Die Formel 1 kann kompliziert sein, Politik kann kompliziert sein, dementsprechend ist Politik in der Formel 1 sehr kompliziert. Bernie Ecclestone hatte am Samstagmorgen voller Freude bekanntgegeben, dass er mit der Mehrheit der Teams eine kommerzielle Vereinbarung gefunden hat, wie es in der Formel 1 weitergeht, nachdem das aktuelle Concorde Agreement Ende 2012 ausläuft. Dazu nannte er noch Ferrari, Red Bull und McLaren als jene, die einer kommerziellen Vereinbarung zugestimmt hätten.

Es wäre schön gewesen, wenn diese Sache damit einfach vom Tisch wäre, so einfach ist es aber natürlich nicht. "In der Formel 1 gibt es immer die Chance, dass Vertragsdinge kompliziert werden und sich ausdehnen. Bernie hat nicht gesagt, dass eine Mehrheit unterzeichnet hat. Er hat gesagt, dass es eine Vereinbarung mit der Mehrheit der Teams gibt, das heißt also sieben oder mehr. Ich weiß nicht, wer etwas unterzeichnet hat, aber McLaren hat bislang nichts unterschrieben. Wir reden mit Bernie und dem Rechteinhaber", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Kopf in den Sand oder nicht

Die Gespräche nannte er durchaus konstruktiv und er ging davon aus, dass es einem Großteil der Teams so geht. "Wir haben zwar noch nichts unterschrieben, aber ein Großteil der Teams findet wohl eine Vereinbarung. Man kann da den Kopf in den Sand stecken oder sagen, wir finden eine pragmatische Lösung", betonte er. Dennoch musste er zugeben, dass die ganze Sache komplizierter geworden ist, seitdem die FOTA nicht mehr geschlossen für alle Teams auftreten kann. Vor allem der Abschied von Ferrari und Red Bull hat da nicht geholfen.

Warum Ecclestone überhaupt mit seinem Statement herausrückte, wenn es eigentlich noch keine Unterschriften gibt, konnte Whitmarsh leicht begründen. "Ich denke, Bernie will gute Neuigkeiten für die Formel 1 haben. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob wir im Streit auseinander brechen und das ist wohl eine gute Nachricht, oder etwa nicht?" Wer neben Ferrari, Red Bull und McLaren noch mit Ecclestone vor einer Einigung steht, konnte Whitmarsh nicht sagen, angeblich sollen es aber Toro Rosso, Sauber, Lotus und Force India sein. Mercedes, Williams, Caterham, HRT und Marussia scheinen hingegen noch nicht mit Ecclestones Angebot leben zu können.

Langfristige Modelle

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ließ sich allerdings nichts entlocken. "Derzeit gibt es nichts. Wir werden euch informieren, sofern wir dazu etwas sagen können", meinte er nur. Ein Thema in der ganzen Diskussion sind natürlich auch die Kosten. Beim Unterhaltungswert sah Whitmarsh die Formel 1 aktuell gut aufgestellt, bei der Kostenfrage ortete er noch Defizite. "Heute gibt es immer noch viele Teams, die noch keine langfristig umsetzbaren Geschäftsmodelle haben. Wir müssen weiter arbeiten, damit wir sicherstellen, dass es für die Mehrheit der Teams haltbare Geschäftsmodelle gibt", sagte er. So gesehen könnte es noch etwas zu tun geben, bevor es dann eine Vereinbarung gibt, die der Rechteinhaber, die FIA und alle Teams mittragen, womit dann neben kommerziellen Abkommen auch ein neues Concorde Agreement stünde.