noch lange nicht. "Ich weiß noch nicht einmal, welche Reifen wir beim ersten Boxenstopp wählen werden", zeigte sich Button etwas ratlos.

5. S - wie Strecke

Nicht nur auf der Strecke ging es in Sepang bislang heiß her. Um 3:00 Uhr Ortszeit brannte plötzlich die Lotus-Hospitality. Ein Kühlschrank hatte Feuer gefangen und es dauerte über eine Stunde, bis die Feuerwehr eintraf. Bis dahin war die ganze Hospitality des Teams niedergebrannt - auch die Räume für die Ingenieure im Obergeschoss. Lotus nahm den ärgerlichen Unfall immerhin mit Humor: "Unsere Sympathien gehen an die Leute, die zuerst in dem feuergeschädigten Gebäude waren, denn sie werden für den Rest des Tages mit Rauch parfümiert sein. Wir könnten auch ein paar hungrige Lotus-Teammitglieder sehen, die im Fahrerlager herumwandern und möglicherweise einen bestimmten Fahrer, der alternative Eiscreme-Quellen sucht..."

Ob Kimi Räikkönen fündig wurde, ist nicht überliefert. Dafür hatte der Iceman eine andere Meinung. "Ich denke, dass der weiche Reifen im Qualifying der bessere war", so der Lotus-Pilot. "Welcher Reifen dann im Rennen endgültig besser ist, kann ich nicht sagen. Das werden wir morgen sehen." Nicht nur Räikkönen rätselt über die Reifen, auch der Rest des Fahrerlagers grübelt. Ein Grund: das Asphaltband auf dem Sepang International Circuit erlebt im Laufe des Wochenendes eine Evolution, wie es Ross Brawn ausdrückte. Hitze, Regen und extreme Luftfeuchtigkeit sorgen für die wechselnden Verhältnisse auf der 5,543 km langen Strecke nahe Kuala Lumpurs.

Massa machte einen zufriedenen Eindruck, Foto: Sutton
Massa machte einen zufriedenen Eindruck, Foto: Sutton

6. S - wie Strauchelnde Scuderia

Ferrari hat es zu Beginn der neuen Saison nicht leicht. Nach dem unbefriedigenden Auftakt in Melbourne blieben der Scuderia nur wenige Tage Zeit, um die zickige Rote Göttin ansatzweise in den Griff zu bekommen. Das Resultat in Sepang: Fernando Alonso schaffte es zumindest in Q3, während Felipe Massa im zweiten Abschnitt hängen blieb und sich von P12 durchs enge Feld kämpfen muss. "Zurzeit hat dieses Fahrzeug viele Probleme, aber als Resultat dessen auch einen großen Raum für Verbesserungen", schmeichelte Alonso dem F2012 nicht gerade. Obendrein fiel diesmal sogar das KERS aus.

Ganz anders klang Massa. "Es war schön, ein normales Qualifying zu haben, wo sich das Auto so verhält, wie ich das erwarte", meinte der Brasilianer angesichts seines neuen Chassis und sorgte damit für Stirnrunzeln. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich Massa - sowieso schon heftigem Gegenwind ausgesetzt - mit Platz 12 zufrieden zeigt. "Wenn man Australien und Malaysia vergleicht, dann haben wir einen Fortschritt gemacht", fügte er hinzu. Doch selbst aus der oberen Etage gab es Lob. "Endlich hatte er ein Auto, das gut ausbalanciert war und das konnte man auch auf der Uhr sehen", sagte Stefano Domenicali.

7. S - wie Spannung

Geht es nach Niki Lauda, ist der Ausgang des zweiten Rennens der Saison im Ansatz klar. "McLaren ist das Maß aller Dinge", meint er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man kann davon ausgehen, dass Lewis Hamilton und Jenson Button das Rennen bestimmen werden." Viele im Fahrerlager tippen auf eine chromfarbene Triumphfahrt in Malaysia - doch gewinnen kann am Ende nur Einer. "Mein Tipp ist, dass wenn es trocken ist, ich wieder Jenson Button vorne sehe", glaubt Kai Ebel. "Ich denke, dass auch Vettel auf das Podest fährt, weil er dies schon in Australien gezeigt hat und auch seine Miene spricht dafür."

Nicht außer Acht lassen darf man Michael Schumacher, der zumindest nach dem Qualifying auf Podiumskurs lag. Der wahre Speed des Mercedes ist noch relativ unbekannt, am Sonntag erhält Schumacher die nächste Chance zu zeigen, was im Silberpfeil steckt. Man darf sich gespannt vor den Fernseher setzen und schauen, ob es der 43-Jährige schafft, zumindest die Red-Bull-Attacken von hinten abzuwehren.

Spannung über das gesamte Feld verteilt verspricht außerdem das große Reifen-Rätseln. Zweitweise machte es den Anschein, als ob die fragilen Pirelli-Pneus auf der Strecke machen würden, was sie wollen. Wie lange die Reifen in der Hitze von Sepang wirklich halten und welche Strategie sich als richtige herausstellt, wird ein Schlüssel zum Rennen sein. Kleiner Tipp: achten Sie in den ersten Runden genauestens auf Vettels RB8, der als einziger in den Top-10 auf harten Reifen startet.